Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Verlangen nach Rekrutierung angetrieben war, sondern von einer ständigen Sehnsucht nach menschlicher Wärme. Ihr wahnsinniger Trieb, den Rest des Systems nach ihrem Ebenbild neu zu erschaffen,
war nichts weniger als der Versuch, die Vorstellung auszumerzen, dass ebendieses System etwas anderes sein könnte als das, was es wirklich war: eine Welt, an der sie nie teilhaben würden.
    Er fragte sich nicht zum ersten Mal, welche Art Mensch mit diesen Leuten arbeitete. Am liebsten hätte er sich die Seele aus dem Leib gekotzt.
    Drem und Verena schlossen sich den anderen wieder an und gingen weiter. Sie fühlten sich wie betäubt. Das war zwar besser, als sich angeekelt und voller Panik zu fühlen, aber nicht viel. Sie folgten den Anweisungen, die Drem erhalten hatte, um zum Kernstück der Kolonie zu gelangen. Es gab kein Zögern. Schwestern ließen sich nicht vom Erreichen ihres Ziels abbringen: nicht durch Blutbäder, nicht durch persönliches Risiko und nicht durch die Vielzahl mentaler Schrecken, die sie erleiden mussten.
    Unterwegs unterhielten sie sich leise, auch wenn es nur deshalb war, um die eigenen Stimmen zu hören. Es waren hypernormale Unterhaltungen, die vollkommen negierten, was gerade geschehen war: Status-Checks, Teamkoordination, Sichtkontakte, die sie alle wahrnahmen, sich aber dennoch gegenseitig beschrieben. Sie überquerten hohe Brücken und sahen Metallsoldaten in der Ferne üben. Sie gingen über große, durchsichtige Böden aus Nanoaluminium. Darunter fanden Reparatur- oder Austauscharbeiten statt. Sie sahen Körper, aus denen Implantate erst entfernt und dann andere hineingezwungen wurden. Unter seinen Füßen bemerkte Drem die schwachen Umrisse einiger Metallhaufen, die dem, der sie verfolgt hatte, sehr ähnlich sahen. Er dachte an die kaputten, die dalagen und nicht in der Lage waren zu sprechen. Das Wimmern. Wie tote Zellen eines Körpers, die darauf warteten zu zerfallen.
    Schließlich erreichten sie einen Versammlungssaal, der von Sanshas bewacht wurde, die mehr Implantate als menschliche
Haut hatten. Die Wachen waren große, mit Metall vollgestopfte Ungeheuer, ihre Hände vielseitige Instrumente. Sie trugen keine Waffen, sie waren Waffen.
    Drem trat vor und sagte: »Ich bin hier, um euren Anführer zu treffen.«
    Eine der Kreaturen betrachtete ihn und sagte mit einer Stimme, die entweder kaum in Anspruch genommen oder künstlich erzeugt wurde: »Sie werden gescannt.«
    »Nur zu«, sagte Drem.
    Der Torso der Kreatur, der halb von Metall umkleidet war, öffnete sich. Zum Vorschein kamen einige Miniaturdrohnen. Sie lagen in einem korbartigen Behälter, der mit einer zähflüssigen, öligen Substanz gefüllt war. Sie befanden sich an der Stelle, wo sich üblicherweise der menschliche Magen befand. Drem wurde übel.
    »Stehen Sie still. Wenn Sie sie angreifen, werden sie Sie auslöschen«, sagte die Wache.
    Er stand still. Die Drohnen rollten aus ihrem Korb und klapperten auf den Boden. Sie begannen zu vibrieren und zu qualmen. Drem spürte die Hitze, die sie ausstrahlten. Es stank, so stellte er sich vor, wie gekochte oder verbrannte Magensäure.
    Nachdem die Drohnen sich getrocknet hatten, hörten die Vibrationen auf und wurden durch ein leises Brummen ersetzt. Eine nach der anderen hob ab und stieg auf Gesichtshöhe auf. Dort schwebten sie wie ein Schwarm Insekten. Alle hatten eine Linse, die sie auf Drems Gesicht richteten. Sie waren so dicht vor ihm, dass er sein öliges Spiegelbild auf ihren gebogenen Oberflächen sehen konnte.
    Sie starrten ihn eine ganze Weile an, bevor sie sich in ihr fettiges Fach zurückzogen.
    Die Wache sagte: »Sie können eintreten. Die können nicht eintreten.«
    Yaman konnte sich nicht beherrschen und sagte: »Was für
ein Scheißscan war das denn?« Drem hörte, wie Yamans Stimme zitterte. Er wusste, seine Stimme würde nicht viel anders klingen.
    Die Wache schwieg einen Moment und sagte dann: »Der letzte.«
    »Das heißt?«
    »Sie wurden alle bereits gescannt.«
    Drem wandte sich an Yaman und sagte: »Wahrscheinlich haben sie hier Bioscan-Ausrüstung in die Wände eingebaut.«
    »Und was zum Teufel haben diese Dinger dann gerade gemacht? «
    Drem schaute wieder zu der Wache. Sein Entsetzen hatte ihn vorübergehend in einen ruhigen Zustand der Wissbegierde und Klarheit versetzt. »Den Ton angeben«, sagte er. »Alles klar. Bringen wir es hinter uns.«
    Die Wache wandte Drem langsam ihren Blick zu. Der Metallkopf drehte sich, bis die Augen – oder was immer

Weitere Kostenlose Bücher