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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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auch in diesen toten Augenhöhlen glühte – ihn direkt anschauten. Sie wiederholte ihre Anweisung, dass Drem eintreten durfte und dass der Rest des Teams draußen bleiben musste.
    Und sie verlangte, dass er sich nackt auszog.
    Drem hörte ein Prusten und drehte sich um. Klar, es war Yaman, der verzweifelt versuchte, keine Miene zu verziehen.
    Er drehte sich wieder um, aber in den Augen des Sansha war nichts, das auch nur ansatzweise nach Sympathie aussah.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte er.
    »Sie können eintreten. Alleine. Ungeschützt.«
    »Kann ich wenigstens meine Unterwäsche anbehalten?«
    Das Schweigen wurde nur durch das leise Ticken von Gedanken und Metallzahnrädern unterbrochen.
    »Nein«, sagte das Ungeheuer.
    »Ist da etwas … irgendetwas … auf der anderen Seite dieser
Wand, das sich bewegt, außer der Person, die ich treffen soll?«, fragte Drem.
    Das Ungeheuer sagte, dem sei nicht so, außer den anderen Wachen.
    »Wir drehen uns um«, sagte Ortag. »Lass es uns einfach hinter uns bringen. Ich will aus diesem Irrenhaus so schnell wie möglich raus.«
    Drem zog eine Augenbraue hoch.
    Ortag zuckte mit den Schultern. »Wir haben Speichenbomben. Der Gedanke war wirklich ausgezeichnet. Sie haben das hier.« Er nickte in Richtung der Wache. »Wir sind ohnehin tot, wenn sie das wollen.«
    In dem Land jenseits von Entsetzen und Adrenalin seufzte Drem und fing an, seine Ausrüstung abzunehmen.
    Es dauerte eine Weile. Die Schutzanzüge der Schwestern waren nicht dafür geschaffen, schnell ausgezogen zu werden. Als er sich bis auf die zivile Kleidung ausgezogen hatte, versuchte er, nicht zu zögern und sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. Verlegenheit war an diesem Ort ohnehin ein vollkommen unsinniges Konzept. Ortag sah hinauf in die Luft und Verena auf den Boden. Doch als er das letzte Kleidungsstück auszog, erwischte er sie, wie sie einen Blick riskierte.
    Yaman, wer auch sonst, rief aus: »Heilige Scheiße, du bist rasiert ?« Das war der Zeitpunkt, an dem die beiden anderen in die Knie gingen, zu Boden schauten und brüllten vor Lachen.
    Er ließ seine Kleidung auf einem Haufen liegen und ging zu dem Tor. Es öffnete sich und die Wachen standen Spalier.
    »Ich glaube, es zieht«, murmelte er und nötigte damit den anderen einen weiteren Lacher ab. Was tat man nicht alles für ein wenig Humor an diesem verfluchten Ort.
    Er ging durch das Tor, das sich hinter ihm schloss.
    Überall schnurrten Maschinen. Kleine Dinger aus Metall und Elektrizität flitzten über den Boden. An den Wänden hingen
große, durchsichtige Röhren, in denen Körper in Ektoplasma aufbewahrt wurden: Klone an lebenserhaltenden Systemen. Weiter weg befanden sich große, helle Blöcke, die wie Tautropfen in einem Netz miteinander verbunden waren. Er nahm an, dass dies sichtbare Teile der Atmosphärengeneratoren waren, die die Berechnungen für die Kolonie und darüber hinaus vornahmen. Hier war das Zentrum.
    In den Schatten standen bewegungslose, aber atmende Wachen.
    Er ging weiter und versuchte, nicht daran zu denken, wie der Staub sich auf seiner schweißbedeckten Haut absetzte. Es juckte. Vor ihm war eine Art Herzstück; ein freier Platz mit einem Podest, das von vielen Kabeln und Schnüren umgeben war.
    Als er sich näherte, sah er, dass auf dem Podest ein Mensch auf einem Thron saß. Die Person – ein Mann, ebenfalls nackt, soweit von seinem Fleisch noch etwas übrig war – passte sich seinem Sitz an, der sich um ihn herumbog. Die Schnüre führten bis zu ihm hin. Drem wusste, dass sie nicht an der Oberfläche endeten.
    Drem blieb vor ihm stehen und wartete ab.
    Die Lippen des Mannes teilten sich, und eine Stimme war zu hören, die sagte: »Ich bin Sansha Kuvakei.«
    Drem sagte nichts.
    Die Lippen zuckten sich zu einem Lächeln zurecht und sagten: »Du glaubst mir nicht.« Die Worte klangen heiser und getragen, als ob sie von einer durchstochenen Lunge und zerschlissenen Kabeln gesprochen wurden. Jedes einzelne war sorgfältig betont, als ob es das letzte sein könnte.
    »Das, womit ich mich unterhalte, ist sicherlich der große Anführer«, sagte Drem. »Aber ich sehe ihn nicht vor mir.«
    Der Glatzkopf des Mannes war voller Drähte. Die hauchdünnen Fäden zitterten daraus hervor und waren mit dem Stuhl verbunden. Sie waren lang genug, dass er sich bewegen konnte.
    »Ich sehe die Welt durch die Augen anderer Menschen«, sagte Sansha.
    Drem konnte nicht anders, als die Körper anzuschauen, die in den

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