Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>

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hinzuzufügen oder zu berichtigen. Der Mann davor ihm, oder der Geist dahinter, sprach die Wahrheit.
    »Bist du sicher, was deine Absicht angeht?«, fragte Sansha Kuvakei ihn.
    Er atmete tief ein. Die Luft war abgestanden und blieb ihm im Halse stecken.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich, wie er so nackt dastand.
    Der alte Mann nickte erneut. Die dünnen Kabel an seinem Kopf zitterten. Mit sichtlicher Anstrengung hob er eine Hand und streckte sie nach Drem aus. Auf unangenehme Art erinnerte
die Bewegung an das Kind in der Metallhülle. »Komm näher«, sagte er.
    Drem trat vor, betrat das Podest und kniete vor dem alten Mann nieder. Sansha streichelte ihm sanft die Wange und legte eine Hand auf sein Haar, als ob er ein missratener Sohn sei.
    »Falls du es bist … wenn du es bist … dann gebe ich dir, was du brauchst«, sagte er mit zitternder Stimme. »Du wunderbares Monster.«

15. Kapitel
    Ralea schlenderte durch den Metallkorridor des Schiffs und ließ ihre Finger über seine Kanten und Kerben streichen.
    Sie war dabei, sich neu zu finden; sie und Hunderttausende anderer wanden sich in einem langen Gespann wie eine Karawane durch den Weltraum. Wenn sie aus einem der vielen Aussichtsfenster dieses Schiffs blickte, sah sie Cruiser und Battleships, die neben ihnen herschwebten. Die Waffen auf ihren riesigen Rümpfen hoben sich gegen die pupurroten Nebel ab.
    In der Minmatar-Republik konnte ein Mensch für sein Volk arbeiten und die Ideale unterstützen, die nicht nur den Einzelnen ehrten, sondern sogar Individualität verlangten und die Fähigkeit, sich um andere zu sorgen. Die Republik war berühmt und berüchtigt für ihre Tendenz, eine funktionierende Maschinerie aus unvollkommenen Zutaten zusammenzuschustern und Funktion weit höher zu bewerten als Image. Die Minmatar hatten dies in allen Bereichen ihrer Gesellschaft getan. Ihre Politik bestand aus Argumenten und Stolz. Ihre Technologie bestand zunächst aus primitiver Maschinerie in einer an Rohstoffen armen Welt. Inzwischen war sie fortgeschritten – und es gab Raumschiffe, die scheinbar mit Lötzinn und Trotz zusammengehalten wurden. Ihre soziale Ideologie gründete sich darauf, in einer Republik zu leben, die von den Amarr in Stücke
gerissen worden war. Die Amarr waren in längst vergangenen Zeiten in Volksgruppen eingefallen und hatten diese zur Versklavung in ihr eigenes Imperium verschleppt.
    Die Karawane steuerte ins Unbekannte. Niemand wusste, worum es sich bei diesem riesigen Bauvorhaben handelte. Man spekulierte über eine Raumstation oder einen Überbau auf einem Planeten, der sogar dann als uneinnehmbar gelten sollte, wenn die galaktischen Waffen, die gegen die Minmatar während des großen Aufstands eingesetzt worden waren, benutzt würden. Heutzutage waren sich alle einig, was sogar Außenstehende wie Ralea bemerkten, dass es eine große Erneuerung gab. Etwas Wichtiges wurde in einer Umgebung erschaffen, in der jeder seinen Wert hatte. Sie warfen ihre Vergangenheit nicht ab, aber sie versanken auch nicht darin wie in radioaktivem Schlamm.
    Allein ihr Schiff beherbergte Tausende von Menschen. Sie befand sich auf einem industriellen Frachter, der früher lebende Tiere transportiert hatte. Es war deprimierend zu sehen, wie wenige Veränderungen notwendig gewesen waren, um ihn für Menschentransporte zu benutzen. Die Minmatar waren Experten der Anpassung.
    Sie ging weiter und nach oben. Hinter den Schiffswänden war ein ständiges, gedämpftes Brausen zu hören. Das Summen der Maschinen vermischte sich mit dem Gemurmel der Leute, die unten lebten. Sie stieg Deck um Deck nach oben. Das Brausen wurde leiser, bis schließlich nur ein entferntes Flüstern übrig blieb. Metall wich Kunststoff, Leder und Glas. Ralea sah in andere Räume – in Räume der Entspannung: Sessel und Sofas, HoloVids liefen, Getränke waren reichlich vorhanden. Je näher sie dem obersten Deck kam – den Behausungen derjenigen, die das große Projekt leiteten –, desto luxuriöser wurde das Leben. Genau, wie es vor ewigen Zeiten auf der Station gewesen war.

    Sie blieb stehen. Etwas glitzerte auf dem unechten Holzboden. Das Material auf dem Boden bestand aus gefärbtem Kunststoff, der so gebeizt und poliert worden war, dass er wie Parkett aussah. Wenn sie es mit ihren bloßen Fingern berührte, standen ihr die Haare zu Berge; es war, als ob man jemandem die Wange streichelte und herausfand, dass es sich nicht um ein menschliches Wesen handelte. Sie bückte sich und