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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Vorgeblich handelte es sich um einen Public-Relations-Agenten, doch dieser Mann hatte die unverkennbare Ausstrahlung eines Soldaten. Das Grau seiner Kleidung, die gestärkt und gebügelt wirkte, war von tiefdunklem Rotgold durchdrungen.
    »Ich heiße Raseren Arkah. Willkommen in unserem Stützpunkt«, sagte er.
    »Es ist mir ein Vergnügen. Danke für die Einladung«, sagte Drem. Er erwartete, dass der Mann ihm die Hand schüttelte, aber Raseren stand stocksteif da.
    »Der Stationsaufseher erwartet Sie, aber er bat mich, Sie
zunächst in unserer Einrichtung herumzuführen, wenn Sie möchten und sich dazu in der Lage fühlen.«
    »Das wäre nett«, sagte Drem.
    »Wir gehen zunächst zu den Ausbildungsstätten«, sagte Raseren und marschierte davon.
    Sie kamen durch große Hallen mit hohen Decken, die von durchsichtigem Nanoaluminium und dem schwarzen All dahinter begrenzt wurden. Schweißgestank lag in der Luft. Überall hörte man dumpfes Aufprallen, weil Hunderte Menschen auf Matten landeten oder gegen gepolsterte Hindernisse schlugen.
    »Das sind aber viele«, sagte Drem erstaunt.
    »Die Blutjäger sind eine starke Fraktion«, kommentierte Raseren geradeheraus.
    Drem beobachtete die Rekruten, die sich gegenseitig durch die Gegend warfen. »Alle sind mit Kampfübungen beschäftigt«, fügte er hinzu.
    »Wir konzentrieren uns hier auf den Nahkampf. Praktische Übungen, die beim Einsteigen und bei einer Invasion nützlich sind.«
    »Das ist nicht unbedingt das Erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an interstellare Kriegsführung denkt«, sagte Drem.
    Das schien Raseren zu belustigen. »An einem anderen Standort in der Kolonie gibt es noch eine unabhängige Ausbildungsstelle für Taktik und Raumkampf. Die Kommandantur will nicht, dass die Rekruten es sich an ihren Schreibtischen allzu bequem machen, bevor sie gelernt haben, sich die Hände schmutzig zu machen.«
    »Ich denke, wenn man erst ein paar Mal gewürgt wurde oder einige Schläge ins Gesicht bekommen hat, dann wird die Arroganz etwas gedämpft«, sagte Drem. Die Würfe und Hebelangriffe resultierten in dumpfen Aufschlägen auf dem Boden, die er durch die Sohlen seiner Füße spürte.

    Raseren nickte. »Es spornt sie an, sich ständig zu verbessern. Egal, wie gut es ihnen anderswo gehen wird, sie werden nie die schmerzhaften Alternativen vergessen, die auf sie warten, wenn ihre interstellaren Taktiken sie im Stich lassen.«
    Sie durchquerten mehrere Räume. Jeder war etwas kleiner als der vorhergehende. Dann liefen sie einen verlassenen Flur hinunter. Der Geruch wandelte sich von Schweißgeruch zu Desinfektionsmitteln; die Farben gingen von gedämpftem Dunkel in gleißendes Weiß über. Es war sehr still.
    Schließlich gingen sie durch eine Schleuse. Diese hatte zwei Türen, die hermetisch verschlossen wurden. Die Luft dazwischen war gefüllt mit Mikrodesinfektionsmitteln; danach betraten sie die medizinische Abteilung. Überall befanden sich kleine Räume, deren Wände aus verschieden eingefärbtem Glas bestanden. Die meisten waren vollkommen durchsichtig. In den Zimmern arbeiteten weißgekleidete Studenten emsig an verschiedenen organischen Dingen.
    »Hier steht man ganz schön unter Druck, nicht wahr? Es gibt ja überhaupt keine Privatsphäre«, sagte Drem. Sogar die Zimmer mit leicht milchigen Glaswänden waren so hell erleuchtet, dass die Silhouetten der Studenten wie bewegliche Röntgenbilder zu sehen waren.
    »Ein Teil der Ausbildung der Kadetten besteht darin, unter Druck und Beobachtung arbeiten zu können. Das sind die letzten Belastungsproben, denen sie ausgesetzt werden, bevor sie sich endgültig den Blutjägern anschließen.«
    Drem warf im Vorbeigehen einen Blick in ein paar andere Räume. Er nahm an, dass die meisten Leute sich medizinischen Tätigkeiten widmeten, weil sie viele kleine und scharfe Metallgegenstände benutzten.
    »Das sind die merkwürdigsten Körperpuppen, die ich je gesehen habe«, bemerkte Drem. Er betrachtete sie genauer und sagte: »Bei einigen fehlt ja jegliches Fleisch.«

    Er bekam keine Antwort. Ihm kam der Gedanke, dass es sich vielleicht nicht bei allen um Puppen handelte. Daraufhin hielt er seinen Blick fest auf den Hinterkopf des Repräsentanten gerichtet.
    Sie gingen weiter. Raseren unterhielt sich leise mit ihm über die großen medizinischen Fortschritte, die die Blutjäger in den letzten Jahren erzielt hatten, und über das neu erwachte wissenschaftliche Interesse an der Zusammensetzung des menschlichen

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