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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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verteilten Tötungsmissionen an die Kapselpiloten. Die Art und Weise erinnerte Drem an eine riesige, kalte Maschinerie, deren Zahnräder durch den Staub der Menschenleben knirschten. Das brachte ihn dazu, sehr gründlich darüber nachzudenken, was geschehen war und wie.
    Drem, wie er leibte und lebte. Er war schon immer so gewesen. Probleme, sogar Ereignisse, die zu den schlimmsten seines Lebens gehörten, versetzten sein analytisches Denken in Höchstform. Eine lange Gedankenkette wurde in Gang gesetzt, die sich immer wieder in andere Pläne verwandelte. Diese Fähigkeit war so tief in ihm verwurzelt, dass er sie auf bewusster Ebene gar nicht vollständig verstand. Zur Verdeutlichung konnte er nur Symbole heranziehen: Eine Idee entstand zunächst als kleiner roter Magmaklumpen und entfaltete dann langsam seine Arme, wie die einer Anemone; jeder einzelne war unabhängig von den anderen, aber immer noch mit dem Herzstück verbunden.
    Als die KI fertig war, wartete sie schweigend auf eine Reaktion von Drem.
    »Ich wüsste gerne noch mehr«, sagte er schließlich.
    »Ausgezeichnet. Alles, was Sie über die Welt da draußen wissen wollen, ist gesund und wird Ihnen guttun. Schießen Sie los.«
    Er stellte noch weitere Fragen. Dann verarbeitete er die Daten innerlich. Langsam begann das Herzstück zu glühen.

    Die KI war davon überzeugt, dass dies eine Hintertür war, um doch noch Psychotherapie zu betreiben. Deshalb führte sie die Unterhaltung nur allzu gerne bis spät in die Nacht weiter. Es gab allerdings Momente, in denen ihre Prozessoren bemerkten, dass da weit mehr im Argen lag, als sie erfassen konnte. Jedes Mal, wenn sie Drems Familie erwähnte, erfolgte keinerlei Antwort. Es war so, als ob Drem jegliche Gedanken an sie vollkommen blockierte. Außerdem reagierte er auf Kommentare, die das Leben seines Bruders betrafen – aber jeder Versuch, den Tod des Jungen ins Spiel zu bringen, führte zu eisigem Schweigen.
    Sobald er dazu in der Lage war, die Station der Länge nach zu durchqueren, ohne schmerzhafte Muskelkrämpfe zu erleiden, bat Drem um eine Audienz bei dem ranghöchsten Repräsentanten der Blutjäger, der willens war, ihn zu empfangen. Schließlich wurde ihm eine Reise zu einer nahegelegenen Militärkolonie gestattet. In einem Teil dieser Kolonie befand sich die Kommandozentrale der örtlichen Blutjäger-Garnison, in einem anderen wurden Leichen abgeladen und in wieder einem anderen wurden neue Kräfte ausgebildet.
    Sie befand sich auf einem riesigen Asteroiden. Dieser war von innen einerseits auf natürliche Weise, andererseits durch bauliche Maßnahmen ausgehöhlt und mit Koloniesektionen gefüllt worden. Die Kolonie sah aus wie eine Metallsaat, die kurz davor war, aus dem Felsen heraus zu erblühen. Sie glitzerte im Licht der nahegelegenen Sonne. Drem, der seine eigene Kolonie nicht oft von außen gesehen hatte, war erstaunt darüber, dass menschliche Völker sich so vollkommen in eine unwirtliche Umgebung einfügen konnten, dass es so aussah, als hätte diese Umgebung sie hervorgebracht. Andererseits waren die Blutjäger ganz besonders geschickt darin, sich in die Leben anderer Menschen einzuschleichen und sich an ihre Umgebung
anzupassen. Schließlich schafften sie es, sich auf unzählige Weisen unentbehrlich zu machen, als ob ihre Anwesenheit schon immer gebraucht worden wäre.
    Sie flogen in einen Tunnel, der bis tief ins Herz der Station reichte. Das Schiff schaltete die Energie ab und wurde von einer unsichtbaren Kraft hineingezogen. Der Tunnel war gut beleuchtet, ebenso wie der Hangar, in dem sie landeten. Licht war eine der wichtigsten Voraussetzungen beim Betreiben einer Weltraumkolonie. Es wurde oft als zweitwichtigster Planungspunkt neben Räumen und Decken angesehen. Kolonieaufseher, die nicht genug Wert auf die ausreichende Beleuchtung ihrer Stationen legten, waren nicht gut beraten, oder sie überschätzten maßlos ihre diplomatischen Fähigkeiten. Die Kosten für Elektrizität waren sogar auf einer Kolonie in den Tiefen des Alls nur ein geringer Preis dafür, die Massen unter Kontrolle zu halten.
    Drem hatte auf diesem Flug etwas abseits der anderen Passagiere gesessen. Es handelte sich um Freiwillige, die sich wenig bis gar nicht für ihn interessierten. Er war zwar dankbar für die Gelegenheit gewesen, seine Gedanken zu sortieren, aber er hätte auch gerne gespürt, dass irgendjemand seine Gegenwart wahrnahm. Beim Aussteigen wurde er von einem Repräsentanten in Empfang genommen.

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