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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Sie werden dann eingeschaltet, wenn Sie und ich eine Sitzung haben, wenn Ihre Vitalfunktionen aus unbekannter Ursache entgleisen oder wenn Sie Hilfe anfordern.«
    Die Formulierung »eine Sitzung haben« gefiel Drem nicht sonderlich. Die Spinnweben in seinem Kopf wurden durch grobe Betonblöcke aus Schmerz ersetzt.
    Die KI fuhr fort: »Jetzt ist es unerlässlich, dass Sie sich ausruhen und sich erholen.«
    »Wo bin ich?«
    »Sie befinden sich in der militärischen Einrichtung KFIE-Z der Blutjäger im Sternbild XPJ1-6 der Delve-Region.«
    Jemand hackte auf den Betonblock ein, und ein Stück splitterte ab. »Das ist ein ganzes System von meiner Kolonie entfernt.«
    Die KI sagte: »Ja, das war es.«
    Er starrte sie an, ohne etwas zu sehen.
    Die KI fragte: »Woran erinnern Sie sich?«
    Er antwortete: »An nicht sehr viel.«
    »Nicht?«
    »Einige Schmerzen.« Er bewegte sich in seinem Bett und zuckte zusammen. »Nun ja, viele Schmerzen, um genau zu sein.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Nein.«
    Die KI blinzelte doch tatsächlich.
    Drem starrte sie trotzig an.
    »Ihre Vitalfunktionen sind bemerkenswert stabil. Dennoch scheinen Sie immer noch unter Schock zu stehen«, sagte sie zu ihm.
    »Was ist mit meinem Bruder geschehen?«, fragte Drem. »Der Leiche meines Bruders«, korrigierte er sich.
    »Er ist bereits zu einer Leichenaufbewahrungshalle in einer
anderen Einrichtung transportiert worden. Er wird dort, ohne Schaden zu nehmen, konserviert werden.«
    Drem fand es äußerst beruhigend, das zu hören. Ein kleines Samttuch hatte sich über den Betonblock gelegt.
    »Weißt du, was geschehen ist?«, fragte er die KI.
    »Das weiß ich«, bestätigte sie.
    Schweigend lag er da.
    »Soll ich es Ihnen erzählen?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte er.
    Geräusche, die von draußen hereindrangen, waren so gedämpft, dass er sie sich hier in seiner kleinen Wolke des weißen Nichts genauso gut hätte einbilden können. Aber seine Kopfschmerzen pulsierten.
    »Nun, ich denke, es ist besser, wenn du es tust«, sagte er.
    Die KI erzählte ihm von dem Angriff. Tausende waren ums Leben gekommen, die meisten davon, als die Infrastruktur der Kolonie zusammenbrach. Die Ursache war ein Kapselpilot, der in der Gegend auftauchte und geradewegs auf einen Militärbunker losging, der kürzlich in der Nähe der Kolonie errichtet worden war. Die geheimdienstlichen Erkenntnisse, die die Blutjäger der Zivilbevölkerung zugänglich machten, belegten, dass es keinen Grund für ihn gegeben hatte, die Kolonie selbst anzugreifen. Genau dies hatte er aber nach der Zerstörung des Militärbunkers und aller in der Nähe befindlichen Schiffe getan. Die Blutjäger hatten Verstärkung herbeigerufen, aber es gelang ihnen lediglich, den Kapselpiloten eine Weile aufzuhalten, bevor auch sie vernichtet wurden.
    Die Absichten des Kapselpiloten waren nicht bekannt. Wahrscheinlich hatte er gehofft, etwas bergen zu können. Aus irgendeinem Grund versicherte die KI Drem, dass dies ein sinnloses Unterfangen gewesen wäre. Auch wenn man dieses Ereignis als noch sinnloser und willkürlicher darstellte, als es ohnehin schon war, änderte das nichts am Ergebnis.

    Der Pilot hatte die Kolonie nicht direkt in die Luft gejagt. Stattdessen hatte er die Schilde und Schutzhülle ausgeschaltet und die Infrastruktur so beschädigt, dass sie schlicht in sich zusammenbrach. Tausende waren in den am schlimmsten betroffenen Gebieten auf der Stelle gestorben, als dort der Sauerstoff durch den Druckausgleich schlagartig verpuffte. Noch mehr hatten ihr Leben in dem anschließenden Inferno gelassen. Drem war einer der wenigen Überlebenden. Rettungskräfte hatten ihn aufgelesen und zu diesem Krankenhaus in der Militärbasis der Blutjäger gebracht.
    Drem stellte sich vor, wie man ihn bewusstlos zwischen den Sternen hindurch transportiert hatte. Doch dann tauchte ungebeten das Bild seines Bruders vor seinem geistigen Auge auf: geschlossene Augen, die Leiche in einer versiegelten Kapsel, die in eine große Aufbewahrungshalle verfrachtet wurde.
    Eine furchtbare Erkenntnis traf ihn.
    »Meine Familie? Meine Großmutter, meine Onkel, all die Menschen, die mit mir in ihrem Haus waren?«
    Die KI zögerte. Drem erkannte, dass sie die Datenbanken durchsuchte. Seine Familie bestand nur noch aus Nummern im System.
    »Nur eine Handvoll Menschen überlebte den Angriff«, sagte sie. »In diesem Gebiet der Kolonie gab es keine weiteren Überlebenden. «
    Drem sah das Gesicht von Granny Deru vor sich; hörte, wie sie

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