Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Augenfarbe konnte Drem aus der Distanz nicht beurteilen. Es war unmöglich, sein Alter zu schätzen; er hätte genauso gut dreißig, wie hundert Jahre alt sein können.
    Der Repräsentant flüsterte ehrfurchtsvoll: »Das ist Carlen Jore, der Mann, den Sie zu treffen wünschten.« Dann zog er sich zurück und schloss die Tür.
    Als der Schatten eines Mannes seinen Mund zum Sprechen öffnete, erwartete Drem das heisere Krächzen eines Achtzigjährigen zu hören. Stattdessen erklang eine wohltönende, kräftige Stimme, der man zutraute, dass sie Wände zum Einsturz
bringen konnte, oder jemanden davon abhalten konnte, vom Dach zu springen.
    »Seien Sie versichert«, sagte die Stimme, »dass ich im Namen des Großmeisters spreche, wenn ich sage, wie sehr wir Ihren Verlust bedauern.«
    Drem nickte. Bei dem erwähnten Meister handelte es sich um Omir Sarikusa, den berüchtigten Anführer der Blutjäger. Von ihm erwartete Drem eigentlich kein Mitgefühl.
    »Wie ich höre, haben Sie eine Bitte«, fuhr die Stimme fort. Sie war zu viel kräftig, um von so einem zusammengestutzten, gezeichneten und zerbrechlichen Körper zu stammen. Drem fragte sich, ob er einem alten Mann mit großen Lebensreserven, oder einem jungen Mann, der schwerkrank war, gegenüberstand.
    »Das ist richtig«, antwortete er. »Ich will Rache für meine Familie.«
    »Und wer soll abgeerntet werden?« Carlen schien unbeeindruckt. Drem hatte allerdings das Gefühl, dass der Herzschlag in diesen schwärzlichen Venen kräftiger oder schneller wurde. Ganz unvermittelt ging er hin zu dem Mann, setzte sich neben ihn und fuhr fort: »Der Kapselpilot, der meine Familie und alle anderen in meiner Kolonie ermordet hat. Spüren Sie ihn auf, finden Sie sein Schiff und seine Kapsel, stellen Sie ihm eine Falle, gehen Sie an Bord und nehmen Sie ihn in Gewahrsam. Dann lassen Sie ihn ausbluten, aber nicht sterben. Sie müssen ihn für eine sehr lange Zeit am Leben erhalten. Ich will ihn sehen. Ich will ihn als abschreckendes Beispiel benutzen. Jeder, der mich nach meinem Fall gefragt hat, soll sehen, was wir mit denen machen, die sich gegen uns stellen. Und irgendwann … Ich will, dass er einen qualvollen Tod stirbt.«
    Drem schnappte nach Luft. Carlen erwiderte nichts. Im Zimmer roch es nach Schweigen und Alter, nach toten Dingen, die längst zu Staub zerfallen waren.

    »Das ist unmöglich«, sagte die alterslose Stimme des Mannes schließlich.
    Drem wollte etwas sagen, aber Carlen hielt seine Hand hoch. Die Venen in seiner Handfläche pulsierten. »Ich bin nicht herzlos, aber als ein Vertreter des Großmeisters werde ich Ihnen nichts mit Lügen schönreden. Hören Sie zu.« Er stand langsam auf und schlenderte an Drem vorbei. Dabei sprach er vor sich hin. »Wenn wir all das tun und diesem Unterfangen Mittel widmen, die momentan dem Interessenschutz unseres Volkes dienen, müssen wir diesen Kapselpiloten finden oder ihn dazu bringen zurückzukehren. Selbst wenn er allein und unbewacht kommt, werden wir Schiffe und Leute in dem unvermeidlichen Kampf verlieren. Wenn wir Erfolg haben, egal, um welchen Preis, müssen wir die Kapsel des Mannes einfangen und sie irgendwie außer Gefecht setzen. Ansonsten wird er die Selbstzerstörung einleiten und in einer Kloneinrichtung weit außerhalb unserer Reichweite aufwachen. Ich bin über die neuesten Forschungen der Kapseltechnologie nicht auf dem Laufenden, aber ich bin davon überzeugt, dass der bloße Versuch, den Menschen aus seiner Kapsel herauszuholen, ihn entweder sofort tötet, oder einen Verteidigungsmechanismus auslöst, der das erledigt.«
    Drem atmete zu schnell. Ihm wurde schwindelig. Die Lichter in dem Zimmer schienen viel zu hell, auch als Carlen sich von ihm wegbewegte und aus dem Blickfeld verschwand.
    »All das setzt natürlich voraus«, fuhr Carlens Stimme durch den sich immer weiter ausbreitenden Nebel fort, »dass man uns überhaupt einen derartigen Versuch genehmigt. Glauben Sie mir, ich bedaure Ihren Verlust sehr. Ich bedaure immer, wenn jemand Verluste durch Kapselpiloten erleidet, aber man kann die politischen Auswirkungen nicht außer Acht lassen, auch wenn es geschmacklos erscheint. Wir haben eine … Beziehung mit den Kapselpiloten.«

    Drem sprang auf die Füße. Das Zimmer schwankte ein wenig. In diesem verrückten Augenblick des Hyperventilierens dachte er, wie merkwürdig es doch war, dass ein Blutjäger, ein Vampir der Lüfte, jemand anderen als geschmacklos bezeichnete.
    »Ja, sie sind uns teuer zu

Weitere Kostenlose Bücher