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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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stehen gekommen«, sagte Carlen und wandte Drem weiterhin den Rücken zu. »Es ist ein schrecklicher Preis, den wir bezahlen, aber wir bekommen im Gegenzug oft Leben von ihnen, indem wir die Mannschaften ihrer Schiffe ernten.«
    »Ihr verschachert unsere Leute gegen ihre«, sagte Drem hasserfüllt. Er hatte bislang gar nicht gewusst, dass er so viel Hass in sich trug.
    Carlen sagte: »Welche andere Fraktion würde es wagen, uns immer wieder Schiffe mit tausenden Menschen aus der ganzen Welt zu bringen, alles im Kampf zu verlieren, uns die Überreste aus den Fluchtkapseln aufsammeln zu lassen und uns dennoch nicht den totalen Krieg zu erklären? Die Mannschaften der Kapselpiloten bilden einen erheblichen Anteil unserer Ausbeute. «
    Drem hatte seine Lautstärke nicht länger unter Kontrolle. »Was für ein Unmensch sind Sie eigentlich?«
    Da drehte sich Carlen endlich um. Der Blick, mit dem er Drem bedachte, war so finster wie die Venen an seinem Hals. »Ein weiser«, sagte er. »Wollen Sie, dass wir uns den Zorn der Kapselpiloten zuziehen? Haben wir nicht schon genug Ärger mit ihnen? Wissen Sie überhaupt, wie viel Geld und Informationsbeschaffung nötig wären, um einem einzigen dieser Tiere nachzujagen?«
    »Er hat unser Volk vernichtet! Er hat meine Familie vernichtet!«, schrie Drem ihn an. Dabei schlug er so heftig auf den Tisch, dass dieser unter seinen Schlägen erzitterte.
    »Und wir werden dennoch die Oberhand behalten«, sagte
der Mann mit einer scheinheiligen Ruhe, die Drem rasend machte.
    Er umklammerte seinen Stuhl. In ihm keimte die aberwitzige Idee auf, zu dem Mann hinzurennen und den Stuhl auf seinem giftigen Schädel zu zertrümmern. Carlen schien das zu bemerken, denn er zog seinen Kopf ein wenig ein und sagte in noch ruhigerem Ton: »Wenn Sie irgendetwas anderes tun, außer durch diese Tür zu gehen, wird das Ihre letzte Handlung sein.«
    Drem ließ es sich kurz durch den Kopf gehen. Doch dann fügte Carlen hinzu: »Außerdem wird der Tod Ihrer Familienangehörigen umsonst gewesen sein. Das Andenken an sie wird von einem Feigling beschmutzt, der auf einen von seinesgleichen losgegangen ist.«
    Das ließ ihn zögern. Schließlich fügte der Blutjäger mit kaum verhohlenem Abscheu hinzu: »Machen Sie etwas aus dem, was noch von Ihrem Leben übrig ist.« Da verließ Drems Kampfgeist ihn völlig. Aufgrund eines nicht wahrnehmbaren Signals öffnete sich die Tür. Davor standen Wachen.
    Der Mann zeigte mit seiner von schwarzen Venen durchzogenen Hand hinaus in das Unbekannte.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte die KI ihn.
    Drem schwieg und blieb ruhig.
    Die KI fügte hinzu: »Ihre Vitalfunktionen sind stabiler als jemals zuvor. Ich glaube, die Reise hatte eine therapeutische Wirkung auf Sie.«
    Drem verbarg seinen Abscheu und sagte leise: »Das hatte sie. Jetzt muss ich nur noch mit Hilfe meiner Rehabilitation wieder auf die Füße kommen.«
    Die KI schaute ihn aus nichtsehenden Augen an. »Sie trauern immer noch«, stellte sie fest.
    Drem beachtete die unterschwellige Warnung nicht. Er öffnete
den Auswahlbildschirm für die Emulationsprogramme der Station. Mit grimmiger Zufriedenheit stellte er fest, dass man seinen Zugang nicht eingeschränkt hatte. Er sah sich die Auswahl an.
    »Mir geht es gut«, log er. »Ich habe noch ein paar Fragen.«
    »Ja?«
    »Über die Region. Und die Blutjäger. Und unser Militär.« Er fand das Programm, das er suchte, und startete es. Es war wesentlich komplexer als die anderen, mit denen er sich bisher beschäftigt hatte, aber das war in Ordnung. Er hatte Zeit – und ein Ziel.
    »Oh, prima«, sagte die KI. »Sie zeigen Interesse an Ihrer Umgebung. «
    »Und an den hier stationierten Schiffen«, sagte Drem. Vor seinen Augen lief die Anfangsphase des Pilotenprogramms ab.

4. Kapitel
    Die beiden Frauen saßen an ihren Tischen des Freiluftcafés. Das Café ragte an der Seite eines Gebäudes hinaus und befand sich hoch über dem Boden. Es war mit einem durchsichtigen Schild überbaut, der hin und wieder kleine Windstöße durchließ. Pflanzen wuchsen aus jeder Wand. Sie waren sorgfältig zwischen Metall- und Marmorplatten gesetzt worden. Das meiste der Architektur war auf sanfte Art amorph, wie ein windgetragener Gegenstand. Dieser Ort wirkte natürlich und ursprünglich, wie ein felsiger Klippenvorsprung in einem Gebirge. Gleichzeitig erinnerte er auf befremdliche Weise daran, dass das Teuerste auf einer Raumstation die überzeugende Illusion war, sich nicht im All zu

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