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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sagte man ihr, lag darin, dass ein Körper in schlechter Verfassung wesentlich schneller abbaute. Das führte zu einem Schneeballeffekt, denn dadurch entstanden zusätzlicher Schaden und weitere Zusammenbrüche, die noch weniger rückgängig zu machen waren als das, was der Patient bisher erlitten hatte. Bevor man also dafür sorgte, dass es bergauf ging, so erklärte der überschwängliche Arzt, musste die Talfahrt verlangsamt werden.
    Die Entfernung von alternden Zellen, überflüssigem Zellmaterial, Mutationen und anderen anormalen Wucherungen dauerte länger, als Heci erwartet hatte. Es handelte sich um einen langwierigen Prozess, bei dem man viel still liegen und dem Summen von Maschinen lauschen musste. Die nachfolgenden Behandlungen waren ein wenig aufregender und sahen viel exotischer aus.
    Im Volk der Gallente machte sich ein Trend zur unorthodoxen Medizin breit. Die medizinischen Behörden, die die menschliche Natur weit besser verstanden und sich ihr mehr anpassten, als sie zugeben wollten, hatten darauf reagiert und boten eine »fortgeschrittene« Version der traditionellen Behandlungsmethoden an. Moosumhüllte Penizillintabletten … diese Varianten hatten großen Anklang beim überwiegenden Teil der Föderationsbevölkerung gefunden.
    Einmal durchliefen Heci und Ralea einen Blutsäuberungsprozess. Dabei lagen sie auf der abgeschirmten Terrasse eines
sehr hohen Gebäudes in der Sonne. Traditionelle Heiler, die in wallende, historische Gewänder gekleidet waren, platzierten kleine Metallscheiben auf ihre Körper. Die Scheiben waren leicht oval und sahen vollkommen harmlos aus.
    Aderlass war in vielen Kulturen New Edens beliebt, nicht zuletzt bei den Gallentern. Die Scheiben krabbelten mit Hilfe winziger Greifer langsam über den Rücken, bis sie etwas unter der Haut wahrnahmen – einen gestörten Durchfluss, eine Disharmonie der Energien oder eine schwelende Infektion, je nachdem, wen man fragte –, das beseitigt werden musste. Sie verabreichten eine leichte Lokalanästhesie, klammerten sich an der Haut fest und begannen, das unreine Blut langsam auszusaugen. Um das sichtbare Unbehagen, das durch den Anblick dieser Metallegel verursacht wurde, zu lindern, veränderten sich beim Aderlass ihre Hüllen und entfalteten sich zu Blütenblättern, die an hübsche, schimmernde Blumen erinnerten. Die Blütenblätter waren gleichzeitig eine Statusanzeige. Sobald ihre Farbe sich von Weiß zu einem dunklen Orange verändert hatte, wurden sie entfernt. Die Heiler pflückten sie unter großem Gehabe ab. Man wollte, dass der Patient das Gefühl hatte, sein Blut hätte etwas Lebendiges erschaffen. Auch das war Teil der unterschwelligen Psychotherapie dieses Sanatoriums.
    Die Kombination aus Heilkuren, Verjüngungstherapien und Aderlassen wirkte Wunder für die beiden Agentinnen. Die Physiotherapie, der sie sich unterzogen, kräftigte sie im Laufe der Wochen. Außerdem beseitigte sie alle Spuren von Raleas Abhängigkeit. Doch für ihren Geist und gegen den Zusammenbruch, den dieser erlitten hatte, gab es noch keine Hilfe.
    Nachdem sie durch die Mühle der Rehabilitation gedreht worden waren, sorgte Heci dafür, dass sie aktiv wurden. Zuerst gingen sie es langsam an, aber ihre erfrischten und entgifteten Körper verlangten bald nach mehr Betätigung. Heci liebte es, ihren Körper konstruktiv einzusetzen. Die Verjüngungskur hatte die
Erschöpfung, die sie nach der ständigen Überarbeitung und dem kürzlich erlebten emotionalen Aufruhr verspürt hatte, beseitigt. Noch größeres Vergnügen bereitete es ihr allerdings, Ralea drogenfrei zu sehen. Auch sie war bereit, wieder aktiv zu werden. Ralea machte zwar keine Anstalten, die Aktivitäten selbst auszuwählen, probierte aber alles aus, was Heci ihr vorschlug.
    Sie machten sich in ihren Hoverfahrzeugen in einen vierzehntägigen Urlaub auf. Sie ließen die mehrstöckigen Städte weit hinter sich und verbrachten die Nächte in der Weite der wahren Natur, benutzten Surfkapseln, um sich in die Tiefsee zu stürzen. Getarnt und geräuschlos glitten sie wie Quecksilber durch den blauen Ozean und ihre Über-Kopf-Anzeigen führten sie zu riesigen, silbern schimmernden Fischschwärmen. Auch die Luft gehörte ihnen; sie entdeckten Extremhang-Gliding. Auf ihren raketengetriebenen Gleitern schwebten sie über Schluchten und Bergen. Sie überflogen sogar einen aktiven Vulkan, der sich auf einer wunderschönen, unbewohnten Insel befand. Heci sorgte für eins der Highlights ihrer Zeit

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