Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
einer Hand über die Kristalle. Sie fühlten sich glatt unter seinen durch Handschuhe geschützten Fingern an. Er schwitzte in seinem Anzug und spürte dennoch, dass die Kristalle sich wie Algen anfühlten, die von einem reißenden Strom zur Seite geneigt wurden. Er stellte sich vor, dass sie den Weg auf dieser merkwürdigen und tödlichen Odyssee wiesen.
    Er blieb stehen. Die anderen bemerkten es und hielten ebenfalls an.
    Verena meldete sich auf einem privaten Kanal. »Alles okay mit dir?«
    »Was ist los?«, fragte Yaman auf dem offenen Kanal.
    Ortag musterte ihn und sagte dann – scheinbar wieder zu sich selbst: »Unser Junge hat etwas gefunden.«
    Drem wagte es nicht, den Gedanken weiterzudenken. Dennoch strich er langsam mit seiner Hand rückwärts über die Kristalle. Sein Handschuh widerstand den Kanten. Doch auch durch das Schutzmaterial spürte er die Schärfe.
    »Wir verlassen uns zu sehr auf Ausrüstung und Technik«, sagte er. »Und damit kommen wir nicht weiter. Der Plan funktioniert nicht.«
    »Also hast du einen besseren Plan?«, fragte Yaman hoffnungsvoll.

    »Ich habe gar keinen Plan. Ich habe meinen Instinkt.«
    Wieder strich er mit der Hand über die Kristalle. Glatt auf der einen Seite, gezackt auf der anderen. »Hört mal. Ich glaube, man zeigt uns den Weg. Hier gibt es keinen Wind, keine Luft, kein Wasser und schon überhaupt keine organischen Substanzen. Aber hier sind Kristalle und sie scheinen sich alle in eine Richtung zu neigen. Ein Blinder könnte sich hier zurechtfinden. «
    »Du glaubst, sie sind Richtungsweiser«, sagte Ortag. Es war weniger eine Frage als eine Bestätigung.
    Drem nickte. »Ich glaube, wir sollten die Bildschirme ausschalten. Keine Karte, keine Späher, höchstens den Restlichtverstärker, aber wir sollten uns auch darauf nicht verlassen. Lasst uns mal sehen, wo die Kristalle uns hinführen.«
    Es war ein Beweis ihrer Erschöpfung, dass sie nicht einmal widersprachen. Sie schalteten ihre Bildschirme aus und bildeten eine Reihe hinter Drem. Dann gingen sie mit ausgestreckten Händen an den Wänden entlang, wie eine Prozession Blinder auf der Suche nach dem Heiligtum.
    Wenn sie auf Gabelungen trafen, waren die Kristalle ausnahmslos scharf auf einer Seite und glatt auf der anderen. So ging es eine ganze Weile. Die Kristalle an den Wänden wurden größer und breiteten sich flächenmäßig immer weiter aus. Schließlich war die Mannschaft so tief vorgedrungen, dass sogar die Decken von den kristallinen Strukturen übersät waren. Niemand beschwerte sich, doch Drem merkte, dass ihr Vorankommen im Laufe der Zeit immer mühsamer wurde. Sie achteten immer sorgfältiger darauf, wo sie ihre Füße hinsetzten. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass er seine besten Freunde und die Frau, in die er sich gerade verliebte, in eine Todesfalle führte. Sein eigenes Leben war unwichtig, aber ihres nicht. Im Inneren flehte er darum, dass diese Prozession sie nach Hause führte.

    Die Kristalle wiesen also den Weg, und in Drems Herz war gerade Hoffnung aufgekeimt, als das Team um eine Kurve ging und sich vor einer soliden Wand wiederfand. Sie war hoch, unversehrt und glitzerte.
    Ungläubig standen sie eine ganze Weile da. Schließlich lehnten Ortag, Yaman und Verena sich gegen die Wand und glitten langsam zu Boden, bis sie sich in der Hocke befanden.
    »Nun, das war’s wohl«, sagte Verena. Ihre Stimme klang sorgfältig moduliert. Jedes Wort wurde nur mit der nötigsten Atemluft ausgesprochen.
    »Ich glaub, ich heule gleich«, sagte Yaman mit einem kleinen Seufzer. Er strich mit seinem Finger durch den Schmutz auf dem Boden und malte eine Spirale. »Noch irgendwelche Ideen, bevor wir hier sterben?«
    Drem ging hinüber zu der Wand und strich mit seinen Händen über die Kristalle. Yaman war bereits ein paar Schritte zur Seite geschlurft, als Drem sagte: »Warte. Wir sind müde und blöd und haben kaum noch Luft. Lasst uns mal Pause machen und darüber nachdenken, was wir sehen.«
    »Sollen wir die Bildschirme benutzen?«, fragte Ortag ihn.
    »Ist einen Versuch wert«, sagte Drem und schaltete seinen ein. Nach der Dunkelheit war das zuerst unangenehm, so als ob man in den Lichtschein einer Schiffsmaschine blickte. Berichte flatterten ins Bild und sagten ihm, dass sich nichts auf der anderen Seite der Wand befand.
    »Habt ihr auch alle nichts auf dem Schirm?«, fragte er. Die anderen drei bestätigten, dass es so war.
    »Ich denke, das war’s dann«, sagte Ortag. »Lasst uns

Weitere Kostenlose Bücher