Eve - Das brennende Leben
abgeschlossen und den Ort dann vor einiger Zeit mit Sauerstoff angereichert«, sagte Yaman. Er bürstete Staub aus seinen Haaren und klang wenig überzeugt. Fackeln, die an den Wänden entlang angebracht waren, warfen ein orangefarbenes Licht.
Ihre Retter – und Fänger – warteten geduldig, bis das Team bereit war. Dann führten sie sie durch die spiralförmigen Gänge weiter hinab. Sie erschienen vollkommen normal. Alle waren älter als er und von unterschiedlicher Herkunft. Einige trugen die Schutzanzüge der Angels, andere trugen Kleidung, die Drem noch nie gesehen hatte. Sie sagten nichts, und keinem im Team fiel eine sinnvolle Frage ein, die man hätte stellen können.
Sie folgten einfach den unbekannten Männern, und Ortag murmelte: »Ich habe das Gefühl, wir sollten sie fragen, wo wir hingehen. Aber nachdem wir uns hier verlaufen haben, scheint es mir eine gute Idee zu sein, ihren Anweisungen zu folgen. Ich glaube, ich komme damit klar. Es gefällt mir sogar.« Die anderen nickten zustimmend.
Sie begaben sich hinunter ins Herz des riesigen Steinbrockens. Dann ging es durch eine große Öffnung, und sie betraten einen Raum, der sie so klein wie Sandkörner unter dem Sternenhimmel erscheinen ließ.
»Heilige Scheiße«, hauchte Verena.
»Ich glaube, wir sind doch gestorben«, sagte Yaman in gedämpftem, ehrfürchtigem Ton.
Sie befanden sich in einer riesigen, natürlichen Höhle, die so groß war wie eine Stadt. Stalaktiten so groß wie Kathedralen hingen von der Decke hoch über ihnen. Aus Hunderten ausgehöhlter Nischen in den Höhlenwänden flackerte Fackellicht. In dieser Beleuchtung konnte Drem sehen, dass die Wände mit großen Gemälden religiöser Bedeutung und Fraktionsabzeichen bedeckt waren. Außerdem gab es viele Szenen, die alt und bedeutungsträchtig wirkten. Ihm wurde klar, dass an diesen Gemälden viele Leute gearbeitet hatten, die dabei in tödlicher Höhe gebaumelt hatten. Die Entschlossenheit, die sie ihrer Aufgabe entgegengebracht haben mussten, erstaunte ihn.
Er hörte, wie Yaman einen der Männer fragte: »Wohin gehen wir?«
»Zur Lady«, antwortete dieser und beließ es dabei.
Verena näherte sich Drem und murmelte: »Hast du das gehört? «
»Hona«, sagte er. »Das muss sie sein.«
Verena sagte: »Ich bin erstaunt. Ich habe Geschichten über eine merkwürdige Gemeinschaft gehört, die der Technik abgeschworen hat oder sie in eine Amarr-ähnliche Religionsstruktur eingebettet hat, aber ich habe nie daran geglaubt. Tempel auf einer Kolonie, Papier statt Datenpads – vielleicht. Aber nicht so was hier.«
»Ich frage mich, wie sie den Ort hier betreiben. Schau mal, diese Dinger sind überall.« Drem zeigte in die Ferne. Der Boden der großen Höhle war übersät mit Stalagmiten verschiedener Größe. Einige waren so etwas wie Statuen, in andere waren offensichtlich religiöse Abzeichen geritzt worden. Wieder andere waren hoch und ragten mehrere Stockwerke hinauf. Sie beherbergten etwas, aber Drem konnte nicht erkennen, was es
war. In den größeren befanden sich kleine Aushöhlungen, die mit etwas gefüllt waren, das hell und süßlich riechend brannte. Die Luft war warm, aber nicht schwer. Es wehte sogar eine leichte Brise.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass wir wirklich Hona treffen werden. Ich habe so viel über sie gehört«, sagte Verena. Dabei starrte sie verwundert auf ein Gemälde, das eine Wand im Osten bedeckte. »Wie groß das ist. Ich kann es nicht mehr in Relationen setzen. Es scheint die Größe eines Raumschiffs zu haben.«
»Ich dachte, ich hätte dich verloren«, sagte Drem leise. »Ich dachte, wir würden alle sterben.«
Sie nahm seine Hand und drückte sie. »Wir sind hier. Es sollte so sein, dass wir hier sind. Alles wird gut.«
Er seufzte, zuckte mit den Schultern und erwiderte den Druck ihrer Hand.
»Nur, damit du es weißt«, sagte Yaman. Er näherte sich von hinten und ließ eine Hand auf Drems Schulter fallen. »Ich habe nie an dir gezweifelt, Mann.«
»Lügner«, knurrte Drem. Die beiden Männer grinsten sich an.
»Wie viele Leute sind hier eigentlich?«, fragte er.
Drem spähte den Pfad hinunter. Ihre Führer hatten sie zu einer Einmündung gebracht. Sie schien zu einem der Hauptverkehrswege in diesem Abschnitt der Höhle zu führen. Es war schwer, jede Einzelheit auszumachen; das Licht war unbeständig, und dahinter schien sich die Dunkelheit bis in die Ewigkeit zu erstrecken. Doch Drem sah Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von
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