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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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Haus lag.
    „ Du hast es wirklich schön hier.“
    „ Danke.“
     

    Er schaute mich verlegen an. Ich gebe zu, als wir gestern an Doms Appartement angekommen waren, war ich ziemlich schockiert gewesen. Er lebte in einer mehr als schicken Gegend und in einer Wohnung, die für Londoner Verhältnisse gigantische Ausmaße hatte. Überrascht wie ich war – ich hatte schließlich eher eine chaotische Bruchbude mit siffigen WG-Buddies erwartet als das hier – rutschte mir natürlich der unangebrachteste Spruch raus, der mir in diesem Moment einfiel: „Reiche Eltern, was?“ – Das war sicher genau das, was er hören wollte, nachdem er mir gerade vom Tod seines Vaters erzählt hatte. Fettnapf, juhu, nur immer rein da mit mir! Zum Glück war Dom nicht nachtragend und ich fand es auch gar nicht so schlimm, dass er offensichtlich dem Londoner Geldadel entsprang – so musste ich auch kein schlechtes Gewissen wegen des Flugtickets haben.
     

    „ Ich dachte mir, wir könnten ein bisschen durch die Stadt ziehen“, riss mich Dom aus meinen Gedanken.
    „ Sehr gerne!“, erwiderte ich schnell, bevor Dom meine Gedanken erraten konnte.
    Ich duschte mich in Windeseile in Doms überdimensional großer Wellness-Oase und machte mich notdürftig mit seinen zum Glück mehr als reichlich vorhandenen Pflegeprodukten zurecht. Mehr als mein eigenes Deo, einen Lippenbalsam, eine kleine Bürste und Handcreme hatte ich ja leider nicht einstecken. Und natürlich auch nichts Frisches zum Anziehen. Naja, immerhin hatte Dom mir gestern noch eines seiner Shirts zum Schlafen geliehen, so dass ich mir in meinen Klamotten nicht ganz so verranzt vorkam.
     

    Dom schien schon einen richtigen Schlachtplan für den heutigen Tag ausgearbeitet zu haben, den er mir freudestrahlend verkündete.
    „ Also, zuerst dachte ich gehen wir was frühstücken, es gibt hier ums Eck so eine Sandwich-Bar. Und dann können wir rausfahren nach Greenwich, da ist es mittags am schönsten, außerdem haben die da die besten Fish & Chips in ganz London.“ Er war wirklich genauso verfressen wie ich, wie mir schien. Ich grinste. „Danach können wir in die Tate Modern und am Themseufer entlang zum London Eye, was meinst du?“ Ich nickte zustimmend und musste meine Überraschung darüber verbergen, dass er den ganzen Tag mit mir verbringen wollte und sich wohl richtig Gedanken darüber gemacht hatte, was mir gefallen könnte.
     

     

    Dom
     

    Wir schauten auf die Stadt, die bis zum Horizont zu reichen schien. Unter uns schlängelte sich der Fluss entlang, die Sonne stand hoch am Himmel und wir saßen auf einer Bank im Park unterhalb vom Nullmeridian, den wir gerade besichtigt hatten. Ich bediente mich an Eves Portion Backfisch, diesmal mit ihrer ausdrücklichen Genehmigung, schließlich war sie Vegetarierin. Gut für mich! Zufrieden und ein bisschen müde streckte ich nach dem letzten Bissen alle Viere von mir. Ich war schon eine gefühlte Ewigkeit wach und das machte sich jetzt bemerkbar. Eve schien es ähnlich zu gehen, denn sie hatte die Füße angezogen und ihr Kinn auf den Knien abgelegt.
    „ Ich könnte ewig hier sitzen“, sagte sie leise.
    Georges Stimme in meinem Kopf fing wieder an zu flüstern.
    „ Dann mach’s doch“, sagte er durch meinen Mund.
    „ Na klar“, kam es spöttisch von Eve zurück.
    Ich hörte in ihrer Stimme diesen Unterton, der mir signalisierte, dass sie zumindest darüber nachdachte, noch zu bleiben. Vielleicht nicht gerade auf dieser Bank, aber zumindest in London. Ich beschloss, sie direkt zu fragen.
    „ Soll ich noch mal umbuchen auf morgen? Wir könnten ausgehen heute Abend…“
    Ich war mir nicht sicher, ob sie eingeschlafen war, denn es kam keine Antwort zurück. Nach einer kleinen Ewigkeit in der ich innerlich fast eskalierte und äußerlich in Schweiß ausbrach machte sie nur „hmmm“ und nickte kurz. Ich spürte, wie ein merkwürdiges Gefühl sich in meinem Nacken breit machte. Wir hatten also noch diese Nacht miteinander. Wozu? Das fragte ich mich immer wieder und kam doch zu keiner befriedigenden Antwort. Eve war – ja, was eigentlich? Echt. Das war das einzige Wort, das ihr angemessen schien.
     

    Als das London Eye am höchsten Punkt seiner Fahrt zum Stehen kam, waren wir plötzlich über der Stadt und blickten gebannt auf sie herab. Die Tate Modern war schon beeindruckend gewesen, wir hatten uns faszinierende Video- und Lichtinstallationen angeschaut und ich konnte meine Begeisterung für die kleinen technischen

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