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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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erwidert Vesna und lächelt. „Aber Ruhe ist einmalig. Ich zahle für Ruhe im Oktober zweihundert Euro. Gibt nicht mehr viele schöne Tage.“
    „Vierhundert.“
    Vesna hält ihr zweihundertfünfzig Euro hin. Ich starre sie beleidigt an. Davon hat sie mir gar nichts gesagt. Die Cousine sieht auf das Geld, seufzt und nimmt es. „Weil Sie Freunde von der armen Evelyn sind.“
    „Apropos Evelyn“, sagt Vesna. „Hat sie in letzter Zeit Pläne gemacht?“
    „Evelyn? Ich hab nicht viel mit ihr geredet, aber sicher nicht. Was hätte die für Pläne haben sollen?“
    „Hat sie vielleicht etwas von einem Gewinn gesagt? Davon, dass sie bald anders leben würde?“, füge ich an.
    Doris Hampel lacht. Es klingt nicht fröhlich. „Das meinen Sie? Woher wissen Sie das? Sie hat doch immer vor sich hingeschwätzt. Manchmal bin ich gekommen und hab sie ertappt, wie sie mit sich selbst gesprochen hat. Statt zu putzen. Sie hat nicht gerne geputzt, sie hat überhaupt nicht gerne gearbeitet, wenn Sie verstehen. Schon deswegen war es meine Pflicht …“
    „Sie hat gesagt, dass sie nicht mehr wird putzen müssen“, fällt ihr Vesna ins Wort.
    „Ja, ja. Wenn ihr die Illusion geholfen hat. Sie hat so etwas gesagt wie: ‚Bald brauche ich deine Hütte nicht mehr und du kannst selber putzen. Ich werde wieder singen und tanzen, und Céline, die wird ein Weltstar.‘ Als ob ihre Tochter das draufhätte. Und selbst wenn sie ein Star wird: Ob sie ihre Mutter dann hätte dabeihaben wollen? So wie die beinander war? Ich sage Ihnen eines: Evelyn, die war verrückt. Ich habe weiß Gott viel getan, um ihr zu helfen.“
    Wir versuchen es noch eine Weile, aber eigentlich ist uns beiden klar: Mit ihrer Cousine hätte Evelyn keine Geheimnisse und schon gar keinen Lottogewinn geteilt.
    „Wofür ist Lkw ohne Aufschrift?“, fragt Vesna dann. Ihr scheint die selbstgerechte Sekretärin ebenso auf den Nerv zu gehen wie mir.
    Doris Hampel sieht sie irritiert an. „Wieso fragen Sie?“
    „Sieht irgendwie … grauschwarz aus.“
    Der Blick der Sekretärin wird wachsam. „Der gehört nicht uns, mein Chef ist großzügig, er hat jemandem erlaubt, ihn hier abzustellen. – Und ich weiß nicht, was Sie das alles angeht.“
    Meint sie jetzt den Tod von Evelyn oder den Lkw? Aber ich frage es nicht, sondern ziehe Vesna mit mir und verabschiede mich rasch.
    Droch weigert sich, mich auch nur auf einen Aperitif zu seinem Mittagessen mit Zuckerbrot mitzunehmen. Ich versuche ihn zu überreden. Diesmal handle es sich ja nicht um polizeiliche Ermittlungen, diesmal könne Zuckerbrot daher auch nicht den Eindruck haben, ich wolle ihm in seine Arbeit pfuschen.
    „Warum rufst du ihn nicht an?“, fragt Droch.
    „Weil es besser ist, eine Kleinigkeit persönlich zu klären.“
    Droch sieht auf die Uhr. „Ich sollte eigentlich schon weg sein.“
    „Ich begleite dich, okay?“ Ich versuche mein schönstes Lächeln. „Und wenn Zuckerbrot nicht mit mir reden möchte, dann drehe ich sofort um.“
    Droch schüttelt dennoch stur den Kopf. „Das ist gegen unsere Abmachung. Ein Essen zu zweit. Keine Redakteure, keine Polizeibeamten, nicht einmal der Polizeichef. Keine Frauen.“
    „Was ist schlimmer? Polizeichef oder Frauen?“, fauche ich.
    Er sieht mich gelassen von unten an. „Du.“ Droch dreht wortlos um, ich denke, jetzt fährt er davon, aber am Ende des Ganges, knapp vor dem Lift, bleibt er stehen und greift zum Telefon. Als er es wieder einsteckt, trabe ich zu ihm hinüber. „Und?“
    „Fünf Minuten. Nicht an unserem Tisch.“
    „Vielleicht im Gang zum Klo?“, spotte ich. „Oder im Hinterhof? Wusste gar nicht, dass ich so kompromittierend bin.“
    „An der Bar. Komm, du Nervensäge.“
    Ich stehe mit Zuckerbrot an der kleinen Bar des italienischen Restaurants, in dem die beiden Freunde gerne essen. Man hat das Gefühl, einen Ausflug nach Italien zu machen. Der Besitzer, die beiden Kellner: Sie sind tatsächlich Italiener und tun nicht bloß so, um dem Ganzen etwas Flair zu geben. Wir trinken Espresso aus den richtigen Tassen, vor uns steht, wie in italienischen Bars, dieses große Edelstahl-Zuckergefäß mit Klappdeckel. „Ein Bauunternehmer wollte seinen Traum vom eigenen Lokal verwirklichen“, erzählt Zuckerbrot. In dieser Atmosphäre wirkt er gelöst, fast locker. Er habe ein ganzes Team aus Italien einfliegen lassen. Samt Original-Pizzaofen und allem, was dazugehört. Dann seien ihm die Personalkosten explodiert und ein Jahr später wollte er

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