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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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nicht. Ich kann das nicht machen.“
    Er glaubt, ich weine wegen Evelyn und weil wir mit unseren Nachforschungen nicht weiterkommen. Ich sollte ihm sagen, dass es nur der Wasabi ist. Stattdessen murmle ich: „Nur weil Evelyn nichts hatte, interessiert sich keiner, wie sie ums Leben gekommen ist.“
    Er streichelt mir über die Haare. Ich senke den Kopf, damit er nicht merkt, wie sehr ich mich für meine Heuchelei schäme. Ganz rot bin ich im Gesicht, da bin ich sicher. Und daran ist nicht der Wasabi schuld.
    „Na gut“, sagt er dann. „Damit sich ein Wirtschaftsanwalt auch einmal um die kümmert, die am unteren Ende unseres Systems stehen – oder: gestanden sind. Wann?“
    Wir sehen Oskar in der glas- und chromblitzenden Eingangstür zu „US-Speed“ verschwinden. Es ist zehn Minuten vor sieben, also ganz kurz vor Geschäftsschluss. Oskar hat sich einen persönlichen Termin bei Hans Tobler geben lassen. „Wirtschaftsanwalt“, das hat wohl gewirkt. Und auch dass er zwischen einem neuen Mustang und einem gepflegten Oldtimer, vielleicht einem Chrysler, jedenfalls aber einem Cabrio, schwanke. „Etwas für den Spaß zwischendurch“, hat Oskar in seinem Telefonat mit Tobler gesagt und dabei gelacht, als ob er sich unter „Spaß zwischendurch“ nicht nur Kilometerfressen vorstellen könnte. Ich sollte nie vergessen, was er alles so draufhat.
    Vesna und ich sitzen in ihrem unauffälligen Wagen am Straßenrand. Obwohl es schon beinahe finster ist, tragen wir Kappe und Sonnenbrille, und ich komme mir ganz schön lächerlich vor.
    „Wenn du aussiehst dämlich, erkennt dich Tobler nicht“, hat Vesna versucht mich zu trösten. Oskar ist über sein Mobiltelefon mit uns verbunden, es steckt in der Brusttasche seines Jeanshemdes. So können wir mithören. Es hat einige Zeit gebraucht, ihn davon zu überzeugen.
    „Wir kennen Tobler und können vielleicht Seltsames merken, das du nicht siehst“, hat ihn Vesna schließlich überredet. Es ist ihre Nummer, die er gewählt hat, bevor er zum Autohändler gegangen ist. Mein Ersatztelefon ist so ein Ding, das fast keine Zusatzfeatures hat. Mit Vesnas Telefon kann man Gespräche mitschneiden, sie hat extra eine neue, leistungsfähige Speicherkarte gekauft. Und es hat einen relativ guten Lautsprecher. Momentan hören wir es allerdings bloß rumpeln und schaben. Oskar geht. Warum sollte er dabei auch reden? Dann: Von weit weg, aber durchaus verständlich, fragt Oskar nach Hans Tobler. Er habe einen Termin bei ihm. Jetzt steht er wohl am Empfangsdesk. Ob ihm die Mädels gefallen? Etwas für den „Spaß zwischendurch“? Mira, sei nicht kindisch. Wir hören Hintergrundmusik und Stimmen, die nicht zu identifizieren sind. Hoffentlich achtet Oskar darauf, möglichst nah bei Tobler zu stehen, wenn das Gespräch wichtig wird. Ich bin nervöser, als wenn ich selbst mit dem Lauschtelefon bei Tobler wäre.
    Tobler kommt. Er begrüßt Oskar. Wir erkennen seine Stimme. Oskar macht auf Wirtschaftsanwalt mit zu viel Geld. „Ich denke mir, es gibt im Leben ja doch auch noch etwas anderes als Arbeit und Erfolg“, sagt er. „Ich hab immer von einem amerikanischen Schlitten geträumt. Warum sollte ich mir diesen Traum nicht endlich erfüllen?“
    Tobler stellt Fragen nach Marken und Baujahr und Anzahl der PS. Oskar antwortet erstaunlich versiert. Bislang habe ich immer geglaubt, er habe für Autos nicht viel übrig. Tobler sagt etwas von einem wunderschönen fabriksneuen Ford Mustang GT.
    „Ford? Ich kenne nur den Ford Escort. War ein Auto, das gerne von Fahrern mit Hut gelenkt wurde.“ Vesna grinst.
    „Schlimmer sind nur die mit Hut und gehäkelter Klopapierhülle auf Ablage hinten“, assistiere ich.
    Oskar soll zur Sache kommen, ehe Tobler keine Zeit mehr für ihn hat. Stattdessen redet er weiter über Autos. So ein offener Oldtimer … ob vielleicht doch der besser zu ihm passen würde …? Sicher. Ganz sicher, Oskar. – Oder doch nicht? Der Autohändler scheint mit ihm vor so einem alten Modell zu stehen. „Ist der nicht großartig? Ist natürlich eine Grundsatzentscheidung, ob man moderne Technologie und Speed will oder das wunderbare Gefühl, in einem Oldtimer wie diesem durch die Landschaft zu gondeln. Wobei der Motor gar nicht so schwach ist. Das ist ein Chrysler Imperial Hemi Cabrio, Baujahr 1951.“ So etwas könnte mir schon eher gefallen. Allerdings braucht der wahrscheinlich viermal so viel Sprit wie mein Honda. Sie reden über erneuerte Sitzbezüge und eine mögliche

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