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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Kreditbesicherung anders funktioniert“, antwortet Tobler wenig freundlich. „Ich versichere Ihnen, dass jedes Auto im Besitz meiner Firma und schuldenfrei ist.“
    „Wenn Sie zu lange keinen Käufer finden, dann geht das auch ins Geld. Wertberichtigung, Lagerkosten, Platzkosten, Pflegekosten. Wie viele Autos stehen hier bei Ihnen?“ Okay, Oskar, das reicht. Komm jetzt, bevor Tobler wütend wird. Wir werden überprüfen, ob Tobler wirklich alle Autos ohne Kredit kauft. Und ob er keine Teilhaber hat.
    „Ich schlage vor, Sie überlegen noch einmal in Ruhe, was Sie möchten. Und wenn Ihre Fragen darauf hinauslaufen, dass Sie den Preis herunterhandeln wollen, so sagen Sie das bitte direkt.“ Toblers Stimme wird schwächer, er scheint sich vom Telefon zu entfernen.
    Oskar sagt: „Also: Um wie viel würden Sie mir diesen Mustang geben?“ Er scheint auf die Motorhaube zu klopfen, dumpfe Schläge.
    „Ich glaube nicht, dass wir ins Geschäft kommen.“ Tobler ist kaum zu verstehen. Dann ein lautes Scheppern, Krachen. Was ist passiert?
    „Ist nur mein Telefon“, sagt Oskar. Die Akustik hat sich schlagartig verändert. Wir hören seine Stimme klarer, aber auch von weiter weg. „Muss unter das Auto gefallen sein.“
    „Haben wir gleich“, sagt Tobler, jetzt wieder nah und deutlich.
    „Danke. Geben Sie her.“ Das ist Oskar, merklich gestresst.
    „Was ist? Das ist eingeschaltet.“ Keine Spur mehr von Autoverkäuferfreundlichkeit.
    „Dann muss es sich beim Hinunterfallen eingeschaltet haben“, sagt Oskar von deutlich weiter entfernt als Tobler.
    Verdammter Mist. Ich greife zu Vesnas Telefon, sie packt meine Hand und schüttelt wild den Kopf. Wir haben das Mikro mit einem Stückchen Ohropax und Leukoplast verklebt, aber ob das reicht, wenn sich Tobler das Telefon ans Ohr hält? Jedenfalls aber kann er Vesnas Nummer sehen.
    „Das Gespräch dauert jetzt siebenunddreißig Minuten – genau so lange, wie wir miteinander geredet haben. Für wen wollen Sie mich aushorchen?“ Tobler klingt gefährlich.
    „Ich muss vergessen haben die Beenden-Taste zu drücken. Ich hab telefoniert, als ich zu Ihnen reinkam“, erwidert Oskar möglichst gelassen. „Ich bin Wirtschaftsanwalt, warum sollte ich …“
    „Was wollen Sie? Ist das wieder so ein dummer Schutzgeldversuch? Wen vertreten Sie? Oder will mein lieber Konkurrent wieder einmal nachsehen, ob er mich aufkaufen kann? Ich mag solche Aktionen nicht, mein Herr!“
    Renn, Oskar, renn! Oder sollen wir rein zu ihm? Ja. Ich lege meine Hand auf die Autotürklinke.
    „Oskar kann sich sehr gut alleine helfen“, zischt Vesna.
    Dann hören wir tatsächlich rasche Schritte, Rennen. Allerdings kommen die Schritte näher, und es scheinen die Schritte von mehreren Personen zu sein.
    „Raus mit ihm“, sagt Tobler. Dann hören wir einen lauten, dumpfen Ton, so als ob ein Kopf auf ein Autodach geprallt wäre. Jetzt ist die Verbindung unterbrochen.
    „Die schlagen ihn zusammen“, ächze ich. „Wir müssen die Polizei verständigen.“
    „Wäre nicht so gut in unserer Situation. Wir warten noch fünf Minuten, dann gehen wir rein“, erwidert Vesna.
    „Der Eingang ist zu, wir haben selbst gesehen, wie die vom Empfang abgeschlossen hat“, jammere ich.
    „Wir kommen rein von hinten. Wenn …“
    Und in diesem Moment sehen wir Oskar über das Freigelände wanken. Vor ihm ein Kleiderschrank, mindestens so groß wie mein ramponierter Mann, nur mit deutlich mehr Muskeln. Neben ihm einer, der zwar kleiner ist, aber aussieht, als könnte er ein Durchschnittsauto alleine heben. Der Große sperrt das Tor im Gitterzaun auf, der Kleinere gibt Oskar einen Stoß und er steht auf der Straße, nur zehn Meter von unserem Auto entfernt.
    Oskar freilich kommt nicht auf uns zu, sondern geht in die entgegengesetzte Richtung. Er hinkt, er taumelt.
    „Ich hole ihn“, sage ich aufgelöst. Wo habe ich ihn da nur hineingehetzt?
    „Du bleibst da schön sitzen. Die sehen ihm nach. Deswegen er geht in andere Richtung. Er ist vielleicht angeschlagen, aber nicht dumm“, widerspricht Vesna.
    Zwei lange Minuten später läutet mein Telefon. Ich zucke zusammen. Tobler, der wissen will, was der Wirtschaftsanwalt mit uns zu tun hat. Ich schaue aufs Display. Es ist Oskar. Er wartet auf uns in einem Espresso zwei Gassen weiter.
    Wir blicken uns um. Werden wir beobachtet? Zumindest ist keiner der Bodyguards zu sehen. Und Tobler auch nicht. Eine Frau kommt aus einem Hauseingang. Sie geht direkt auf uns zu. Hat sie

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