Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
Vom Netzwerk:
–», setzte ich an. Ja, was bedeutete es denn eigentlich? «Liebe bedeutet   … den
einen
Menschen gefunden zu haben, der dein Herz zum Singen bringt.»
    Er starrte mich an. «Das ist alles?»
    «Das ist viel!»
    «Nein. Gemeint war: Ist das die einzige Möglichkeit, es zu erklären?»
    Ich riss hilflos die Arme hoch, suchte nach den richtigen Worten. «Liebe bedeutet   …
alles
an ihr bringt das Herz zum Singen. Ihre Stimme. Ihr Lachen. Wonach sie schmeckt. Wie sie riecht. Ihr eingerissenes Nagelhäutchen. Ihr krauses Haar. Die Art, wie sie mit ihren Sandaletten über den Boden klackert.»
    Renko stand der Mund offen. «Die Art, wie sie mit ihren Sandaletten über den Boden klackert? Das ist die Liebe?»
    Ich nickte. «Ein wunderbares Geräusch.»
    «Oookay», sagte er. Er versuchte, sich auf alles einen Reim zu machen. «Okay. Alles klar. Klickklack.»
    Wir gingen schweigend ein paar Schritte. Dann hielt Renko wieder an. «Aber wie
fühlt
sich Liebe an? Inwendig?»
    Ich überlegte einen Moment. «Wenn du liebst, fühlst du dich überlebensgroß», sagte ich schließlich.
    Er wusste nicht recht, was ich damit meinte. Ich vielleicht auch nicht.
    «Als könntest du ewig leben», sagte ich. «Das ist es. Du hast Unmengen an Energie. Du fühlst dich einfach unverwüstlich.»
    «Unverwüstlich?», fragte er. «So ein bisschen wie die neue Generation von Androiden?»
    Ich seufzte.
     
    Es war eigenartig. Fast jeder schien die Veränderungen an mir wahrzunehmen: Yolanda und Severin hatten morgens beim Frühstück eine Bemerkung gemacht. Dann Renko. Kollegen in der Katakombo-Kantine klopften mir auf den Rücken und wollten wissen, ob ich befördert worden sei. Sogar mein Lieblingsvorgesetzter, Dr.   Dr.   Rirkrit Sriwanichpoom, bemerkte etwas. «Junger Mann», sagte er, als er mich zu Beginn unserer Besprechung begrüßte, «welches Elixier haben Sie getrunken? Dieser Mann hätte auch gern was davon.» Seine Augen glitten über mein Gesicht. «Das einundzwanzigste Jahrhundert bekommt Ihnen gut.» Er wandte sich dann seinem Bücherschrank zu und schob ihn auf. «Die nächste Folge für Sie.»
    Ich konnte mein Herz nicht daran hindern, loszugaloppieren, aber ich zwang es, das möglichst leise zu tun. Doc-Docs Hand förderte ein schwarzes Buch zutage. Ich hatte Eliana darin zeichnen sehen. Ich dachte, es wäre ein Skizzenbuch für eines ihrer Seminare. Ob sie auch über unsere gemeinsame Woche geschrieben hatte?
    Er setzte sich, bemüht, seinen weißen Seidenanzug nicht zu zerknittern, und blätterte das Tagebuch durch. Seine langen Finger mit den spitzen, manikürten Nägeln liebkosten die Seiten. Ich hätte ihm das Buch am liebsten aus den Händen gerissen. Stattdessen räusperte ich mich.
    Er blickte auf. «Oh, Verzeihung. Handschriften in Deutsch zu lesen ist nicht leicht.» Er beugte sich vor und setzte sein schmieriges Lächeln auf. Unwillkürlich musste ich an das Albinowiesel denken, das ich einmal gesehen hatte. «Sie spricht hier von   …» Er schaute wieder nach unten in das Buch. «‹En-er-gie-bäll-chen.› Wissen Sie, was das ist?»
    Ich tat so, als würde ich nachdenken. «Nie gehört», sagte ich.
    Wusste er, dass ich ihm etwas verschwieg?
    Er drohte mir mit dem Finger: «Wollen sie mir etwas verschweigen?»
    Mistkerl! Hatte jemand dieses Buch bereits gelesen und ihm davon berichtet? Vielleicht Dr.   Beyer, drüben in Stralsund, der Archäologe, der die Tagebücher angeblich als Erster untersucht hatte?
    «Na denn», sagte Doc-Doc, legte das Buch hin und stand auf. «Wir lassen es Ihnen morgen zukommen. Werden Sie hier arbeiten, in Berlin oder in New York?»
    Auf die Frage war ich nicht gefasst. «Das ist noch nicht entschieden.»
    «Geben Sie uns Bescheid.» Er drückte mir die Hand.
    War das alles? Hatte er mich deshalb kommen lassen? Um mir zu sagen, dass das Buch bereitlag?
    «Ja», sagte er. «Das wäre alles. Dieser Direktor wollte Sie nach Ihrer Reise nur gern selbst sehen.»
    Inzwischen war ich fast daran gewöhnt, dass er meine Gedanken las, also nickte ich und wandte mich zum Gehen. Aber ich wusste, dass er mich noch einmal zurückrufen würde. Das tat er immer.
    «Ach, Mr.   Nordstrom?», sagte er.
    Ich wandte mich um.
    «Sie hat eine hübsche Handschrift», sagte er. «Ist sie so hübsch, wie man sich das vorstellt?»
    «Sie ist bezaubernd», sagte ich.
Und sie gehört mir
, dachte ich.
    Ich war ziemlich sicher, dass er auch diesen Gedanken las, klar und deutlich.
     
    «Was hast du

Weitere Kostenlose Bücher