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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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2011 hätte ein Klon von Finn Nordstrom sein können. Ein Memoklon», hielt ich ihr entgegen.
    Sie blickte entnervt. «Es ist schon schwierig genug, ein normales menschliches Wesen dazu zu bringen, sich zu verlieben. Wieso hätten wir einen Memoklon auf den Fall ansetzen sollen?»
    Der Gedanke – ich ein Klon – war natürlich absurd.
    Rouge seufzte: «Noch mal: Sie dachten, wir würden in einer besseren Welt landen. Sind wir aber nicht. Es war ein Fehler. Ein großer Fehler. Wir lernen mit jeder Zeitreise etwas dazu.»
    «Und dieser Zeitreisende bekommt mit jeder Zeitreise einen hübschen neuen Satz Rippen.» Ich blickte sie zornig an. «Aber mit dem Reisen ist es ja sowieso endgültig vorbei.» Überraschenderweise sah ich in ihrem Gesicht einen Hauch von Mitleid. Das verwirrte mich. War sie nun Freund oder Feind? War ich vielleicht mit ihr zu hart ins Gericht gegangen?
    Rouge fuhr sich nervös mit den Fingern durch die roten Locken. «Finn, wir wussten nicht, dass die letzte Reise gestrichenwerden würde. Auch wir wollten einen Abschluss. Wir wollten, dass du noch mal zurückgehst.»
    «Und was passiert jetzt?» Ich schrie fast. Passanten blieben stehen und schauten in unsere Richtung. «Ging es wirklich nur um dieses Virus-Dings?», fragte ich, jetzt ein wenig ruhiger. «Die ganze Sache ist fünf Jahre lang in der Vorbereitung gewesen. Das erscheint mir viel zu kompliziert, viel zu raffiniert und komplex. Und das alles nur für eine Dissertation über einen Liebesvirus oder einen Beitrag zu einem Hochschulwettbewerb? Da steckt doch mehr dahinter. Oder?»
    Aber sie hörte mir gar nicht zu. «Finn, glaube dieser Freundin einfach. Wir wollten, dass du zurückgehst. Auch wir wollten einen richtigen Abschluss.»
    Frustriert stand ich wieder auf und schaute hoch in den dämmrigen Himmel, die Finger im schmiedeeisernen Gitter verhakt, das uns umschloss. Ich versuchte, ihre Worte zu verstehen: Auch wir wollten einen richtigen Abschluss. «Wenn die Sache wirklich einen Abschluss erfordert, Rouge, überrede sie bitte dazu, uns auf diese letzte Reise zu schicken.»
    Rouge sah mich lange an.
    Bestand vielleicht
doch
noch die Chance, dass ich zurückgehen konnte, um wenigstens adieu zu sagen oder sogar – ich traute mich kaum, den Gedanken zu Ende zu denken – in Elianas Zeit zu bleiben?
    «Finn», sagte Rouge schließlich, «diese Quant weiß, was dir durch den Kopf geht. Du wärst nicht der Erste, der   –» Sie wandte den Blick ab.
    «Nicht der Erste, der was?»
    Sie schwieg.
    Sekunden vergingen. Ich hörte das
Wusch
der vorbeizischendenFahrräder, das Gluckern des Wassers, das aus den dreistufigen Schalen des Brunnens vor uns herabplätscherte.
    «Es wäre Wahnsinn, Finn», sagte sie leise. «Es wäre Wahnsinn, dort zu bleiben.»
    Sie wusste es.
    «Wir brauchen dich hier», sagte sie.
    «Nein, ihr braucht mich nicht! Wozu denn? Um ‹Liebe› zu verbreiten? Das können doch jetzt Yolanda und Severin und Renko übernehmen. Und Professor Grossmann. Der scheint auf dem Gebiet besonders talentiert zu sein.»
    «Du könntest nicht mehr frei reisen. Du würdest an einem furchtbaren Zeitlag leiden. Und du bist nicht wie sie. Du bildest dir ein, verliebt zu sein, aber   –»
    «Ich bilde es mir nur ein? Das ist eine ungeheuerliche Beleidigung.»
    Sie suchte nach Worten. «Jetzt ist das alles ja gut und schön, weil es noch neu und frisch ist, aber   … denk doch nur an die Streitereien. Die Tränen. Du bist nicht dafür gebaut. Die vielen Türen, die zuknallen. Die vielen   –»
    «Die vielen Türen, die sich öffnen!», sagte ich. «Und was weißt du schon von der Liebe?»
    Wir sahen uns einen Moment in die Augen.
    «Finn, in sieben Jahren wird die Welt, die du dann kennenlernst, untergehen. Du würdest einen schrecklichen Tod sterben.»
    Ich war entsetzt. «Weißt du das so genau?»
    «Nein. Nein.» Sie schüttelte heftig den Kopf. «Natürlich nicht. Überhaupt nicht. Nein.»
    «Na bitte. Vielleicht haben wir eine Chance zu überleben! Das Leben im einundzwanzigsten Jahrhundert ging weiter. Die Welt hörte nicht auf, sich zu drehen. MoonZoomer wurden hergestellt, der Weltraum erkundet, der Mensch erschuf sich selbst neu, Körperteil für Körperteil. Menschen haben überlebt, Rouge. Sie lebten ihr Leben. Haben Häuser gebaut, die Liebe gefunden, Kinder zur Welt gebracht, die zu guten, anständigen Menschen heranwuchsen, die weitere gute, anständige Menschen hervorbrachten. Der Dark Winter war nicht nur finster und

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