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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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dunkel.»
    Sie rang die Hände. Noch nie hatte ich sie so außer sich gesehen. «Aber vielleicht kommst du nicht mal dort an! Das ist das Entscheidende. Wir können das unmöglich wissen. Dafür gibt es keine Beweise.»
    «Was soll das heißen?»
    «Die Tagebücher hören auf, daher wissen wir nicht, ob du dort ankommst oder nicht. Wir haben Nachforschungen angestellt. Wir können dich nicht finden. Auch sie nicht. Es ist zu gefährlich, dich zurückzuschicken. Der Übergang zum 8.   September 2011 ist inzwischen mit starken Störungen belastetet. Sie sind unkalkulierbar. Früher war das weniger problematisch, weil wir die finanziellen Mittel hatten, irrläufige Zeitreisende aufzuspüren. Aber ohne Finanzierung kann uns keiner holen kommen, wenn wir irgendwo festsitzen. Wir würden nie wieder nach Hause zurückkehren. Deswegen schickt uns das OZI nicht raus.»
    «Aber wenn dieser Mann gar nicht mehr nach Hause
will

    Sie schoss hoch und baute sich vor mir auf. «Finn, du hörst mir nicht zu. Die Chancen stehen schlecht, dass du da ankommen würdest, wo du hinwillst. Das Multiversum ist voller Rätsel. Und voller fremder Welten. Manche von ihnen – die meisten von ihnen – sind unberechenbar.»
    Ich begriff, dass meine Situation aussichtslos war. «Wassoll nun werden?» Ich hörte mich an wie ein verwundetes Tier, wie die sterbenden Ungeheuer in den Zelluloids, die Renko und ich uns so gern anschauten. King Kong. Godzilla. Der Schrecken vom Amazonas. Mir brummte der Kopf, summten die Ohren, ich war schweißnass.
    Gab es tatsächlich keinerlei Beweise dafür, dass ich zu Eliana zurückgekehrt war? Robert war mit dem Onyx-Kästchen über das Meer gereist. Warum hatte er es mitgenommen? Und warum hatte er es in die Geheimschublade getan? Was darin war so kostbar? Der Füllhalter war ein Füllhalter. Aber der Ring? War er mehr als bloß ein Ring? Darin war eine Biene eingeschlossen. War irgendetwas in der Biene versteckt?
    Irgendetwas musste ich übersehen oder vergessen haben. Aber was? Was wusste ich sonst noch? Ich durchwühlte meine Erinnerungen. Was hatte ich vergessen? Vielleicht irgendwas in Elianas Tagebuch? Etwas, das sie gesagt hatte? Etwas –
    Ja.
    Lucia.
    Eliana hatte gesagt, wenn sie je eine Tochter hätte, würde sie sie Lucia nennen, und dabei hatte sie bestimmt an die geheimnisvolle Frau gedacht, die 2009 zu ihr gekommen war und ihr gesagt hatte, sie solle auf mich warten. Eliana hatte keine Ahnung gehabt, wer die Frau war, aber sie hatte eine seltsame Verbindung zu ihr gespürt. Sie konnte ja nicht wissen, dass diese Frau aus
meiner
Welt gekommen war.
    Was, wenn –
    Ein unerhörter Gedanke nahm allmählich Gestalt an. Ich beobachtete, wie er heranwuchs, bis er über mir in der Voliere schwirrte, dort in der Luft hing wie eine Hummelmit flirrenden Flügeln. Dann spürte ich, wie der Gedanke sich auf meiner Schulter niederließ und mir ins Ohr zwitscherte: Lucia.
    Das war’s. Lucia war unser Kind.
    Lu-ci-a. In diesen drei Silben hörte ich das Geräusch eines sich drehenden Schlosses. Stift für Stift fiel in die richtige Position –
klink-klank-klonk
–, und eine Tür ging auf. Der Schlüssel war gefunden.
    Aber wenn sie unsere Tochter war, wie war sie dann in unsere Zeit gelangt?
    Die eingerosteten Zahnrädchen in meinem Kopf begannen zu kreisen.
    War ich damals, 2018, Roberts Idee gefolgt und hatte Lucias Gene auf einem Mikrochip gespeichert, den ich dann in die unechte Biene gesteckt hatte, damit er in dem Onyx-Kästchen langsam durch die Zeit, durch die Jahrhunderte reisen konnte? Möglich. Vielleicht war auch Elianas Erbgut darin. Wozu das nütze sein sollte und warum ich es tun würde – oder besser, getan hatte   –, das war mir noch nicht klar. Aber es war schlüssig, ergab Sinn, und was noch wichtiger war, es bedeutete, dass ich 2018 da gewesen war. Das war der Beweis, den ich brauchte. Denn wer außer mir hätte wissen können, dass dieser Ring gerettet werden, in das Onyx-Kästchen gelegt und in der Schublade des Walnussholztisches versteckt werden musste? Ich musste derjenige gewesen sein, der Robert angewiesen hatte, diese Gegenstände mit übers Meer zu nehmen. Ich hatte ihm die Idee in den Kopf gesetzt, den Walnussholztisch mit der Geheimschublade zu bauen. Und ich war es gewesen, der Elianas Tagebücher in dem sicheren Köfferchen verstaut hatte.
    Zumindest wollte ich das so sehen, denn es bedeutete,dass ich zurückgekehrt war. Und dass ich geblieben war. Das war der Beweis.

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