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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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fair.»
    «Doch», erwiderte sie und zog eine ledernde Geldbörse aus ihrer Tasche. Sie sah schwer aus. «Du hast Killernieten. Diese Spielerin hat Killercash. Damit kann man einem Angreifer den Schädel einschlagen.» Sie öffnete die Börse, klimperte mit den Münzen und blätterte durch die Scheine. «Münzen und Papiergeld. Wie exotisch.» Sie gab Finn einen 50 0-Euro -Schein. «Steck den ein. Es wurde empfohlen, dass auch du Bargeld dabei hast.»
    Finn schob den Schein in seine rechte Hosentasche.
    Rouge verstaute die Börse wieder in ihrer Umhängetasche, zog ein mit Nieten besetztes Lederarmband heraus und schnallte es sich um.
    «Ha, schon besser», sagte Finn. «Eine echte Waffe.»
    Rouge deutete einen Karateschlag an, und Finn duckte sich. Durch die Bewegung rutschte ihm erneut die Hose herunter, und er zog sie wieder hoch. «Das ist die Strafe dafür, dass wir den falschen Modetyp angekreuzt haben: ‹Urban, lässig, rebellisch›», sagte er.
    «Nächstes Mal versuchen wir es mit ‹konservativ, leger, bequem›.»
    «Oder ‹erfolgreich, klassisch, gut betucht›», sagte er und blickte bedauernd auf die schmuddeligen Sneaker an seinen Füßen.
    Sie hatten die Locken aus Rouges Haar gezogen, es kürzer geschnitten und ihr eine Stachelfrisur verpasst. Sie sah damit noch strenger aus als sonst. Aber das war nichts im Vergleich zu seinem Haar. Es war wirklich bizarr, wenner sich selbst im Spiegel sah. Der Stylist hatte die Frisur «Fauxhawk» genannt. Von der Stirn bis in den Nacken zog sich ein Streifen hochstehender Haare über seinen Kopf, steif wie Wildschweinborsten. An den Seiten war sein Haar zum Glück noch immer dicht und wellig, aber irgendwie fand er, dass er aussah wie die nordamerikanischen Ureinwohner, diese Indianer in dem Zelluloid «Auf Winnetous Spuren», den er erst kürzlich mit Renko zusammen gesehen hatte.
    Ein Mann mittleren Alters im braunen Cordanzug kam links an ihnen vorbei und stieß versehentlich gegen Finn. Der kleine Rucksack, den Finn über die linke Schulter geschlungen hatte, fiel zu Boden.
    «Verzeihen Sie vielmals», sagte der Mann, blieb stehen und hob den Rucksack auf. Er sah Rouge. «Ah, Mademoiselle Moreau.»
    «Professor Grossmann», sagte sie. «Das ist Finn Nordstrom. Finn, Professor Judd B.   Grossmann.»
    Die Männer reichten sich die Hand.
    Finn sah, dass der ältere Mann große Augen machte, als er ihre Aufmachung sah. «Wir sind auf dem Weg zum Game-Raum», sagte Finn als Erklärung.
    «Ausgezeichnet», sagte der Mann amüsiert. «Ausgezeichnet.»
    Finn bemerkte, dass der Mann einen Bolotie trug. Cowboykrawatten waren zwanzig Jahre zuvor in Mode gewesen, als er noch ein Kind war, doch seitdem hatte er sie nur noch ganz selten gesehen. Dieses Exemplar bestand aus grünen Ledersenkeln mit Bronzespitzen und einer in Bronze eingefassten, verschiebbaren Perlmutt-Kaméebrosche. Die Kamée zeigte zwei rosa Flamingos in einem blauen Teich mit einem grünen Baum im Hintergrund.
    «Bitte entschuldigen Sie», sagte Professor Grossmann, «aber die Zeit drängt! Auf Wiedersehen.» Und schon eilte er davon.
    «Also ehrlich», sagte Finn zu Rouge, als der Mann außer Hörweite war, «dieser Spieler sieht nicht ein, warum wir die Klamotten schon auf dem Weg zum Game-Raum spazieren tragen müssen. Wir könnten uns doch überlegen, wie wir aussehen und welche Accessoires wir möchten, wenn wir im Spiel sind – virtuell. So läuft das doch normalerweise.»
    Rouge hob die Schultern. «Weiß auch nicht, warum.»
    «Und wieso müssen wir
hier
spielen? Im OZI? Wir hätten es doch im Rubik testen können», sagte er und deutete mit einer ausschweifenden Geste auf den für Unbefugte gesperrten Bereich des OZIs, in dem sie sich gerade befanden. Hier unten waren die grellen Lichter des Olga-Zhukova-Instituts, die vielen Leitungskanäle, die leuchtenden Farben, die Röhren, allesamt völlig symmetrisch angeordnet, atemberaubend schön, aber auch einschüchternd. Finn war noch nie hier unten gewesen. Tatsächlich hatte er das Gebäude vorher überhaupt noch nie betreten. Die Berliner nannten das OZ I-Hauptgebäude liebevoll «Qualle»: Sein Vordach, das wie eine Glocke geformt war und aus Stoffbahnen und Glas bestand, erinnerte – besonders nachts, wenn es beleuchtet war – an die gallertartige Meeresspezies.
    «Wir spielen hier, weil sie uns dabei beobachten wollen», antwortete Rouge, als müsste sie es ihm zum x-ten Mal erklären. «Wir haben hier im OZI den modernsten Game-Raum in

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