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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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unscharf.
    «Hat der Spieler übermenschliche Fähigkeiten?», fragte Finn.
    Sriwanichpoom lachte. Seine strahlend weißen Zähne waren jetzt mit Schokoladenmousse beschmiert. «Übermenschliche Kräfte?»
    Finn fand die Frage durchaus angebracht. «Ja. Kann er sich komplett unsichtbar machen? Oder fliegen? Oder glatte Wände hochklettern. Oder vielleicht   –»
    «Gedanken lesen?», warf Sriwanichpoom ein. «Aus dieser Frage spricht Ihre Jugend, Finn Nordstrom. Nein. Der Spieler hat keine übermenschlichen Fähigkeiten. Er ist nur ein Mensch. Allerdings wird der BB des Spielers während des Spiels außer Betrieb gesetzt.» Er nahm sich einen Moment Zeit, um ein weiteres Törtchen zu vertilgen, etwas Gelbes mit feinen Pistaziensplittern darauf. «Aber Sie gehen nicht allein in die Arena. Sie haben einen Freund dabei, der auf Sie aufpasst und Sie unterstützt.» Der Direktor lehnte sich nach hinten an die Polsterlehne seines Stuhls, schloss die Augen und spielte einen Moment lang mit seinem weißen Pferdeschwanz, nahm ein Haar, das an der Spitze gespalten war, und zog es auseinander. Dann setzte er sich wieder auf. «Falls Sie bereit wären, mit uns zusammen an dem Projekt zu arbeiten, Finn Nordstrom, wen hätten Sie dann gern als Partner? Es müsste jemand sein, der Sie gut kennt.»
    Finns erste Wahl wäre sein Bruder Mannu gewesen. Sie hatten sich ungewöhnlich gut verstanden. Aber das war natürlich unmöglich. Er würde Renko vorschlagen.
    «Und es muss jemand sein», beeilte sich der Direktor hinzuzufügen, «der kerngesund ist.» Er beugte sich vor. «Leider erholt sich Ihr guter Freund Renko Hoogeveen derzeit von einer Augentransplantation. Somit kommt er als Testpartner nicht in Frage.»
    Die beiden Männer taxierten einander.
    «Wie wäre es mit   –» begann Doc-Doc.
    «Nein!», sagte Finn, der es schon ahnte, wer Doc-Doc durch den Kopf ging. «Dieser Mann kann sich nicht vorstellen, dass sie bereit wäre   –»
    «Aha», sagte der Direktor erfreut. «Jetzt lesen Sie also auch Gedanken?»
    «Manche haben ihn eben, den Durchblick.»
    Doc-Doc lächelte schwach.
    «Sie ist ein Quant», sagte Finn. «Sie hat Wichtigeres zu tun.»
    «Sie würden sich wundern, wie viele Quants ein gutes Spiel zu schätzen wissen. Rouge Marie Moreau ist eine vielbeschäftigte, ehrgeizige junge Frau. Aber dann und wann ist ein wenig Erholung auch für sie durchaus förderlich.» Seine Stimme hatte einen leicht lüsternen Ton angenommen, und zum ersten Mal kam Finn der Gedanke, dass Rouge und der Bibliotheksdirektor sich vielleicht besser kannten, als er ahnte. Aber egal – erst mal wollte er mehr über «Projekt Zeit» wissen.
    «Hat das Spiel denn ein bestimmtes Ziel?», fragte Finn.
    «Natürlich. Wie gesagt, es geht hier um Edutainment. Ziel ist es, das Erlebnis zu genießen und dabei gewisse Aufgaben zu erfüllen.»
    «Aufgaben?»
    «Zunächst geht es nur um ganz leichte Übungen. Eine Straße entlanggehen. Einen Stadtplan kaufen. Das Spiel hat sieben Level, die von Mal zu Mal länger und komplizierter werden. Beispiele für schwierigere Aufgaben wären: ein Gespräch beginnen. Bekanntschaften schließen. Ein dreigängiges Menü zubereiten. Eine Reise unternehmen.»
    «Ein dreigängiges Menü zubereiten?», rief Finn und hätte fast aufgelacht. «Ohne Robo-Hilfe? Das könnte tatsächlich lehrreich sein.»
    «Monsieur?», sagte Henriette.
    «Ja bitte?», sagte Finn und blickte seine Hostess an.
    «Wünschen Monsieur noch einen Zing? Oder noch etwas Gebäck oder –?»
    «Danke, Henriette», sagte Rirkrit Sriwanichpoom, «das wäre im Augenblick alles.» Henriette machte auf dem Absatz kehrt, und Sriwanichpoom richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Finn. «Und? Was sagen Sie dazu?»
    Offenbar wollte die Europäische Bibliothek, dass Finn den Auftrag annahm. Und ja, es ging genau um die Zeit, auf die er spezialisiert war. Zweifelsohne war er der Richtige für den Job. Ob auch Rouge die Richtige war, stand auf einem anderen Blatt. Aber zunächst einmal war gegen das Spiel nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Die Idee hatte durchaus etwas Faszinierendes, zumal die Jahrtausendwende bislang von Spielentwicklern sträflich vernachlässigt worden war. Aber   … aber was? Etwas nagte an ihm.
    Es war E.   Was würde dann mit ihr und dem Bodden-Fund geschehen? Mit seiner eigentlichen Arbeit?
    «Fürchten Sie, diese Aufgabe könnte Sie von Ihrer eigentlichenArbeit abhalten?», fragte der Direktor. «Wir sind sehr zufrieden mit Ihrer

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