Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens

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richtigen Weg zu halten. Und Ihre Figur ist so programmiert, auf sie zu hören.»
    «Aber warum eigentlich?», wollte Finn wissen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Sriwanichpoom ungeduldig von einem Bein aufs andere trat. «Warum eigentlich sollen wir kein Risiko eingehen? Schließlich spielen wir solche Spiele, damit wir Gefahren auch erleben. Darin liegt doch der eigentliche Reiz, oder?»
    «Ganz recht, ganz recht», pflichtete Professor Grossmann gutmütig bei. «Wir spielen solche Games, um unsere inneren Dämonen zu vertreiben. Im Spiel machen wir Erfahrungen, die im wahren Leben vermutlich schädlich wären. Und das ist spannend und aufregend. Sicherlich. Aber in diesem speziellen Spiel gehen sie erst ab Level 3 Risiken ein. Zuerst müssen Sie sich in der neuen Umgebung akklimatisieren und lernen, sich dort wohlzufühlen.»
    «Und derweil achten Sie bitte auf mögliche historische Ungenauigkeiten und Fehler», fügte Sriwanichpoom hinzu. «Sie gehen in erster Linie als Historiker in die Arena.»
    «Richtig», sagte der Professor. «Und bitte denken Sie daran, dass Sie hier in Level 1 keinerlei Gespräche mit Spielfiguren beginnen, denen Sie möglicherweise begegnen. Und vor allem kehren Sie dreißig Minuten nach Ihrer Ankunft an den Startpunkt zurück.»
    «Was passiert, wenn wir nicht in dreißig Minuten wieder am Startpunkt sind?», fragte Finn. «Was, wenn –»
    «Finn!», sagte Rouge gereizt. Bis zu diesem Moment hatte sie sich beherrscht, doch jetzt schüttelte sie ungeduldig den Kopf. «Die Leute möchten anfangen.»
    «Dieser Spieler ist bloß neugierig!», sagte Finn. «Warum können wir nicht länger als dreißig Minuten spielen?»
    «Ihr Körper muss sich erst an das Spiel gewöhnen», sagte Professor Grossmann. «Aber keine Sorge. Es wird nichts passieren, womit Sie nicht fertig werden.»
    «Aber –»
    «Finn Nordstrom!» Die Stimme des Direktors klang jetzt streng. «‹Projekt Zeit› ist in der Alpha-Phase. Es ist wichtig, dass Sie sich jetzt an die Regeln anpassen, damit wir besser verstehen, wie Sie in Zukunft von ihnen abweichen können.» Er machte auf dem Absatz kehrt und strebte zumAusgang. An der Tür drehte er sich noch mal um. «Sind wir so weit?»
    «Ach so, ja», sagte Professor Grossmann freundlich zu Finn und Rouge. «Sie können sich im Spiel ein Getränk oder einen kleinen Imbiss gönnen. Mademoiselle Moreau, Sie haben eine gefüllte Geldbörse. Haben Sie Mr. Nordstrom etwas davon abgegeben?»
    Rouge nickte.
    Professor Grossmann sah erst Finn und dann Rouge an, um sicherzugehen, dass er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. «Falls Sie keine weiteren Fragen haben, können wir anfangen. Sprechen Sie von diesem Moment an bitte erst wieder, wenn Sie sicher sind, dass Sie sich in der Spielarena befinden.» Er schenkte beiden ein breites Lächeln. «Wollen wir?»

    Finn hatte jedes Zeitgefühl verloren. Wie viele Minuten waren vergangen, seit sie die Tür geschlossen und dann luftdicht versiegelt hatten? Eine Minute? Oder fünf? Stand Rouge noch neben ihm? Oder war er auf eine andere Position gebracht worden? Zuerst dachte er, sie würden aufsteigen, nach oben schweben. Doch dann verlor er die Orientierung. Jetzt sah er nur noch Schwärze. Der Raum war komplett undurchdringlich. Ein Vakuum. Keine Geräusche von außen, keine von innen. Kein Licht, keine Bewegung, keine Luft. Es war, dachte Finn, als wäre er inmitten eines Nichts ausgesetzt worden, in einer Leere.
    Finn spürte, dass gleich irgendetwas geschehen musste, denn plötzlich durchflutete ihn eine Mischung aus Angst und Aufregung, wie früher, als er ein Junge war und auf den Wellen von Fire Island bodysurfte. Er hatte das den «Moment davor» genannt. Dieser erschreckende Augenblick,wenn eine gewaltige Welle, die zuerst nur am Horizont zu sehen war und dann unaufhaltsam näher kam, ihn endlich erreichte, eine beängstigende Wand aus Wasser, deren Kamm sich über seinen Kopf wölbte und ihn niederzuwalzen drohte. Würde er es schaffen, mit der Welle ans Ufer zu reiten? Oder würde sie ihn zerschmettern?
    Ein Geräusch! Finn wandte den Kopf in seine Richtung. Ein schwaches Zischen. Als würde Luft in ein winziges Loch reingesaugt. Er konzentrierte sich darauf, und es wurde stetig lauter. Er hatte den Eindruck, dass die Luft um ihn herum sich spiralförmig bewegte. Und dann wurde ihm auf einmal klar, dass das Geräusch eigentlich in
ihm
war und dass er es war, der spiralförmig gedehnt wurde, länger und länger,