Everlasting
für Lovers» nennen oder so.
Aber zuerst mal muss ich für Robert ein Geschenk besorgen. Er hat gesagt, er hätte gern irgendwelche Science-Fiction-Bücher oder Science-Fiction-Filme für seine DV D-Sammlung , wie «Terminator» oder «2001: Odyssee im Weltraum», deshalb habe ich mir gedacht, ich kaufe ihm «Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück» und «Notting Hill.» Haha!
Dabei fällt mir ein: Ich habe endlich mit dem Buch angefangen, das Mama mir zum letzten Geburtstag geschenkt hat, «Stolz und Vorurteil.» Und was soll ich sagen? Es gefällt mir! Ich mag Elizabeth Bennet und Mr. Darcy. Ich hoffe bloß, dass die beiden am Ende zusammenkommen. Ich habe zu Mama gesagt: «Wenn die am Ende kein Paar werden, lese ich keine Seite mehr!», und Mama hat gesagt: «Lies!» Sie hat mir erzählt, dass die BBC eine sechsteilige Serie aus dem Buch gemacht hat, die es inzwischen auf DVD gibt. Vielleicht wäre das das richtige Geburtstagsgeschenk für Robert!
Klunk!
Ein Schneeball prallte gegen das Fenster.
Die Hecken trugen jetzt eine dicke Schicht Schnee, und dahinter standen Renko und Gao Dongsheng-Johnson, seine Neue. Sie wackelten mit den Fingern und streckten die Zungen heraus wie alberne Schulkinder. Finn griff nach der Fernbedienung und öffnete damit das Fenster.
«Breaking news!»
sagte Renko. «Um –»
«Um neun geht ein Swifty nach München!», unterbrach Gao Renko.
Finn musste immer über das Wort «Swifty» schmunzeln. Es verriet Gaos Herkunft. In Asien, vor allem in der chinesischen Provinz, sprachen alle so vom SwiftShuttle.
«Wir dachten, wir essen hier im Hotel zu Abend», sagte Renko, «und schauen uns dann mal diesen neuen Klub ‹Mix and Kiss› an.»
Finn zögerte. Er würde lieber im Hotel bleiben und lesen oder übersetzen, früh aufstehen und –
«Ach komm schon, Finnkins. Du darfst nicht nein sagen!», rief Gao. Sie erkannte Elianas Tagebuch auf dem Tisch. «Finn Nordstrom, wenn du nicht mitkommst, dann heißt das, dass dir irgendeine Göre, die seit mindestens zweihundert Jahren tot ist, mehr bedeutet als –»
«Als was?», entgegnete Finn.
«Als dich mit uns zu betrinken!», sagte Renko.
Finn lachte. «Wenn du es so formulierst, kann es nur eine Antwort geben.» Er knöpfte seine Strickjacke zu. Bei offenem Fenster war es eiskalt.
«Hoppla, Schuh auf», sagte Renko. Er bückte sich und verschwand hinter der Hecke.
«Und wie lautet die Antwort?», fragte Gao mit kokett schief gelegtem Kopf.
Auf den ersten Blick wirkte Gao europäisch – aber ihr blondes Haar war voll, glatt und seidig wie das Haar vieler Chinesen. Die hohen Wangenknochen, die gerade Nase und die lebendigen mandelförmigen Augen erinnerten ihn an seine Lieblingsprofessorin in Beijing, Dr. Sue Lu Wing.
«Na?», sagte Gao und lächelte erwartungsvoll.
Finn freute sich, dass Renko eine Freundin gefunden hatte. Gao war nett und sympathisch, wenn auch vielleichteinen Tick überdreht, wie die kecken Hostessen auf seiner alljährlichen Übersetzerkonferenz. Aber die Hostessen wurden jahrelang in der Kunst des munter-fröhlichen Auftretens geschult – das war ihr Job. Bei Gao vermutete er dagegen, dass sie gern JollyBeans schluckte oder eine von den anderen synthetischen Drogen intus hatte, die die meisten PAs heutzutage nahmen, damit sie länger und effektiver arbeiteten. Es gab natürlich auch andere, die zu viel Energie hatten und sich aggressiv verhielten. In der Mehrzahl der Fälle waren das männliche Jugendliche und PAs. Sie bekamen andere Mittel verschrieben: SanftSalben und ChillPillen. Finn kannte nur ganz wenige Leute in seinem Alter, die wie er praktisch nichts nahmen – außer natürlich dann und wann mal einen Spicer und einen Zing und gelegentlich eine FunTab, die Renko von dem Bekannten eines Bekannten aus dem südamerikanischen Kolumbien bezog.
«Wie lautet die Antwort?», hakte Gao nach. «Kommst du mit oder nicht?»
«Na ja …», begann er.
Renko tauchte hinter der Hecke wieder auf.
Wusch!
, schleuderte er einen Schneeball auf Finn, der ihn an der rechten Schulter traf.
«Hey!», schrie Finn und hechtete nach der Fernbedienung. Zu spät.
Wusch!
Der nächste Schneeball, diesmal von Gao, traf ihn im Nacken.
Renko zielte schon wieder.
Finn hob die Arme und ergab sich. «Schon gut! Schon gut! München – wir kommen!»
Finn war beim Lesen von «Stolz und Vorurteil» eingeschlafen. Es kam so gut wie nie vor, dass er beim Lesen einschlief, aber die Bergluft, die
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