Everlasting
tun Sie es mit Leidenschaft!»
«Mit Leidenschaft?»
«Beweisen Sie, dass Sie Pep haben», sagte Dr. Dr. Sriwanichpoom.
«Geben Sie sich Ihren Emotionen hin», fügte der Professor hinzu. Er legte Finn eine Hand auf die Schulter. «Wir glauben, dass Sie das können. Die Frage ist, glauben
Sie
, dass Sie das können?»
«Aber wozu?», fragte Finn. «Was hat das für einen Sinn?»
«Vertrau uns, Finn», sagte Rouge. «Zum richtigen Zeitpunkt wirst du es erfahren.»
«Wir möchten einfach, dass Sie in Ruhe darüber nachdenken», sagte der Professor. «Nehmen Sie sich ein paar Tage frei, machen Sie einen kleinen Urlaub, fahren Sie nach Hause, wenn Ihnen danach ist.» Er sah den Direktor an. «Vorausgesetzt, Dr. Dr. Sriwanichpoom ist einverstanden?»
«Unbedingt», sagte Sriwanichpoom. «Er steht auf unserer Gehaltsliste. Wir würden das als Vorbereitung für einen Einsatz im Außendienst deklarieren.» Er grinste listig. «Und nicht nur das, Mr. Nordstrom, wir wären sogar bereit, diesen Außendiensteinsatz als Grundlagenforschung für eine Dissertation in Geschichte des einundzwanzigsten Jahrhunderts anzuerkennen.»
«Schlafen Sie bitte darüber, Mr. Nordstrom», sagte der Professor.
«Aber was geschieht, wenn dieser Mann sich die Aufgabe nicht zutraut?», fragte Finn. «Oder wenn er meint, er schafft es nicht, leidenschaftlich zu sein? Was dann?»
«Wir können Sie selbstverständlich nicht zwingen, uns zu helfen», sagte Grossmann.
«Obwohl wir das gern tun würden», sagte Sriwanichpoom.
«Rirkrit», sagte Rouge. «Bitte!»
Der Bibliotheksdirektor achtete nicht auf sie. «Tja … falls Sie sich nicht bereiterklären, uns zu helfen, müssen wir Sie bitten, die Übersetzung dieses einen Tagebuchs zu beenden, und dann –», sagte er mit Blick auf Finns Schreibtisch, wo Elianas gestreiftes Tagebuch lag, «dann ist auch mit Ihrer Eliana und ihrem Tagebuch Schluss. Danach –»
«Ja? Danach?», flüsterte Finn.
«Danach gehen wir einfach wieder zur Tagesordnung über.» Er hob sein Glas. «Wir haben noch jede Menge Geschäftsberichte der Deutschen Bank auf Lager.» Er grinste Finn an und setzte sein Glas an die Lippen. «Prost.»
13 Was nun?
Finn ging über den inzwischen kalten Sand zum Haus. Er musste nicht sofort eine Entscheidung treffen. Die Frage «Was nun?» konnte noch ein wenig warten. Auf jeden Fall bis nach dem Abendessen.
Koch Carlo Canelli hatte netterweise Abendessen für Finn zubereitet. Der Roboter wurde von einer Gruppe Fire Islander gemeinsam benutzt und gepflegt und galt als echte Perle. Seine Kochkunst, vor allem sein
talento
für italienische Küche, wurde allseits gerühmt. An diesem Abend hatte er Vermicelli mit Jakobsmuscheln und einen frischen Salat hingezaubert.
Finn aß allein oben im Wohnzimmer an dem großen Walnussholztisch mit den Sonnenblumenmotiven. Mitten auf dem Tisch, wo die Sonne aufgemalt war, lag seit Tagen die Tru-Copy von Elianas drittem Tagebuch. Er hatte seit dem Neujahrstag vor fast einer Woche nicht mehr hineingeschaut.
Warum hatte er das Tagebuch nicht mehr angefasst? Wovor hatte er Angst? Dass das Tagebuch ihm eine Antwort geben würde auf seine Frage ‹Was nun›? Ja, er hatte Angst davor. Doch heute Morgen, als er kurz nach dem Aufwachen noch ganz verschlafen und halb im Traum nach oben wankte und das Buch mitten auf dem Tisch sah,das im Sonnenlicht strahlte, kam ihm zum ersten Mal ein ganz einfacher, aber außergewöhnlicher Gedanke: Eliana lebt! Dieses Wissen, dass Eliana tatsächlich
lebte
oder gelebt
hatte
, wenn auch nicht hier, so doch wenigstens irgendwo, erfüllte ihn mit einer noch nie gekannten Freude.
Also aß Finn seine Pasta und den Salat und trank ein Glas Wein dazu. Er spürte die Angst. Und er spürte die Freude. Dann griff er nach dem Buch und schlug es auf. Er las den ersten Eintrag über ihre Begegnung bei Dusenhuber erneut und machte sich dann an den zweiten.
Dienstag, 27. April 2004
Gestern ist Robert 16 geworden. Nach dem Abendessen hat er gesagt, er würde mit ein paar Freunden ein Bier trinken gehen. Mama war nicht gerade begeistert, besonders, weil wir am nächsten Tag Schule hatten. «Ich bin jetzt sechzehn! Das ist legal! Ich darf jetzt trinken! Es steht mir zu!», hat er getönt. Und dann hat Papa gesagt: «O-oh, jetzt geht’s los. Heute sechzehn, morgen einundzwanzig.» Und dann hat er zu Robert gesagt: «Du bist um elf wieder hier. Verstanden?» Aber Robert ist erst nach Mitternacht
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