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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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wieder nach Hause gekommen. Er hat geklingelt (und mich geweckt – Madeline hat weitergepennt). Unten war abgeschlossen, und er hat die Tür nicht aufgekriegt, nicht mal mit seinem Schlüssel – so besoffen war er! Du hättest sehen sollen, wie er aus dem Fahrstuhl und in die Wohnung getorkelt kam! «Heute sechzehn?», hat Mama gesagt. «Wie ein Sechsjähriger bist du!» Eigentlich war es ziemlich lustig, weil Robert genauso aussah wie Betrunkene im Fernsehen oder im Kino, wenn sie nicht mehr geradeaus gehen können und nur noch rumlallen und sich alle Mühe geben, nur nicht betrunken zu wirken. Außerdem konnte man ihm förmlich ansehen, wie ihm langsam schlecht wurde. Er ist Richtung Badezimmer gestolpert, aber er war nicht schnell genug und hat den neuen Gabbeh-Teppich im Wohnzimmer vollgekotzt. Papa hat ihn unter die Dusche gestellt und ins Bettverfrachtet. Jetzt hat er Hausarrest – lebenslänglich! Und heute Nachmittag musste er den Teppich in die Reinigung bringen. Er muss die Reinigung von seinem Taschengeld bezahlen. Ich schwöre hiermit bei Dinges und Dinges, wenn ich sechzehn werde, betrinke ich mich nicht. Jedenfalls nicht mit Bier. Wein schmeckt viel besser.
     
    Donnerstag, 29   April 2004
    Gestern und heute ist nichts Besonderes passiert, außer dass wir unsere Englischarbeit zurückbekommen haben. Ich habe eine 2– geschrieben. Das war die zweitbeste Note. David Kaplan hat eine 2+ gekriegt (aber sein Vater ist aus England!). Papa hat gesagt, die Arbeit war zu schwer, wenn so viele schlecht abgeschnitten haben, und Mama hat gesagt, die Frage mit der Jeans war eine Fangfrage. Wir mussten den Satz, «Wann hast du dir die schöne Jeans gekauft?» ins Englische übersetzen. Ich habe geschrieben: «When did you buy this beautiful Jeans?» Richtig wäre gewesen: «When did you buy those beautiful jeans?», aber woher sollen wir denn wissen, dass Jeans in Englisch Plural ist? Ist ja schließlich bloß eine Hose, oder? «Aber sie hat zwei Beine», hat Mama gesagt, «und außerdem, wenn du in der elften Klasse nach Amerika willst, ist das so ein Wort, das du wahrscheinlich brauchen wirst.» Und dann habe ich gesagt: «Aber ein Mann hat auch zwei Beine und ist trotzdem Singular und nicht ‹those man›.» Und sie hat gesagt: «Lern’s einfach.» Vielen Dank auch, Mama, für die Unterstützung.
     
    Finn goss sich noch ein Glas Wein ein. War er enttäuscht? Ja, irgendwie. Er musste zugeben, dass er insgeheim gehofft hatte, mehr über sich zu lesen, bei Dusenhuber einen stärkeren Eindruck bei Eliana hinterlassen zu haben. Aber offensichtlich war das nicht der Fall. Er wurde im ersten Eintrag erwähnt, und damit hatte es sich auch schon. Sie hatte ihn vergessen, genau wie Professor Grossmann gesagt hatte.
    Finn blätterte die Seiten durch. Ihm fiel auf, dass Elianas Schrift ständig ihren Stil veränderte. Mal war sie klein und rund, dann war sie groß und mit vielen Schlaufen, oder sie war mal nach rechts und mal nach links geneigt. An einem Tag war sie winzig klein und schwer zu lesen, am nächsten Tag absolut leserlich, oder sie war kritzelig, und dann wieder zackig. Eliana schien verschiedene Schriftpersönlichkeiten auszuprobieren, auf der Suche nach derjenigen, die am besten zu ihr passte. Warum auch nicht? Die Jahre der Pubertät waren doch dafür vorgesehen, oder? Jedes Mal, wenn sie den Stift aufs Papier setzte, suchte sie eben nach ihrer Identität.
    Finn schlug die letzte Seite auf, um nachzusehen, wann das Tagebuch endete. Hier war Elianas Schrift besonders schwer zu lesen. Er las 9.   … Juni   … 2005.   Also war sie da fünfzehn Jahre und zwei Wochen alt. Das Tagebuch umfasste demnach eine Zeitspanne von einem Jahr und fast zwei Monaten. Aber es gab noch zwanzig leere Seiten ganz hinten. Warum hatte sie aufgehört zu schreiben? Hatte sie das Tagebuchschreiben insgesamt aufgegeben? Hatte Doc-Doc deshalb gesagt: «Und dann ist Schluss»? Und bedeutete das, dass der Direktor das Tagebuch gelesen hatte?
    Er sollte eigentlich chronologisch lesen, das wusste Finn, aber die Neugier packte ihn. So begann er, die Buchstaben im letzten Eintrag zu entziffern, einen nach dem anderen. Er kam nur schleppend voran. Die Schrift war kaum leserlich.
     
    9.   Juni 2005
    Was soll ich schreiben? Alles ist schon gesagt. Wir warten. Oma Uschi hat gesagt, schreiben könnte helfen, aber ich kann nicht. Ich habe Kopfschmerzen.
     
    Irgendwas war passiert. Worauf «wartete» Eliana? Er blätterte eine Seite

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