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Everlasting

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Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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zurück, bremste sich dann aber. Er sollte lieber eine Seite nach der anderen lesen. Schritt für Schritt – wie das Triple G es für alle Angelegenheiten des Lebens und Arbeitens vorschrieb. Er ging zurück zum Anfang, zum April 2004, und las ein paar Seiten: Mehr über die Schule, über Jungs, über Schulkonzerte, Filme, die Eliana gesehen hatte, eine CD, die sie sich gekauft hatte. Aber es ließ ihm keine Ruhe: Warum hatte sie am 9.   Juni 2005 aufgehört zu schreiben?
    Er konnte nicht anders. Er blätterte wieder vor bis zur letzten Seite. «Alles ist schon gesagt. Wir warten.» Was meinte sie damit? Er ging einen Eintrag zurück.
     
    8.   Juni 2005
    Mama und Papa sind gerade nach Hause gekommen. Mama hat gesagt, sie würde sich nur was Frisches anziehen und dann gleich wieder ins Krankenhaus fahren. Sie hatte kein Make-up drauf, und ich habe Schatten unter ihren Augen gesehen, sie hat mir voll leidgetan.
    Papa hat sich vor den Fernseher gesetzt und die Tagesschau eingeschaltet, aber er hat gar nicht richtig hingesehen, bloß vor sich hin gestarrt. Ich bin in mein Zimmer gegangen, und kurz danach habe ich gehört, dass Oma Uschi ins Wohnzimmer gegangen ist. «Ich habe dir ein Leberwurstbrot gemacht», hat sie gesagt. Und dann habe ich nichts gehört. Und dann hat sie gesagt: «Rudi, du musst was essen.» Sie ist dann wieder gegangen. Und dann habe ich ein seltsames Geräusch gehört. Zuerst wusste ich nicht, was es war. Es klang wie ein Tier. Der Fernseher? Und dann habe ich begriffen, dass es Papa war. Er hat geweint. Ich habe ihn noch nie weinen hören. Es war schrecklich. Ich konnte gar nicht –
     
    Finn hörte auf zu lesen und blätterte eine weitere Seite zurück.
     
    Dienstag, 7.   Juni 2005
    Wir sind heute nicht in die Schule gegangen. Papa, Robert und ich haben Oma Uschi am Bahnhof Zoo abgeholt, und dann sind wir direkt ins Krankenhaus gefahren. Mama war auf dem Flur und hat mit einem Arzt gesprochen, als wir ankamen, und sie hat uns zugenickt, dass wir reingehen können. Papa und Oma Uschi sind draußen geblieben, und Robert und ich –
     
    Finn stoppte wieder mitten im Satz. Wer war im Krankenhaus? Madeline? Er blätterte mehrere Tage zurück und überflog den Text, ein paar Worte hier, ein paar Worte da.
     
    Samstag, 4.   Juni 2005
    Heute war es wieder saukalt. Johanna und ich waren noch nicht am Lochowdamm schwimmen seit   … sogar die Heizung angemacht, aber Papa hat gesagt   … Dann sind wir mit dem Skateboard rüber zu   … Ich habe total vergessen, dass ich «Romeo und Julia» zu Ende lesen muss   … hat einen von ihren schiefen Kuchen gebacken   … muss aufhören. Ich muss noch lernen, weil wir morgen   …
     
    Was auch immer passiert war, es war
nach
diesem Eintrag am 4.   Juni geschehen. Finns Finger blätterten fieberhaft auf Sonntag, den 5.   Juni. Seine Augen überflogen den Text.
     
    Immer noch Regen!   … Roberts Freund Philipp ist vorbeigekommen und   … in der Schwimmmannschaft   … weil er echt süß ist und   … Seine Exfreundin Renée   … noch ein Eis auf dem Alexanderplatz.   …
     
    Nein. Am folgenden Tag musste etwas passiert sein. Finn hätte fast die Seite eingerissen, als er den 6.   Juni aufschlug.
     
    6.6.
    Madeline hatte einen Unfall. Mit dem Fahrrad. Auf dem Weg nach Hause von der Klavierstunde. Mehr wissen wir nicht. Mama und Papa sind im Krankenhaus. Sie haben gesagt, sie rufen an, sobald es was Neues gibt. Robert hat gesagt, wenn sie schlechte Nachrichten haben, rufen sie nicht an.
     
    Finn setzte sich auf. Wie schlimm war es? Hatte Madeline Schmerzen gehabt? War sie wieder gesund geworden? Oder war die Sache tragisch ausgegangen? Was war nach dem 9.   Juni geschehen? Gab es ein Tagebuch nach diesem, das alles erklären würde? Wenn ja, würde Dr.   Dr.   Sriwanichpoom es ihm
jetzt
noch geben? Wahrscheinlich nicht. Wie konnte er herausfinden, was passiert war – und zwar sofort? Vielleicht konnte Renko ihm helfen. Aber sie hatten ja nicht mal den Nachnamen der Familie! Bei Dusenhuber war er nicht auf die Idee gekommen, Eliana nach ihrem Nachnamen zu fragen. Warum hätte er das auch tun sollen? Da hatte er ja noch geglaubt, mitten in einem Spiel zu sein.
    Finn blätterte noch einmal zu Dienstag, dem 7.   Juni. Der Eintrag ging weiter.
     
    Mama war auf dem Flur und hat mit einem Arzt gesprochen, als wir ankamen, und sie hat uns zugenickt, dass wir reingehen können. Papa und Oma Uschi sind draußen geblieben, und Robert und

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