Everlasting
Service», sagte er.
«Ein Short was?»
«Ein Short Messaging Serv–»
«Ach so», sagte sie, «du meinst eine SMS.» Sie blickte nach unten auf das Gerät. «O. Mein. Gott. Ein iPhone! Die gibt’s hier noch gar nicht zu kaufen! Papa hat eins, zum Testen. Robert wird bestimmt grün vor Neid!»
«Biologie», sagte Robert und nahm den letzten Happen von seinem Teller. «Ich denke, ich werde Biologie studieren. Bio-Genetik. Aber vorher muss ich meine Zivizeit abreißen. Noch bis Juli.»
«Zivizeit?», fragte Finn.
Die anderen lachten.
«Zivildienst. Statt zur Bundeswehr zu gehen», erklärte Robert. Er feuerte ein imaginäres Gewehr auf jeden am Tisch ab. «Nix für mich. Also muss ich stattdessen was zum Wohle der Menschheit tun. Neun Monate. Ich arbeite mit sozial benachteiligten Jugendlichen. Zwischen zwölf und sechzehn Jahren. In einem Jugendzentrum. Wir bringen ihnen gerade bei, wie man mit Holz arbeitet. Tische bauen und so. Ich kann’s inzwischen auch schon ziemlich gut.»
Eliana wandte sich ungeduldig an ihre Mutter. «Darf Finn ihm
jetzt
sein Handy zeigen?»
«Na schön», sagte Angelika Lorenz mit einem Seufzer.
Finn holte das iPhone heraus, und Eliana riss es ihm beinahe aus der Hand. «Sieh mal! Es hat sogar eine Videokamera. Und einen Blitz. Papa, deins hat das nicht. Oder?»
Rudolf Lorenz hob eine Augenbraue. «Eine Videokamera?Nein. Und auch keinen Blitz.» Er zog sein Handy aus der Hosentasche und verglich die beiden. Seins war nicht so flach wie Finns. Und Finns SI M-Kartenschlitz war an der Seite, nicht am oberen Rand. Rudi sah Finn an. «Vielleicht solltest du es einfach –»
«Moment, lass mal sehen!», sagte Robert. Er nahm das iPhone und spielte sofort damit herum.
Eliana fing Finns Blick auf, und er spürte, wie eine Welle Wärme ihm durch den Körper lief. Erstaunlich. Sein ganzer Körper sehnte sich nach ihrer Nähe.
«Papa», sagte Robert und beugte sich zu Rudolf Lorenz herüber. «Sieh mal, Finns Handy hat schon 3 G-Dienst . Kann das sein? Hier steht jedenfalls 3G. Aber deins hat bloß ein E für EDGE.»
Rudolf Lorenz stand auf. «Finn, kommst du bitte mal mit? Du wolltest mir doch deine Schreibkünste vorführen.»
«Nein!» Eliana stand auf. «Finn kommt mit mir nach oben. Auf die Terrasse.»
«Nein, tut er nicht», sagte Angelika Lorenz. «Er kommt mit mir! Ich möchte ihm was zu essen für die Heimreise einpacken.» Sie sah Finn an. «Wohin geht’s eigentlich?»
Aber ehe Finn antworten konnte, hatte Herr Lorenz ihn schon mit sich gezogen.
Es war zehn Uhr. Bald würde er gehen müssen, dachte Finn, und blickte über die Dächer von Berlin. Er war mit Rouge unten an der Ecke auf dem kleinen Platz vor dem Kino verabredet. Vielleicht wartete sie schon.
Aber im Moment war er hier oben mit Eliana.
Rudi war sehr zufrieden mit Finns Schreibschrift gewesen. «Gut gemacht», hatte er gesagt. «Sehr gut.» Und dannhatte er Finn das Haar zerzaust – so wie Artu das gern getan hatte –, und zu Finns grenzenloser Verblüffung hatte Rudi ihn umarmt und irgendwie geheimnisvoll gesagt: «Du wirst zurückkommen. Wir müssen immer noch zusammen segeln gehen.» Aber dann war Eliana ins Zimmer gestürmt gekommen. «Seid ihr zwei jetzt endlich fertig?», hatte sie gesagt und Finn den langen Flur hinuntergezerrt, wo sie mit Robert zusammenstießen, der gerade in seine Jacke schlüpfte. «Ich treffe mich mit meiner Freundin», sagte Robert zu Finn. «Wir beide, du und ich, müssen mal zusammen ein Bier trinken gehen, wenn du das nächste Mal kommst. Abgemacht?» Doch Eliana zog Finn schon eine Wendeltreppe hinauf, und ehe er wusste, wie ihm geschah, stand er auf einer Terrasse mit Blick über Berlin, und sie waren endlich allein, bis auf die Lichter der Stadt unter ihnen und die Engel im Himmel über ihnen. Finn nahm Elianas Gesicht in beide Hände und küsste sie.
Und dann küsste sie ihn.
Und dann küssten sie sich.
So ging das eine Ewigkeit weiter. Eine Ewigkeit in einer Stunde.
Sie standen an die Brüstung gelehnt, Schulter an Schulter, Hüfte an Hüfte, Schenkel an Schenkel. Sie blickten über Berlin, ein Berlin, das Finn kaum kannte, eine Stadt, von der Finn wusste, dass sie in elf Jahren von einem tödlichen Virus angegriffen und im Jahr 2050 niedergebrannt, praktisch dem Erdboden gleichgemacht werden würde. Er wünschte, er wüsste das nicht; wünschte, er könnte für immer so hier bleiben. Er dachte, wenn er jetzt sterben würde, wäre das in
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