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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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und schlug die nächste Seite auf.
     
    1.   Oktober 2007
    Blöd!
    Blöd. Blöd. Blöd.
    Wie konnte ich nur. Wie konnte ich?
    Scheiße!
     
    Finn las diesen Eintrag mehrmals hintereinander. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, aber er vermutete, dass Eliana wütend auf sich selbst war. An der Stelle, wo ihr Füllfederhalter das Ausrufezeichen hinter «Scheiße!» gemacht hatte, war ein Loch im Papier. Er blätterte um. Die Tinte war durchgesickert und verschmiert, und Eliana hatte die Seite von oben bis unten mit einem großen X durchkreuzt. Er schlug die nächste Seite auf. Sie war leer, aber ganz steif und wellig, so als wäre sie eingeweicht und dann wieder getrocknet. Er blätterte weiter. Auch diese Seite war wellig und steif. Und dann die nächste Seite:
     
    Donnerstag, 4.   Oktober 2007
    Ich habe mich leer geweint. Es ist nichts mehr drin. Robert meint, ich sollte ein Glas Wasser trinken – das regt angeblich die Produktion von Tränenflüssigkeit an. Arschloch.
     
    Sie hatte geweint. Aber warum?
    Finn starrte auf die leere Seite. Waren Elianas Tränen darauf gefallen? War das Papier deshalb so spröde und wellig geworden? Er hob das Tagebuch an und bewegte die Seite hin und her. Sie machte ein knisterndes Geräusch. Ja, es war der Klang von Tränen. Er schämte sich, es auch nur zu denken, aber es war Musik in seinen Ohren. Es waren
ihre
Tränen, genauso wie dieses Buch
ihr
Tagebuch war.Zugegeben, sie waren nur Tru-Copys, aber sie waren dennoch was ganz Kostbares.
     
    Sonntag, 7.   Oktober 2007
    Ich war so blöd! Blöd, blöd, blöd. Ich schäme mich dafür, aber es stimmt: Ich. Bin. Blöd. Ich hätte Sam sofort wegschicken müssen, als er kam. Er war so arrogant und so unhöflich zu Finn. So wahnsinnig unhöflich. «Kann der Typ sprechen?», hat er gesagt, als wäre Finn gar nicht da. Und dann die Frechheit, die absolute Unverschämtheit, Finn zu fragen, ob wir in New York bei ihm wohnen können. Als müsste die ganze Welt nach Sams Pfeife tanzen.
    Warum habe ich mich nur so von ihm blenden lassen? Mama und Papa haben nie was gesagt, aber ich weiß, sie konnten ihn nie leiden. Von Anfang an nicht.
    Sam. Grr!
    Aber das Schlimmste ist, Finn denkt, ich wäre mit Sam zusammen. Bin ich aber nicht. Jedenfalls nicht mehr. Ich war es. Vergangenheit. So was von Vergangenheit. Du –
     
    Sie war nicht mehr mit Sam zusammen? Finn las die Passage noch mal.
     
    Aber das Schlimmste ist, Finn denkt, ich wäre mit Sam zusammen. Bin ich aber nicht. Jedenfalls nicht mehr. Ich war es. Vergangenheit. So was von Vergangenheit. Du hättest Sams Gesicht sehen sollen, als ich ihn vor die Tür gesetzt habe. Eine Oscar-reife Performance, aber ich bin nicht drauf reingefallen.
     
    Sie hatte Sam in die Wüste geschickt!
    Finn spürte etwas in sich aufsteigen. Seine Brust weitete sich. Sie füllte sich mit   … mit   … was war das? Es war so leicht und luftig. Es war dieses unerhörte Etwas namensHoffnung. Es überflutete ihn, schwappte in seinem Inneren herum und machte ihn ganz betrunken.
     
    Dass ich mit Sam Schluss gemacht habe, ändert leider nichts an der Tatsache, dass Finn verschwunden ist. Und ich habe nicht mal seine Nummer. Keine E-Mail . Kein Facebook. Kein gar nichts. Ich kann ihn nicht erreichen. Ob ich ihn je wiedersehen werde? Die Vorstellung, dass er für immer fort ist, bricht mir das Herz, die Vorstellung, dass ich nie die Chance haben werde, ihm zu sagen, wie richtig es sich angefühlt hat, neben ihm durch die Herbstblätter zu gehen, dass ich mich nie so sehr wie ich selbst, mich nie geistreicher oder witziger gefühlt habe. Und begehrenswerter. Gott, wie er mich angeschaut hat! Ich habe seinen Blick überall gespürt. Und ich meine wirklich ü-b-e-r-a-l-l.
    Aber ich versuche, nicht zu sehr an ihn zu denken. Ich versuche, nicht daran zu denken, dass ich für ein paar Stunden an einem goldenen Oktobertag jemanden geliebt – und ihn dann wieder verloren habe.
     
    Liebe? Sie hatte das L-Wort benutzt?
    Finn sprang auf, riss die Arme hoch und stieß einen Jubelschrei aus: «Sie liebt mich! Sie liebt mich!»
    Huch! Was hat Finn da gesagt?
Mich?
Sie liebt
mich
? Hm. War es möglich, das auch ohne das Personalpronomen zu sagen?
    Finn überlegte einen Moment. Welche Alternativen gab es?
    Sie liebt Finn.
    Sie liebt diesen Mann.
    Sie liebt ihn.
    Es klang alles falsch.
    «Sie liebt mich», sagte er. Ja. So war es gut.
    «Sie liebt mich!», sagte er lauter. Das klang sogar noch besser.
    « SIE LIEBT

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