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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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beantwortet?«, will Leyla wissen, redet aber schon weiter, bevor ich antworten kann. »Ich hole dich ab, und dann besorgen wir uns einen Kaffee, okay? Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Äh, ja, okay«, erwidere ich zögernd.
    »Gut. Bis gleich.«
    »Leyla holt mich ab«, teile ich der Familie mit. Die Enttäuschung, die kurz über Bryans Gesicht zuckt, bilde ich mir nicht ein.
    »Oh, ich dachte, sie kommt her«, sagt er beiläufig.
    »Ist gut, Schatz.« Mrs. Morgan trinkt einen Schluck Wein. »Viel Spaß.«
    Ich laufe nach draußen, wo Leyla gerade mit ihrem Honda in die Einfahrt fährt. Ich hätte eher einen pinkfarbenen Cadillac erwartet oder einen gebrauchten Volvo, einen bemalten Schulbus … etwas, das eher zu ihrer Persönlichkeit passt. Sie trägt beim Fahren eine Brille, die sie sofort abnimmt, als wir einen Parkplatz in der Nähe der Telegraph Avenue gefunden haben.
    »Ich bin so froh, dass deine Eltern dich heute Abend haben ausgehen lassen«, sagt sie, während sie die Brille auf das Armaturenbrett legt.
    »Ich muss zugeben, dass ich überrascht bin. Aber ich habe sie gefragt, ob ich einen Job annehmen darf. Vielleicht ist das jetzt die Belohnung dafür, dass ich etwas Eigeninitiative zeige oder so.«
    Leyla starrt mich mit großen Augen an. »Du willst dir einen Job suchen? Hast du denn dann noch genügend Zeit zum Malen?«
    Ich denke an das unvollendete Porträt auf Kaileys Staffelei, das unfertig bleiben wird, denn Kunst und Malerei habe ich noch nie beherrscht. »Ja, ich werde noch genügend Zeit zum Malen haben«, lüge ich. »Und mehr Geld für Material.«
    »Auch wieder wahr.« Sie lächelt.
    Wir steigen aus dem Wagen, und ich folge ihr über die Telegraph Avenue, wo wir den Räucherstäbchenduft einatmen, der aus den nahe gelegenen Kifferläden herüberweht. Ich versuche, nicht die jungen Punks anzustarren, die auf dem Gehsteig sitzen und um Kleingeld betteln. Ich kenne diesen Typ Mensch nur zu gut: junge Ausreißer, wahrscheinlich aus wohlhabenden Familien, mit einer Riesenwut auf die Welt. Menschen, die niemand vermissen würde. Ein Mädchen mit fettigem weißblondem Haar in einer flickenübersäten Tarnhose streichelt einen räudig aussehenden Hund und blickt mich hoffnungsvoll an. Ich wende mich ab. Diese Kinder waren früher meine Beute.
    Leyla nimmt mich mit zu einem Café gegenüber der Universität, das voller Studenten ist, die mit ihren Laptops und Büchern an den Tischen sitzen. Der Geräuschpegel sagt mir, dass nicht alle zum Lernen hier sind. Ich besetze einen Tisch, während sie uns etwas zu trinken holt.
    »Also, was ist los mit dir?«, fragt Leyla, sobald wir gemütlich sitzen, dampfende Tassen mit Chai vor uns. Sie kneift leicht die Augen zusammen.
    »Du redest nicht lange um den heißen Brei herum, was?«, erwidere ich mit einem sarkastischen Lächeln.
    »Nein, entschuldige, ich meine damit nur, dass du … anders wirkst als sonst. Zerstreut. Normalerweise weiß ich immer, was du denkst, aber jetzt kann ich es beim besten Willen nicht sagen.« Sie lehnt sich zurück und sieht mich erwartungsvoll an.
    Ich nehme einen Schluck von meinem Chai, der noch sehr heiß ist. »Ich war nur … müde«, erkläre ich lahm. Was sollte ich denn sonst sagen? Sosehr ich mir wünsche, ihre Hand nehmen und ihr erzählen zu können, dass ihre beste Freundin nicht mehr hier ist, ich kann es nicht.
    »Oh, okay.« Leyla wirkt enttäuscht, doch wie Charlotte bohrt sie nicht weiter nach. »Nicole ist ja wohl unglaublich, oder?«, wechselt sie mit Lichtgeschwindigkeit das Thema.
    Ich denke an die bösen Blicke und ihre auffällige Abwesenheit auf Kaileys Freundesliste und zucke mit den Schultern. »Sie hasst mich. Da kann ich nicht viel daran ändern.«
    »Sie hasst dich nicht. Ihr werdet euch irgendwann schon wieder vertragen, das war bisher immer so. Außerdem glaube ich nicht, dass es ihr mit Bryan so ernst war. Sie wird darüber wegkommen.« Ich höre die leichte Wehmut in ihrer Stimme.
    »Vielleicht. Aber diese Woche war sie wirklich fies«, entgegne ich.
    Leyla schüttelt den Kopf, wobei ihr hin- und herschwingendes Haar Ohrringe aus Federn mit kleinen Schlüsseln enthüllt. Sie erinnern mich an das Mobile auf der Veranda der Morgans, und ich frage mich, ob Kailey sie entworfen hat. »Wenn es dir so schlecht damit geht, kannst du ihr auf Facebook immer noch eine neue Freundschaftsanfrage schicken. Ich habe deine Wünsche immer respektiert, ich verstehe, warum du nicht möchtest, dass deine

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