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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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Bauch sanft mit der Spitze des Skalpells. Sein Gesicht ist blass, mit einem grünlichen Unterton.
    Ich sehe, wie er ein paarmal tief einatmet, und strecke rasch die Hand aus. »Lass mich das machen«, sage ich.
    Er wirkt beschämt, aber auch dankbar, als er mir das Skalpell reicht. Ich setze einen glatten Schnitt von der Kehle des Kaninchens bis zu seiner Leiste und dann noch vier zusätzliche Schnitte entlang der beiden Pfoten und der Hinterbeine. Bevor die anderen in der Klasse auch nur das Skalpell aus der Hand gelegt haben, habe ich dem Kaninchen bereits die Haut von den Muskeln gezogen. Ich habe schon viele Tiere in meinem Leben gehäutet.
    Cyrus kommt vorbei und begutachtet mein Werk. »Sehr gut«, sagt er. »Sehr … präzise.«
    »Danke«, erwidere ich knapp.
    Er räuspert sich und wendet sich an die anderen Schüler. »Ich merke, dass vielen von euch das Sezieren schwerfällt. In unserer modernen Gesellschaft hat man nicht oft die Gelegenheit, dem Tod ins Auge oder besser gesagt auf die Pfote zu blicken. Daher rate ich euch: Reißt euch zusammen!«
    Alle lachen. Er hat immer schon gerne vor Publikum agiert.
    Mir stockt der Atem, als Cyrus sich Noahs Tisch nähert. Er lehnt sich über die Schulter meines Freundes und wirft einen Blick in sein Notizbuch.
    »Das sind aber sehr schöne Skizzen«, sagt Cyrus bewundernd. »Du hast ein gutes Auge für Illustration. Bist du ein Künstler?«
    Noah blickt peinlich berührt zu Boden. »Eigentlich nicht. Ich fotografiere gern, aber ich bin kein Maler oder so etwas.« Er wirft mir einen raschen Blick zu.
    Cyrus schüttelt den Kopf. »Spiel es nicht herunter. Du hast wirklich Talent. Und jeder, der behauptet, Fotografie sei keine Kunst, ist mit Verlaub ein Idiot.«
    Erst als mein Projektpartner meinen Namen sagt, realisiere ich, dass er mit mir gesprochen hat. »Was ist?«, frage ich.
    »Ich habe dich gefragt, ob ich das Blatt ausfüllen soll. Nachdem du schon die unangenehme Arbeit gemacht hat.«
    »Klar, gern. Danke.« Ich versuche, Noah und Cyrus weiter zu belauschen. Irgendetwas an Cyrus’ Verhalten Noah gegenüber kommt mir allzu vertraut vor, und es behagt mir nicht.

    Da ertönt die Klingel und reißt mich aus meinen Gedanken. Mein Partner hat inzwischen alles aufgeräumt, und der Raum leert sich rasch. Ich bin froh, dass ich Cyrus’ Gegenwart entfliehen kann, und warte vor der Tür auf Noah. Ich brauche ihn jetzt, um mich wieder sicher zu fühlen. Aber da höre ich, wie Cyrus ihn bittet, noch kurz zu bleiben.
    Nein!, protestiere ich stumm. Lass ihn in Ruhe! Doch was kann ich schon tun? Ich gehe zur nächsten Unterrichtsstunde, während mein Magen sich verkrampft. Ein Gefühl von Furcht und Kälte macht sich breit, wie tiefes Wasser, das noch nie die Sonne gesehen hat.

Kapitel 28
    N oah ist bester Laune, als wir in der Cafeteria in der Essensausgabeschlange stehen. »Bevorzugt die Dame das Roggen-Thunfisch-Sandwich oder das Tofuwürstchen?«, fragt er grinsend.
    »Thunfisch. Ersatzfleisch traue ich nicht«, antworte ich.
    »Sehr gute Wahl.«
    Auch wenn es kühl ist, nehmen wir unser Essen mit nach draußen, weg von den neugierigen Augen und den weit aufgesperrten Ohren. Seit ich Noah im Biologiesaal zurückgelassen habe, fühlt sich mein Magen wie ein Stein an, und meine Schultern sind steif wie ein Brett.
    »Was wollte Mr. Shaw denn von dir?«, frage ich, sobald wir uns unter eine weit ausladende Eiche gesetzt haben.
    »Mit mir über meine Fotos reden. Er hat mich sehr bestärkt und sagte, ich sollte mich an der Kunstakademie bewerben. Es war wirklich nett. Ich habe mich bisher nie als Künstler gesehen.« Er beißt von seinem Sandwich ab und blickt mich aufgeregt an.
    »Wie kann er mit dir über deine Fotos sprechen, wenn er sie noch nie gesehen hat?«, frage ich. »Klar ist es nett von ihm, aber er kennt dich ja nicht einmal.« Ich weiß, dass Noahs Kunst Cyrus völlig egal ist. Er schmeichelt ihm nur. Genauso wie er Jared und Nathaniel geschmeichelt hat, bevor er sie zu Wiedergeborenen gemacht hat.
    »Kailey, ich weiß, dass ich nicht so gut bin wie du. Deine Bilder sind überwältigend.« Er wirkt niedergeschlagen.
    »Nein, das ist es nicht … Ich glaube einfach nur, dass dieser Typ es nicht ehrlich meint.«
    »Danke für dein Vertrauen«, erwidert Noah trocken. »Er hat mir auch einige Bücher empfohlen – interessante Werke über Quantenmechanik und metaphysische Chemie. Ich hatte ja keine Vorstellung davon, dass Naturwissenschaftsunterricht so

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