Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
es eine kleine Neuigkeit – aber nicht die Nachrichten, die ich ersehne.
Und kein Wort von Damen.
NEUNUNDDREISSIG
V ielleicht bin ich auf den Hype reingefallen. Vielleicht hab ich es in Gedanken viel zu sehr aufgebauscht.
Aber letztlich muss ich leider sagen, dass die Schulabschlussfeier doch ein bisschen enttäuschend ist.
Versteht mich nicht falsch, es ist alles bestens organisiert und läuft wie am Schnürchen. Eigentlich ist es ganz ähnlich wie in Filmen und im Fernsehen, mit all den Talaren und Baretten, den Reden, dem Gelächter und den Tränen sowie den Erinnerungen und den glühenden Versprechungen, miteinander Kontakt zu halten. Aber obwohl Sabine und Mr. Muñoz in der Menge sind und jedes Mal, wenn ich in ihre Richtung gucke, lächeln und winken, obwohl Miles und Honor und – was mich immer noch erschreckt, aber ich gewöhne mich allmählich dran – Stacia pfeifen und klatschen und mir zujubeln, als ich an der Reihe bin, auf die Bühne zu gehen, fehlt doch Haven. Und Damen.
Und diese beiden Lücken überschatten so ziemlich alles. Als ich schließlich mein Barett in die Luft werfe, nutze ich die Gelegenheit, ein bisschen Magie zu wirken. Ich lasse es ganz hoch in den Himmel steigen, viel höher als das aller anderen, und verfolge, wie es zuerst eine Schleife in Form einer Tulpe dreht und dann eine in Form eines Unendlichkeitszeichens, ehe ich es gut sein lasse und zusehe, wie es wieder herunterfällt.
Ich bahne mir gerade den Weg zu Sabine und Mr. Muñoz, als Stacia auf mich zukommt und mir eine Hand auf den Arm legt. »Na, wir sehen uns dann ja auf deiner Party, oder?« Sie fährt sich mit den Fingern durch ihr langes, blond gesträhntes Haar und schaut mich an.
Blinzelnd mustere ich ihre leuchtend gelbe Aura und staune darüber, dass sie es ernst meint.
Doch ehe ich ihr antworten kann, tritt Honor dazu und sagt: »Wir dachten, wir kommen ein bisschen früher und helfen dir bei den Vorbereitungen.«
Ich blicke zwischen ihr und Stacia hin und her und frage mich, wann ich mich je an diese neue Seite an ihnen gewöhnen werde. Trotz ihrer vereinten Bemühungen, mir dabei zu helfen, erlebe ich jede ihrer freundlichen Gesten nach wie vor als Schock, auch wenn das natürlich völlig unfair ist. Sie strengen sich dermaßen an, dass ich ihnen ihre Besserung wenigstens abnehmen sollte.
Stacia legt den Kopf schief und wartet auf meine Antwort, während Honor an ihrem Finger herumfummelt und Judes Malachitring hin und her dreht.
»Ähm, das ist echt nett, aber ihr braucht nicht zu kommen. Ehrlich.« Ich nicke und hoffe, sie fassen das nicht falsch auf, aber ich weiß gar nicht, ob ich sie dabeihaben will. »Ihr habt doch sicher was Besseres zu tun, bessere Partys, auf die ihr eingeladen seid, deshalb …«
»Besser als diese Party? Wohl kaum!« Stacia wirft mir einen ihrer altbekannten Spinnst-du?- Blicke zu, ehe ihr einfällt, dass sie sich die ja abgewöhnt hat, und sie wieder eine neutrale Miene aufsetzt. »Außerdem haben wir schon unsere Kostüme und alles!« Sie sieht Honor an, die einträchtig nickt. »Wir haben dir so viel geholfen, damit du den Abschluss schaffst – du kannst uns jetzt nicht ausladen!«
Ich starre sie verblüfft an und frage mich, wie sie darauf kommt, da ich mich nicht direkt daran erinnere, sie eingeladen zu haben. Andererseits war ich aber auch nicht verantwortlich für die Einladungen, sondern die Zwillinge. Und ebenso wenig wusste ich, dass es ein Kostümfest werden soll. Ja, im Grunde habe ich keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist, woher sie überhaupt Bescheid wissen und wie das Ganze so aus dem Ruder laufen konnte. Ursprünglich war es doch bloß als nettes Treffen im kleinen Kreis geplant gewesen. Nur für Unsterbliche. Ich hatte keine Ahnung, dass es zur Mutter aller Abschlussfeten werden würde. Der gefragteste Event des Jahres.
»Ich hab echt wahnsinnig viel Arbeit in mein Kostüm gesteckt«, sagt Stacia vorwurfsvoll. »Du bringst mich nie und nimmer davon ab, es zu tragen. Die Leute werden alle ausflippen, wenn sie es sehen!«
»Judes Kostüm ist eine Überraschung«, sagt Honor. »Allerdings meint er, für dich sei es keine, weil du es schon kennst.« Sie sieht mich auf eine Weise an, die mir verrät, dass sie so ziemlich alles über Jude und mich weiß und sich immer noch nicht sicher ist, was sie davon halten soll. »Aber ich habe selbst eine kleine Überraschung. Romy und Rayne haben mir dabei geholfen, und ich bin total begeistert davon. Glaub mir,
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