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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Durststrecke, die wir im Handumdrehen überwunden haben werden.
    »Sie geben auch ein beliebtes Motiv für Tattoos ab«, fährt Jude fort. »Leute, die schwere Zeiten durchgemacht, sich sozusagen aus dem Sumpf herausgekämpft haben, benutzen sie gern als eine Art Kennzeichen dafür, dass sie die Reise überlebt und heil am anderen Ende angekommen sind.«
    »Hast du ein Tattoo?«, will Rayne wissen. Sie starrt ihn aus großen Augen an und fällt vor Neugier fast vom Stuhl.
    »Ja, zwei«, sagt er mit einem angedeuteten Lächeln.
    Sie gafft ihn an und kann kaum fassen, dass er es dabei belassen will. »Und, was für welche?«, hakt sie nach.
    »Eines ist eine Ouroboros-Schlange. Unten an meinem Rücken.«
    Und obwohl ich spüre, wie sein Blick den meinen sucht, wende ich mich ab. Ich habe das Ouroboros-Tattoo gesehen. O ja, das ist mir nicht verborgen geblieben.
    »Ein Ouroboros?« Blinzelnd sieht Rayne ihre Zwillingsschwester an, die ihr abgesehen von den Kleidern aufs Haar gleicht. Romy liebt Pink, Rayne bevorzugt Schwarz, und manchmal, wenn sie nicht dabei sind, nenne ich sie Good & Plenty wie die Lakritzdragees in der pinkfarbenen Packung,
weil Damen dann immer lachen muss. »Ich dachte, das sei böse«, fügt sie hinzu.
    »Es ist nicht böse«, sagt Damen, der sich endlich entschlossen hat mitzureden, da er ohnehin hierbleiben muss, bis es vorbei ist. »Es ist ein altes alchemistisches Symbol für Leben, Tod, Wiedergeburt und Unsterblichkeit.« Er hebt die Schultern und sieht sich um, mustert jedoch niemand Bestimmten. »Unzählige theologische Schulen haben es sich im Lauf der Geschichte immer wieder angeeignet, und jede hat ihm ihre eigene Bedeutung verliehen, aber es ist nicht böse. Auch wenn Roman und seine Abtrünnigen es übernommen und ihm diesen Anschein gegeben haben, drückt es von sich aus nichts Bösartiges aus.« Er nickt und lehnt sich erneut an die Wand und hat offenbar fürs Erste nichts mehr zu sagen.
    »Okay …« Rayne grinst verschmitzt. »Falls ich je einen Hausaufsatz darüber schreiben muss, komme ich schnurstracks zu dir, aber jetzt noch mal zurück zu den Tattoos.« Sie schüttelt den Kopf und verdreht halb die Augen. Ihre komplette und kritiklose Verehrung gegenüber Damen ist das Einzige, was ihm das gerade noch erspart. »Und was ist das andere?«, will sie von Jude wissen.
    »Das andere ist das japanische Symbol für die Lotosblüte. Ich dachte, eine richtige Blume wäre … na ja … ein bisschen mädchenhaft.«
    Rayne sieht ihn mit hochgezogener Braue an. »Ich war eben jünger, noch nicht so bewusst, oder was soll ich sagen?« Er zuckt die Achseln und fährt sich durchs Haar.
    »Und – wo ist das dann?«, will sie wissen, doch Jude hebt nur kopfschüttelnd die Hand und beendet das Thema damit auf der Stelle.

    Rayne dreht sich zu Ava um und funkelt sie finster und wütend an. Ihre Augen werden noch schmaler, als Ava nur lacht. Und soweit ich es aus den zwischen den beiden hin-und herwirbelnden Gedanken heraushören kann, bettelt Rayne schon seit Wochen um ein Tattoo und kann nicht begreifen, warum sie noch weitere fünf Jahre warten soll, bis sie achtzehn ist. Nachdem sie bereits seit dreihundert Jahren existiert, von denen sie die Mehrheit im Sommerland verbracht hat, wo sie als Flüchtling der Hexenprozesse von Salem Aufnahme gefunden hatte, sieht sie nicht ein, warum die Zeit, die sie dort verbracht hat, hier nicht anerkannt wird.
    Doch das ist nicht mein Problem, und so blende ich mich ebenso schnell wieder aus, wie ich mich eingeloggt habe, da ich wieder zur Sache kommen will.
    »Was ist jetzt eigentlich mit dem Lied?«, fragt Miles. »Wie ging das noch mal? Irgendwas von wegen sich aus dem Lehm zum Himmel erheben oder in irgendwelche Traumhöhen oder so ähnlich?«
    » Aus dem Lehm soll es aufstehen, sich erheben in weite Traumhöhen, genau wie du-du-du sollst auch aufstehen …«, singe ich in derselben Melodie, die auch Lotos benutzt hat.
    »Dann denkt sie also offenbar, du bist wie die Lotosblume«, meint Romy, während ihre Zwillingsschwester immer noch wegen des Tattoos grollt. Da sie trotz der dicken Umarmung, die sie mir im Sommerland angedeihen ließ, nachdem sie gesehen hatte, dass ich Havens Attacke überlebt hatte, ohnehin noch nie ein großer Fan von mir war, rutscht sie jetzt auf ihrem Stuhl nach unten und mustert mich mit stählernem Blick. Sie bezweifelt eindeutig diese Aussage und nutzt die Gelegenheit, um sich auf der Stelle mit Damen zu solidarisieren,

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