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Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig

Titel: Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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sie wohl wieder wachsen lassen.«
    Ich steige aus und bemühe mich, es mit dem Starren nicht zu übertreiben. Obwohl er super aussieht, ja sogar
mehr als sagenhaft, muss ich immer noch eine ziemlich breite optische Kluft überbrücken.
    »Nö.« Ich lächele fröhlich und schüttele den Kopf. »Lass nur. Ich meine, wozu zurückgehen, wenn du stattdessen voranschreiten kannst?«
    Er lässt die Worte eine Weile auf sich wirken, bevor er das Schweigen bricht. »Du siehst ganz schön mitgenommen aus«, sagt er schließlich und zeigt auf meine Kleider, die in erbärmlichem Zustand sind. »Aber du hast es geschafft, und nur darum geht’s. Schön, dich zu sehen, Ever.« An seinem Tonfall und dem Glitzern in seinen Augen merke ich, dass er das zum ersten Mal seit langer Zeit ernst meint. Meine Gegenwart löst nicht mehr das gleiche Verlangen in ihm aus wie früher.
    »Dich auch.« Ich schicke meinen Worten ein Lächeln hinterher, da er wissen soll, dass ich es ernst meine.
    Wir stehen einander gegenüber und schweigen eine Weile einträchtig. Es ist kein verlegenes Schweigen, sondern ein Schweigen zwischen zwei Menschen, die etwas so Außergewöhnliches zusammen erlebt haben, dass man es nicht in Worte fassen kann.
    »Wann bist du zurückgekommen?«, frage ich, da ich wissen will, ob er auch lange weg war.
    Er sieht mich schief an. »Schon längst. Eine halbe Ewigkeit vor dir. Ich hab mir überlegt, ob ich dir nachreisen und dich suchen soll, aber Lotos hat mir davon abgeraten und gemeint, ich soll mich nicht einmischen.« Jude klimpert mit den Schlüsseln und zeigt auf seine Haustür. »Willst du reinkommen?«
    Ich presse die Lippen zusammen und denke über drinnen nach. Die Küche, in der ich mal sein Geschirr gespült habe, der alte Stuhl, auf dem ich immer gesessen habe, die antike
Tür, die er zum Couchtisch umfunktioniert hat, das braune Cordsofa, auf dem er mir seine Gefühle gestanden hat …
    »Nein, ich …« Ich sehe ihn an, schlucke schwer und beginne erneut. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass du es aus dem Sommerland zurück geschafft hast. Wollte nur sichergehen, dass du alles heil überstanden hast und …« Ich ziehe die Schultern hoch, sehe mich um und erblicke die Pfingstrosen, die in Blüte stehen – große, bunte Wattebäusche in Pink und Violett, die sich auf kräftigen grünen Stängeln wiegen. »Und anscheinend hast du das ja, also …«
    Doch so leicht lässt er mich nicht vom Haken. Er lässt nicht zu, dass ich es einfach so abhandele. »Sollen wir darüber reden?«, fragt er, wobei sein Blick mir sagt, dass er nur allzu gern bereit ist, darüber zu reden, wenn ich es auch bin.
    Und obwohl wir das natürlich könnten, frage ich mich unwillkürlich: Was soll das bringen?
    Ich meine, was gibt es denn im Grunde noch zu reden? Wir wissen jetzt alles. Wir haben die tatsächlichen Ereignisse für uns selbst noch einmal durchlebt. Also was soll es für einen Sinn haben, noch einmal all das durchzukauen, was wir bereits wissen?
    Ich schüttele den Kopf und senke den Blick auf unsere Füße – seine in den altbekannten Flipflops, meine in schlammverkrusteten Wanderstiefeln. Schließlich hebe ich den Kopf wieder und sage: »Das würde jetzt auch nichts mehr ändern, oder?«
    Er zieht die Schultern hoch und sieht mich an.
    »Aber eigentlich müsste es doch eine Erleichterung für dich sein, dass du mich in all den Jahren nicht wirklich geliebt und immer wieder verloren hast, oder?«
    Er legt den Kopf schief und kann meine Äußerung offenbar nicht ganz nachvollziehen.

    »Also, nachdem ich mir alles zusammengereimt habe, sieht es für mich so aus, als hättest du nur versucht, mich von Damen fernzuhalten, damit er mich nicht unsterblich macht. Du weißt schon, damit ihm nicht das gelingt, was ihm in unserem ersten Leben misslungen ist, als du Heath warst, er Alrik und ich Adelina.«
    »Ist das wirklich deine Meinung?« Er beugt sich zu mir herüber, und sein Blick ist so eindringlich, dass ich nicke, schlucke und mir den Arm kratze. Ich gebe mich einem nervösen Tic nach dem anderen hin und frage mich, warum ich unbedingt so etwas sagen musste, wenn es nur zu meinem eigenen Unbehagen führt. Doch als er meine Beklommenheit bemerkt, gibt er rasch nach und fragt: »Also, sag mal – hast du es geschafft? Hast du es bis ans Ende deiner Reise geschafft? Hast du den Baum gefunden, den du gesucht hast?«
    »Ja, hab ich.« Meine Stimme wird heiser, als vor meinem inneren Auge das herrliche Bild des Baums

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