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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ich hinzu und dränge sie innerlich, endlich aufzuhören, mich anzuglotzen. Ich habe noch etwas vor, ich muss weg. Mein Abend ist minutiös durchgetaktet, und wenn sie noch lange bleibt, bringt sie mir meine Pläne ernstlich durcheinander.
Doch als ich sehe, wie sich allmählich der nach einer Deutung übliche skeptische Blick einstellt, meine ich: »Deswegen sind Kinder auch solche Naturtalente im Hellsehen. Erst später, wenn ihnen klar wird, wie sehr die Gesellschaft dergleichen missbilligt, gewinnt der Wunsch, akzeptiert zu werden, die Oberhand und sie blocken das alles ab. Was ist mit Ihnen? Hatten Sie als Kind denn keinen Fantasie-Freund?« Mein Blick gleitet forschend über sie hinweg; ich weiß, dass es so war, denn ich habe es gesehen, sobald ich sie berührt habe.
    »Tommy!«
    Sie schnappt nach Luft und schlägt die Hand vor den Mund, verblüfft, dass ich es wusste, überrascht, dass ihr das einfach herausgefahren ist.
    Ich lächele. »Für Sie war er Wirklichkeit, nicht wahr? Hat er Ihnen über ein paar schwere Zeiten hinweggeholfen?«
    Sie sieht mich an, und ihre Augen werden wieder riesengroß, als sie kopfschüttelnd erwidert: »Ja … Er … Ich hatte immer Albträume.« Unbehaglich zieht sie die Schultern hoch und schaut sich um, als wäre es ihr peinlich, das alles zuzugeben. »Damals, als meine Eltern sich haben scheiden lassen, na ja, alles war so instabil, finanziell, emotional, und da ist Tommy aufgetaucht. Und er hat versprochen, mir zu helfen, das durchzustehen, all die Monster zu vertreiben … und das hat er auch getan. Ich glaube, ich habe aufgehört, ihn zu sehen, als ich ungefähr …«
    »Zehn war.« Ich erhebe mich von meinem Stuhl, ein visueller Hinweis, dass diese Sitzung zu Ende ist und sie dasselbe tun sollte. »Um ehrlich zu sein, das ist ein bisschen später als bei den meisten anderen, aber trotzdem, Sie brauchten ihn nicht mehr, also ist er weggegangen.« Mit
einem Nicken öffne ich die Tür und bedeute ihr, auf den Flur hinauszutreten, von wo aus sie hoffentlich zur Kasse gehen und bezahlen wird.
    Nur geht sie nicht zur Kasse. Stattdessen dreht sie sich zu mir um und sagt: »Sie müssen unbedingt meine Freundin kennen lernen. Im Ernst. Die wird ausflippen. Sie glaubt eigentlich nicht an all so was, sie hat sich sogar über mich lustig gemacht, weil ich herkommen wollte, aber wir essen nachher zusammen, sie mit ihrem Freund und ich mit meinem, und, na ja …« Sie hält inne, um einen Blick auf ihre Armbanduhr zu werfen und grinst mich an. »Also, eigentlich sollte sie jetzt hier sein, oder jedenfalls bald.«
    »Gern.« Ich lächele, als ob ich das wirklich ernst meine. »Aber ich muss leider noch weg, und …«
    »Oh, das ist sie ja, da drüben! Super!«
    Ich seufze, schaue auf meine Füße und wünsche mir, ich könnte mein Geschick im Manifestieren benutzen, damit die Leute bezahlen und verschwinden. Oder wenigstens dieses eine Mal.
    Und ich ahne bereits, dass meine Pläne drauf und dran sind, noch weiter aufgeschoben zu werden, allerdings nicht, wie lange. Bis sie die Hand an den Mund legt und ruft: »Sabine! Hey, hier drüben, hier ist jemand, den du unbedingt kennen lernen musst!«
    Mein ganzer Körper wird eiskalt. Erstarrt und gefriert, eine Kälte Marke: Hallo, Eisberg, darf ich vorstellen, die Titanic.
    Und ehe ich es verhindern, ehe ich etwas dagegen unternehmen kann, kommt Sabine direkt auf mich zu. Zuerst erkennt sie mich nicht, und das nicht, weil ich die schwarze Perücke trage. Das tue ich nämlich nicht, die habe ich schon vor langer Zeit abgeschafft, als ich beschlossen habe, dass
Avalon damit aussieht wie ein Freak. Sondern weil ich so ziemlich der absolut letzte Mensch bin, den zu sehen sie erwartet hat. Tatsächlich blinzelt und zwinkert sie immer noch, als sie schon direkt vor mir steht, mit Mr. Muñoz an der Seite, der übrigens fast genauso kopflos vor Schreck aussieht, wie mir zu Mute ist.
    »Ever?« Sabine starrt mich an, als erwache sie aus tiefem Schlaf. »Wa…« Sie schüttelt den Kopf, wie um Spinnweben loszuwerden, und setzt noch einmal an. »Was in aller Welt geht hier vor? Ich verstehe das nicht.«
    »Ever?« Ihre Freundin schaut hastig von ihr zu mir und zurück; die Augen verkniffen und misstrauisch. »Aber … aber ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie heißen Avalon ?«
    Ich hole tief Luft und weiß, dass jetzt alles gelaufen ist. Mein sorgsam aufgebautes Leben der Lügen, des Versteckens und des Geheimnissehortens hat zu dem hier geführt.

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