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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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nicht?«
    Er schluckt heftig. Das Wort kostet ihn große Anstrengung, als er mit traurigen Augen und gefurchter Stirn antwortet: »Nein.« So leise, dass ich es fast nicht gehört hätte. Dann wiederholt er es noch einmal und sagt: »Ich würde sehr viel lieber hierbleiben und dafür sorgen, dass dir irgendwie geholfen wird.«
    Ich sehe ihn an, sehe ihn so lange an, wie ich es ertrage. Was, um die Wahrheit zu sagen, überhaupt nicht lange ist. Ich möchte so gern wieder in sein schönes Auto steigen und ihn umarmen, so wie früher, seine Arme um mich fühlen, mich von Hitze und Kribbeln trösten lassen und all meine Sünden gestehen, bis sie fortgewaschen werden. Doch unglücklicherweise geht dieses Bedürfnis von dem kleinsten Teil von mir aus - von dem kleinen Schimmer geistiger Klarheit, der von jenem Teil erdrückt wird, der seine Früchte lieber schmutzig mag, bitter und je verbotener, desto besser.
    Also nicke ich stattdessen nur und sehe seine erstaunte Miene, als ich die Augen schließe und das Portal heraufbeschwöre - das prächtige, leuchtende Portal. Und geradewegs hindurchtrete, während ich antworte: »Oh, na schön, dann gehe ich eben allein.«

VIERZEHN
    I ch lande auf dem Hintern. Krache genau vor der Replik jenes wunderschönen Palasts aus dem 18. Jahrhundert, in dem französische Könige gewohnt haben, auf den Boden. Aber ich gehe nicht hinein. Obgleich ich darum gebettelt habe, genau hierherzukommen, kann ich es nicht ertragen, das Schloss ohne Damen zu betreten. Es ist unsere Zuflucht. Ein Ort, den wir gemeinsam haben. Ein Ort, wo einige meiner schönsten Erinnerungen leben. Und auf keinen Fall gehe ich ohne ihn dorthin.
    Ich komme auf die Beine, klopfe mich ab und sehe mich um, während ich versuche, mich zu orientieren und festzustellen, wo ich bin. Mir ist klar, dass ich mir einfach einen Bestimmungsort vorstellen könnte und mich wie durch Zauberei dort wiederfände, aber ich möchte lieber zu Fuß gehen, möchte gemächlich dahinschlendern und mir Zeit lassen. Die Tatsache genießen, dass ich das Ungeheuer los bin - auch wenn es sich wahrscheinlich nur irgendwo zusammengerollt hat und abwartet, bis ich wieder von hier fortgehe. Im Augenblick jedoch bin ich fest entschlossen, mir ein wenig Erleichterung zu gönnen.
    Ich hebe die Hände und wedele damit durch den schimmernden Dunst, jenes unscharfe Leuchten, das von überallher und von nirgendwoher stammt. Die angenehm kühle Luft, die über meine Haut wallt, beruhigt mich; ich vertraue darauf, dass ich letzten Endes zu irgendetwas ganz Tollem
gelangen werde, irgendwohin, wo ich wirklich sein will. Das ist das Schöne am Sommerland - alle Wege führen zum Guten.
    An dem regenbogenbunten Bach, der sich durch die duftende Wiese zieht, mache ich Halt und manifestiere einen kleinen Handspiegel, um mich zu betrachten. Erleichtert sehe ich, dass meine Augen jetzt wieder ihre normale blitzblaue Farbe haben, mein Haar ist wieder glänzend und leuchtend hellblond, und meine Haut - meine Haut ist praktisch porenlos und makellos rein. Die dunklen Ringe, die sich unter meinen Augen häuslich eingerichtet hatten, sind jetzt verschwunden. Und ich wünschte, Damen könnte mich so sehen. Ich sehe aus wie mein altes Ich …, das Ich, das ich früher war. Es macht mich traurig, daran zu denken, dass seine letzte Erinnerung dieser monströsen Schöpfung gilt - dem Ungeheuer, das ich selbst geschaffen habe. Hätte er nur eingewilligt mitzukommen, dann hätte ich alles erklären können.
    Ich wandere durch die Wiese mit den zitternden Bäumen und den pulsierenden Blumen, und der Duft der leuchtend bunten Blütenblätter folgt mir, bis ich auf die vertraute, gepflasterte Straße hinausstolpere, die in die Stadt und zu den Großen Hallen des Wissens führt. Wo ich von Neuem mein Glück versuchen werde, beschließe ich. Und auch wenn es überhaupt nichts geholfen hat, als ich das letzte Mal hier war, jetzt ist ein neuer Tag, ein neues, regeneriertes Ich, und ich habe allen Grund zu glauben, dass es diesmal anders sein wird.
    Ich komme an einer Ansammlung hipper Boutiquen vorüber, an einem Kino und einem Friseursalon und gehe direkt vor der Kunstgalerie über die Straße, vorbei an einem Kerl, der Kerzen, Blumen und kleine hölzerne Spielsachen
feilbietet. Bahne mir einen Weg durch Massen von Menschen, die alle ihren Geschäften nachgehen, eine interessante Mischung aus Lebenden und Toten. Dann biege ich in die leere Gasse ein, die zu dem stillen Boulevard führt,

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