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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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welcher mich zu der steilen Treppe bringt, die ich rasch erklimme. Mein Blick ist fest auf die eindrucksvollen Türen geheftet; ich weiß, dass es noch einen weiteren Schritt zu vollenden gilt.
    Ich stehe davor und betrachte die kunstvollen Verzierungen der Halle, die imposanten Säulen und das prachtvolle Schrägdach - sehe einen Tempel vor mir, der ganz und gar aus Liebe, Wissen und allem Guten erbaut worden ist. Und erwarte die übliche schnelle Abfolge der Bilder, wie das Parthenon sich in den Tadsch Mahal verwandelt, in den Lotustempel und dann in die Pyramiden von Gizeh, und so weiter - all die schönsten und heiligsten Orte der Erde, die nahtlos ineinander übergehen, von einem zum anderen neu erstehen und neu Gestalt annehmen - doch es geschieht nicht. Ich sehe nichts. Nichts als das eindrucksvolle Marmorbauwerk, das stolz vor mir aufragt - die Bilder, die man braucht, um hineinzugelangen, sind für mich unsichtbar.
    Ich stehe auf der Schwarzen Liste.
    Habe Hausverbot.
    Es ist mir nicht gestattet, den einzigen Ort zu betreten, der mir helfen kann, diesen Schlamassel in Ordnung zu bringen, in dem ich stecke.
    Selbst als ich versuche, einfach so zu tun, mich zwinge, die Bilder in der Reihenfolge in meinem Kopf ablaufen zu lassen, in der ich sie in Erinnerung habe, rührt sich nichts. Die Großen Hallen des Wissens lassen sich nicht von Kroppzeug wie mir narren.
    Ich sacke auf die Stufen und lege den Kopf in die Hände;
ich kann es kaum fassen, was aus mir geworden ist, wie tief ich gesunken bin. Überlege, ob es sich wohl so anfühlt, wenn man ganz unten ankommt; schlimmer, als vom Sommerland ausgestoßen zu werden, kann es doch bestimmt nicht mehr werden.
    »Darf ich mal?«
    Ich rutsche zur Seite, ziehe die Beine ein und frage mich, wieso Miss Großspurig nicht einfach um mich herumgehen kann. Ich meine, ganz im Ernst, ich bin vielleicht eins zweiundsiebzig, aber es ist ja nicht so, als würde ich so viel Platz einnehmen.
    Das Gesicht habe ich noch immer in den Händen verborgen, weil ich nicht von irgendeiner überheblichen Sommerlandtouristin gesehen werden will, die Zugang zu all den gewaltigsten Gebäuden hat, als ich höre:
    »Ever?«
    Ich erstarre. Diese Stimme kenne ich. Und zwar nur allzu gut.
    »Ever, bist du es wirklich?«
    Langsam hebe ich den Kopf; es widerstrebt mir, Ava in die Augen zu sehen. Schon beim Anblick ihres dichten kastanienbraunen Haares und ihrer großen braunen Augen regt sich etwas …, etwas ganz außen an der Peripherie, das ich nicht recht zu fassen bekommen kann und das ich nicht ganz deuten kann. Doch das spielt ja auch gar keine Rolle, denn die Wahrheit ist, sie ist so ziemlich der letzte Mensch, dem ich heute begegnen wollte. Oder an irgendeinem anderen Tag. Aber trotzdem, wieso ausgerechnet jetzt; bin ich denn nicht schon genug gestraft?
    »Versuchst du, dich hier reinzumogeln?«, frage ich mit vor Sarkasmus triefender Stimme, während ich sie abweisend betrachte. Kaum ist es heraus, wird mir klar, dass ich
genau das gerade eben selbst versucht habe. Entsetzt begreife ich, dass ich so tief gesunken bin, dass ich jetzt auf einer Stufe mit ihr stehe.
    Sie kniet neben mir nieder, legt den Kopf schief und mustert mich eingehend. »Alles okay?« Ihr Blick wandert aufmerksam über mich hinweg, eindringlich, als wäre es ihr wirklich wichtig.
    Doch ich weiß es besser. Für Ava ist nur ein einziger Mensch wichtig, und das ist Ava. Soweit es sie angeht, ist sonst niemand irgendwelche Mühen wert. Das hat sie bewiesen, als sie Damen dem Tode nahe zurückgelassen hat, gleich nachdem sie mir versprochen hatte, ihm zu helfen.
    Ich betrachte sie meinerseits und stelle überrascht fest, dass sie gar nicht so anders aussieht als damals, als sie sich mit dem Elixier abgesetzt hat. Andererseits hatte sie eine ziemlich gute Startposition; so viele Veränderungen hatte sie vielleicht gar nicht nötig.
    »Ob alles okay ist?«, äffe ich sie nach und treffe ihren ach so besorgten Tonfall genau. Feixend füge ich hinzu: »Na ja, ich denke schon. Ich denke, bei mir ist wirklich und wahrhaftig alles okay. Jedenfalls wenn man alles so bedenkt. Aber bestimmt nicht so okay wie bei dir.« Ich zucke die Achseln. »Aber, bei wem ist das schon so?«
    Mein Blick huscht zu ihrem Hals und sucht nach einem Ouroboros-Tattoo oder nach irgendeinem anderen Zeichen ihres neuen Status als abtrünnige Unsterbliche. Überrascht stelle ich fest, dass sie nicht nur nichts dergleichen aufweist, sondern dass auch ihr

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