Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer
probiert habe. Sicher, ich hatte mein Heiligtum und meine Meditationen, aber als ich mir vorgenommen hatte, Zutritt zu den Großen Hallen des Wissens zu erlangen, na ja, da musste ich all die großen Worte wahrmachen, die ich jahrelang von mir gegeben habe. Und deshalb habe ich alles aufgegeben und mich nur noch darauf konzentriert, und es hat nicht lange gedauert, da war ich drin, und ich habe nicht ein einziges Mal zurückgeschaut.«
Ich sehe sie mit zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen an, und alles, was ich denken kann, ist: Bravo, Ava, bravo.
»Ich weiß, was du bist, Ever. Damen auch. Und auch wenn ich nicht unbedingt damit einverstanden bin, steht es mir nicht zu, mich da einzumischen.«
»Hast du deswegen versucht, dafür zu sorgen, dass er getötet wird? Gehst du so mit Dingen um, mit denen du nicht einverstanden bist? Klingt für mich wie Einmischung.« Ich funkele sie wütend an und wühle meinen Zeh tief in den Teppich.
Sie schüttelt den Kopf; ihre Stimme ist ruhig, ihr Blick hält meinen fest. »All das wusste ich nicht, als ich Damen damals allein gelassen habe. Damals habe ich wirklich geglaubt, alles würde rückgängig gemacht werden - genau wie du es auch geglaubt hast. Du würdest durch die Zeit zurückreisen, Damen auch, und auch wenn ich nicht genau wusste, was das Elixier war, hatte ich so meinen Verdacht, hatte absolut vor, es ebenfalls zu trinken … Aber dann, aus irgendeinem Grund, gerade als ich es tun wollte, habe ich es sein gelassen. Ich konnte das einfach nicht durchziehen. Wahrscheinlich hat mir die enorme Bedeutung des Ganzen zu schaffen gemacht - die Ungeheuerlichkeit, ewig zu leben.
« Sie sieht mich an. »Das ist’ne ziemlich ernste Sache, findest du nicht?«
Ich zucke die Schultern. Zucke die Schultern und verdrehe die Augen. Bis jetzt hat sie noch nichts gesagt, was meine Meinung über sie geändert hätte, und außerdem bin ich immer noch nicht überzeugt, dass sie es nicht getrunken hat.
»Also habe ich es schließlich weggekippt, habe das Portal zum Sommerland gemacht und angefangen, nach Antworten zu suchen - nach Frieden. «
»Und, hast du welchen gefunden?«, erkundige ich mich. Mein unbekümmerter Tonfall macht eindeutig klar, dass mich das eigentlich nicht interessiert.
»Ja.« Sie lächelt. »Mein Frieden liegt in dem Wissen, dass wir alle unsere eigene Reise zu machen haben - unserer eigenen Bestimmung nachkommen müssen. Und jetzt kenne ich meine endlich.« Ich schaue sie an, sehe, wie ihr Gesicht aufleuchtet, als sie hinzufügt: »Ich bin hier, um meine Gaben dafür einzusetzen, denen zu helfen, die es brauchen, um ohne Furcht zu leben, um darauf zu vertrauen, dass ich immer genug haben werde, um über die Runden zu kommen und um die Zwillinge großzuziehen, so, wie es mir vorher nicht gelungen ist.« Sie wirft mir einen Blick zu, einen Blick, als wollte sie die Arme ausstrecken und mich drücken, glücklicherweise jedoch lässt sie es damit bewenden, sich mit der Hand durchs Haar zu fahren und zu bleiben, wo sie ist. »Was passiert ist, tut mir leid, Ever. Ich hätte nie gedacht, dass es so endet. Und auch wenn es mir nicht gefällt, was du und Damen seid, es steht mir wirklich nicht zu, darüber zu urteilen. Du hast deine eigene Reise, die du machen musst.«
»Ach ja? Und was ist das für eine Reise?«, will ich wissen,
und mein Blick begegnet dem ihren. Das Ausmaß der Sehnsucht in meiner Stimme verblüfft mich; ich hoffe, dass sie vielleicht irgendeinen Anhaltspunkt dafür weiß, wofür genau ich eigentlich hier bin. Denn bis jetzt habe ich keinen blassen Schimmer.
Doch Ava zuckt lediglich die Achseln. Ihre freundlichen braunen Augen blicken funkelnd in meine. »O nein.« Lächelnd schüttelt sie den Kopf. »Ich fürchte, das musst du ganz allein herausfinden. Aber glaub mir, Ever, ich habe keinen Zweifel, dass es etwas Großes sein wird.«
VIERUNDZWANZIG
A ls ich nach Hause komme, ist es spät. Und obwohl Damen anbietet, meine Geschenke in mein Zimmer zu tragen, gebe ich ihm nur einen raschen Abschiedskuss auf die Wange. Ich möchte nur noch in den einladenden Kokon meines Bettes schlüpfen, um die letzte Stunde meines Geburtstages für mich zu haben.
Leise und vorsichtig gehe ich die Treppe hinauf, damit Sabine mich nicht hört. Gerade habe ich die Geschenke auf meinen Schreibtisch fallen lassen, als sie den Kopf zur Tür hereinsteckt.
»Alles Gute zum Geburtstag«, sagt sie lächelnd; sie trägt einen so flauschig weißen Bademantel,
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