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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Leben lasse.« Erst dicht vor mir bleibt sie stehen und lässt mit höhnischem Blick ihre Worte vor mir baumeln wie die Schlange den Apfel vor Eva und fordert mich quasi auf, davon zu kosten.
    Doch ich schlucke nur schwer und sorge mühsam dafür, dass meine Stimme fest klingt und nicht zittert, als ich ihr erwidere: »Damen und ich haben keine Geheimnisse voreinander. Und ich weiß ganz genau, wie Damens Herz ist – nämlich gut. Wenn du also nichts weiter zu sagen hast, verschwinde ich jetzt.«
    Ich gehe auf die Tür zu und will jetzt unbedingt weg,
bevor das Ganze eskaliert, doch noch ehe ich dort angelangt bin, stellt sie sich mir in den Weg.
    Mit verschränkten Armen, erbitterter Miene und zu Schlitzen verengten Augen zischt sie mich an: »Du gehst überhaupt nirgendwohin, Ever. Ich bin noch nicht einmal ansatzweise mit dir fertig.«

SIEBEN
    I ch starre sie an und weiß, dass mir nur wenige Sekunden bleiben, um zu entscheiden, ob ich mich an ihr vorbei nach draußen drängen soll, damit wir beide die dringend benötigte Zeit bekommen, um uns zu beruhigen – oder ob ich stehen bleibe und versuche, mich mit ihr auseinanderzusetzen, beziehungsweise sie glauben zu lassen, dass sie diese Runde »gewonnen« hat.
    Mein Schweigen liefert ihr die Ermunterung, die sie braucht, um genau da weiterzumachen, wo sie aufgehört hat. »Willst du mir wirklich weismachen, dass du und Damen keine Geheimnisse voreinander habt?« Ihr Tonfall passt perfekt zu ihrer spöttischen Miene. »Ganz im Ernst? Überhaupt keine?« Sie wirft lachend den Kopf in den Nacken und lässt einen milchweißen, von Schmuck überladenen Hals sehen und dazu das matte Blinken eines bunten Ouroboros-Tattoos. Es erinnert mich an das, das Roman hatte und vor ihm Drina, nur dass Havens wesentlich kleiner ist und von ihrer langen Mähne meist verdeckt wird. Ihr Selbstbewusstsein hat jedes vernünftige Maß weit hinter sich gelassen, und sie hält mein Schweigen für Beklommenheit und Angst. »Also bitte «, sagt sie und klimpert mit den Wimpern. »Mach dir bloß nichts vor, und versuch gar nicht erst, mir etwas vorzumachen. Sechshundert Jahre sind eine wahnsinnig lange Zeit, Ever. So lang, dass es sich keine von uns auch nur vorstellen kann. Allerdings ist es
genug Zeit, um ein paar schmutzige Leichen im sprichwörtlichen Keller anzuhäufen, nicht wahr?«
    Sie lächelt mit einem Ausdruck von Wahnsinn in den Augen, und ihre Energie ist so frenetisch, so intensiv, dass mein einziges Ziel ist, sie in Schach zu halten. Sie daran zu hindern, etwas anzufangen, was sie garantiert bereuen wird.
    »Nichts davon betrifft mich«, sage ich, darauf bedacht, meine Stimme fest und sicher klingen zu lassen. »Unsere Vergangenheit formt uns vielleicht, aber sie definiert uns nicht. Es hat also wirklich keinen Sinn, noch länger darauf herumzureiten.«
    Ich zwinge mich, nicht zurückzuweichen, als sie die Brauen zusammenzieht und noch näher auf mich zugeht. Ihr Gesicht ist meinem so nahe, dass ich den Hauch ihres eisigen Atems auf der Wange spüre.
    »Stimmt.« Sie lässt den Blick über mich wandern. »Aber manches ändert sich doch nie. Manche Gelüste werden einfach größer und größer, falls du weißt, was ich meine.«
    Ich weiche zu den Waschbecken zurück, lehne mich mit der Hüfte gegen eines davon und seufze, um ihr zu zeigen, wie entsetzlich mich das alles langweilt, doch sie bleibt völlig ungerührt. Es kümmert sie nicht im Geringsten. Das hier ist ihre Bühne, ich bin ihr Publikum, und diese spezielle Aufführung ist noch lange nicht beendet.
    »Ich meine, machst du dir nie Sorgen?« Sie kommt auf mich zu und schließt mit wenigen Schritten den Abstand zwischen uns. »Dass du nie dazu im Stande sein wirst, ihn wirklich zu befriedigen, in der Form, wie er oder vielmehr wie es jeder Mann einfach dringend braucht?«
    Ich mache Anstalten, den Blick abzuwenden – versuche es mit aller Kraft –, doch irgendetwas lässt mich nicht. Sie lässt mich nicht. Irgendwie blockiert sie meinen Blick.

    »Machst du dir nie Sorgen darüber, dass er sich mit der Zeit wegen all dieser Enthaltsamkeit und Angst zu langweilen beginnt, bis ihm keine andere Wahl mehr bleibt, als sich davonzuschleichen und irgendwo anders ein bisschen … ähm, sagen wir, Abwechslung zu suchen?«
    Ich atme, sehe sie nur an und atme. Konzentriere mich auf das Licht in mir und tue mein Möglichstes, angesichts dieses plötzlichen Kontrollverlusts nicht in Panik zu verfallen.
    »Ich an deiner Stelle

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