Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
die Begegnung mit Damen vor, der sicher noch immer auf mich wartet.
Ich will unbedingt die Beweise für das begraben, was soeben passiert ist, und zwar zusammen mit meinen bohrenden Zweifeln.
ACHT
B ist du sicher, dass es dir recht ist?«, frage ich Damen, mehr als einverstanden, ihn mitkommen zu lassen, wenn er will, aber dennoch in der Hoffnung, die Sache allein erledigen zu können. Zwischen ihm und Jude ist immer alles so seltsam, und obwohl mir der Grund dafür vollkommen klar ist, versuche ich trotzdem, die Spannung zu lockern, wann immer ich kann.
Er nickt, und ein Blick in seine Augen versichert mir, dass es ihm recht ist. Sein Vertrauen in mich ist umfassend, genauso wie meines in ihn.
»Soll ich warten oder später wiederkommen?«, fragt er, zu beidem gerne bereit.
Ich schüttele nur den Kopf und werfe einen Blick auf den Laden. »Ich weiß ja nicht mal, wie lange es dauern wird. Keine Ahnung, was mich erwartet. Ich weiß nur, dass ich ihm nicht mehr länger aus dem Weg gehen kann. Haven hat ernsthaft vor, auf ihn loszugehen; sie macht garantiert keinen Rückzieher. Glaub mir, daran hat sie keinen Zweifel gelassen.« Ich schlucke heftig und wende mich ab. Nach wie vor bin ich erschüttert von der Szene in der Toilette. Mir ist immer noch schwindlig von ihrer Macht und ihrer Kraft, ganz zu schweigen von ihrer Fähigkeit, mich zu überrumpeln und mich auf eine Art und Weise zu kontrollieren, die ich nicht habe kommen sehen und auf die ich ganz gewiss nicht vorbereitet war. Doch als ich Damen erneut
ansehe, weiß ich, dass ich das Richtige tue, indem ich es herunterspiele. Er ist schon verstört genug; man muss es nicht noch schlimmer machen.
»Ich muss nur …« Ich zögere, suche nach den richtigen Worten. Mir ist bewusst, wie unangenehm ihm die Vorstellung ist, dass ich mit Jude allein bin, und ich will ihm klarmachen, dass es hier nicht nur rein um die Sache geht, sondern dass ich auch absolut im Stande bin, mit Jude umzugehen. »Ich muss ihn nur davon überzeugen, wie ernst das alles ist. Außerdem muss ich ihm ein paar Methoden zeigen, wie er sich selbst schützen kann. Da ich ihm allerdings keinen unsterblichen Bodyguard beschaffen kann, bin ich nicht sicher, ob es was hilft. Aber das ist auf jeden Fall mein Ziel, und ich habe keine Ahnung, ob er überhaupt bereit ist, darauf einzugehen, oder ob er mir überhaupt zuhört. Er kann zugänglich sein, er kann mich aber genauso gut innerhalb der ersten fünfzehn Sekunden rauswerfen und mir sagen, dass ich nie wiederkommen soll. Momentan würde mich nichts überraschen.«
Damen nickt, und als er spricht, ist sein Tonfall eher wissend als eifersüchtig. »Oh, ich bezweifle, dass er dich rauswirft …«
Er lässt seinen Satz unbeendet und sieht mich an, was mich veranlasst, nervös mit dem Saum meines Kleides zu spielen. »Egal.« Ich räuspere mich und will endlich das Thema wechseln. »Ich kann mir ja jederzeit ein Auto oder irgendwas manifestieren, wenn ich etwas für den Heimweg brauche. Ich muss es nur loswerden, ehe ich in meine Straße einbiege, damit Sabine nicht schon wieder einen Grund zum Ausflippen hat.« Ich seufze und versuche mir vorzustellen, wie ich das jemals erklären würde – meine Fähigkeit, große, teure Gegenstände zu manifestieren und dann nach
Belieben wieder verschwinden zu lassen. »Allerdings …«, will ich fortfahren, als ich Damens Blick auffange.
Er sieht mich aufmerksam an.
»So dankbar ich dir dafür auch bin und so gern ich mit dir zusammen bin … du brauchst das nicht zu tun. Du brauchst mich nicht jeden Tag zur Schule zu bringen und von dort wieder abzuholen oder auch von irgendwo anders. Ich komm schon klar. Ehrlich. Auch in Zukunft. Ich bin der Situation absolut gewachsen. Also …« Ich halte inne und hoffe, dass meine Worte überzeugender klingen, als sie mir vorkommen. »Also bitte vergeude nicht noch mehr Energie damit, dir Sorgen über mich zu machen, okay?«
Er streicht mit den Daumen über das lederbezogene Lenkrad, hin und her, immer wieder, eine bewusste, rhythmische Bewegung, ehe er antwortet. »Ich kann alles auf deiner Liste akzeptieren, abgesehen davon.« Er wendet sich mir zu und sieht mich so durchdringend an, dass mein Herz zu rasen beginnt, meine Wangen rot anlaufen und meine Haut kribbelt und heiß wird. »Ich kann aufhören, dich zu chauffieren, wenn du das wirklich willst, aber ich kann niemals aufhören, mir Sorgen um dich zu machen. Ich fürchte, damit wirst du leben müssen.« Er
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