Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
Vom Netzwerk:
ich dich gefragt habe, was dort passiert ist, hast du dich ziemlich bedeckt gehalten. Aber später hast du angedeutet, dass Damen in der Vergangenheit nicht fair gespielt habe und sich jetzt aber alles ändern werde, denn – wie du gesagt hast – Wissen ist Macht und dank Sommerland hattest du davon mehr als genug – oder irgendetwas in der Richtung, und ich muss unbedingt wissen, was das bedeuten sollte.«
    Ich stehe vor ihm, schweigend und still, und warte auf seine Antwort.
    Er kneift die Augen zusammen und reibt sich die Nasenwurzel bis hin zu den Augenwinkeln. »Wo soll ich denn anfangen?« Er zuckt die Achseln und lässt ein Lachen ertönen, das eher barsch und hart klingt als irgendwie freudig.
    Ich will schon sagen, fang einfach irgendwo an, irgendwo, wo du willst, da ich mir denke, dass es gut wäre, ihn hier vorangehen und die Dinge enthüllen zu lassen, von denen er meint, dass ich über sie Bescheid wissen sollte. Doch dann überlege ich es mir anders. Obwohl ich weiß, dass Damen alle meine Leben bearbeitet hat, also jedes einzelne davon irgendein Geheimnis enthält, von dem er möchte, dass ich es nicht erfahre, gibt es dennoch nur ein Leben – ein Geheimnis – , das ich jetzt wissen muss.
    Nur ein Bestimmtes, das mich an diesen Punkt gebracht und dazu verlockt hat, Jude zu küssen, um zu sehen, wohin das führt.
    »Der Süden.« Ich sehe ihn an. »Der Süden vor dem Sezessionskrieg.
Was weißt du über unser Leben damals – als du und ich Sklaven waren?«
    Er wird bleich, richtig bleich. Das Licht verschwindet so schnell aus seinen Augen, dass ich es kaum glauben kann. Er murmelt etwas Unverständliches und lässt den Blick umherwandern, während seine Hände und Füße einen nervösen Tanz beginnen.
    Als ich ihn so heftig reagieren sehe, frage ich mich natürlich zwangsläufig, ob ich gerade versehentlich etwas aufgedeckt habe, was er noch nicht wusste.
    Aber der Gedanke verschwindet ebenso schnell wieder, wie er gekommen ist. »Du weißt es also«, sagt Jude und wendet sich zu mir um. Er holt tief Luft und schüttelt den Kopf. »Ich muss schon sagen, Ever, es schockiert mich ziemlich, dass er dir überhaupt davon erzählt hat. Also ehrlich, ganz egal, was ich von ihm halten mag – das war verdammt mutig von ihm. Oder vielleicht auch nur rücksichtslos, wer weiß.«
    »Er hat es mir nicht erzählt«, platze ich heraus. »Oder vielmehr nicht direkt. Sagen wir einfach, ich bin auf etwas gestoßen, von dem er ganz bestimmt nicht wollte, dass ich es sehe.«
    Jude nickt und sieht mich aus schmalen Augen an. »Kann nicht behaupten, dass ich ihm das übel nehme. Das war zweifellos eines unserer schlimmsten Leben – wenn nicht das Allerschlimmste.« Er zuckt die Achseln. »Oder zumindest ist es für mich übel ausgegangen …«

SECHZEHN
    A m Montag schwänze ich erneut die Schule, damit ich zu Linas Trauerfeier gehen kann.
    Doch das ist bloß eine Ausrede. Ich hätte ohnehin geschwänzt.
    Trotz der Behauptung von Mr. Muñoz, dass ein Abschlusszeugnis mir zu einer schöneren, sichereren, strahlenderen Zukunft verhelfen kann, bin ich da leider anderer Meinung.
    Vielleicht hilft es normalen Leuten, wenn sie so ein Zeugnis bei Bewerbungen an Colleges oder bei potenziellen Arbeitgebern vorlegen können, aber all das bedeutet mir nichts. Obwohl es noch vor einer Woche auch für mich wichtig war, erkenne ich jetzt meinen Irrtum. Ich habe nämlich die offenkundige Tatsache geleugnet, dass es sinnlos ist, den normalen Gang der Dinge einzuhalten, weil ich ein Leben – und eine Zukunft – habe, das alles andere als das ist.
    Und es ist höchste Zeit, sich nichts mehr vorzumachen.
    Und ja, wenn ich schon ganz ehrlich sein soll, dann muss ich auch zugeben, dass Damen bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt hat – wenn nicht sogar die ausschlaggebende. Es ist nämlich so, dass ich einfach noch nicht bereit bin, mich ihm zu stellen. Noch nicht. Vielleicht eines Tages, vielleicht schon bald, doch im Moment hat es den Anschein, als läge dieser Tag in weiter Ferne.

    Ich muss ihm allerdings zugutehalten, dass er damit völlig einverstanden ist. Er lässt mir jede Menge Zeit und Raum, um mir selbst über alles klar zu werden. Die gelegentlich manifestierte rote Tulpe, die aus dem Nichts erscheint, ist seine einzige Einmischung und dient als sanfte Erinnerung an die Liebe, die uns einst verband.
    Die uns noch immer verbindet.
    Glaube ich.
    Ich drehe an der Kappe meiner Flasche und sehe mich im Wohnzimmer um, auf

Weitere Kostenlose Bücher