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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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parkendes Auto einstieg, hatte die vertraulichen Akten bei sich, die sie brauchte, um die Welt zu retten. Die alte Frau, die die Straße überquerte, war in den Fünfzigern ein erfolgreiches Revuemädchen gewesen, das in Las Vegas getanzt und dabei nur einen Federbausch als Kopfschmuck und einen paillettenbesetzten Bikini getragen hatte. Die ganze Zeit über wussten wir, dass unsere Leben vermutlich seltsamer waren als alle, die wir für die Fremden erfanden, aber das machte das Spiel nicht weniger lustig.
    Im Buchladen verglichen wir unsere Lieblingskinderbücher. Es stellte sich heraus, dass wir beide die Narnia-Chroniken geliebt hatten.
    »Ich habe nie begriffen, dass sie so christlich ausgerichtet sind«, gestand ich. »Im Nachhinein ist es so offensichtlich, dass ich mir ganz blöd dabei vorkomme, es nicht bemerkt zu haben. Aber weißt du, meine Eltern … Also es ist nicht gerade so, dass sie mich häufig mit zur Kirche genommen hätten.«
    Eigentlich hatte ich erwartet, ein Lachen von Lucas zu ernten, aber er sah mich nur sehr ernst an, und ich glaubte, eine Spur von Unsicherheit in seinen Augen zu entdecken. »Macht es dir denn jetzt was aus? Ich meine, der Kram mit Gott in den Büchern?«
    »Wenn ich etwas Religiöses lese? Nein. Das wird es vermutlich auch nicht. Ich kann mich daran erinnern, wie Mom die Reise auf der Morgenröte von C. S. Lewis laut vorgelesen hat. Es sind die Bildsymbole, die das Problem sind.« Wir saßen auf dem Fußboden der Kellerabteilung mit den Lehrbüchern, weit weg von den meisten Kunden. Da es mitten im Semester war, war es eher unwahrscheinlich, von Studenten gestört zu werden. Ich traute mich zu fragen: »Fühlst du dich irgendwie anders? Du weißt schon … wegen deiner Fähigkeiten.«
    »Ich fühle mich stärker. Renne schneller. Einige Leute haben schon Bemerkungen deswegen gemacht, aber sie schöpfen keinerlei Verdacht. Sie glauben einfach, ich würde Krafttraining machen. Ich meine, ich bin stark, aber es ist nicht, als wenn ich irgendetwas Übernatürliches machen würde. Mrs. Bethany hatte mir prophezeit, ich würde gleichermaßen anfangen, Nachteile wie Vorteile zu spüren. Aber von Ersteren merke ich nichts.«
    »Vielleicht jetzt noch nicht, aber eines Tages ganz bestimmt.« In mir flackerte die Hoffnung auf wie eine Kerze. »Du hast schon mal gesagt, dass du darüber nachdenkst, das Schwarze Kreuz zu verlassen.«
    »Ja, aber ich weiß nicht, was ich danach tun sollte. Könnte ich mir denn einfach … einen Job suchen? Ich habe doch sonst nichts gelernt, und ich schätze nicht, dass es in diesem Bereich noch viele andere Betätigungsmöglichkeiten gibt.« Er seufzte. »Bianca, ich bin nie auf eine höhere Schule gegangen, es sei denn, man zählt das Jahr in Evernight. Ich habe immer nur für mich selbst gelesen und gelernt, aber das ist nicht dasselbe. All diese Lehrbücher der Colleges … das ist eine fremde Welt für mich. Ein Ort, an dem ich nie sein werde.«
    »Aber du kannst doch auch ohne Highschool deinen Weg machen. Was ist denn mit einer Abendschule?«
    »Und dann? Für Leute von der Abendschule gibt es keine Stipendien, und es ist völlig undenkbar, dass Mom mir Geld geben würde. Alles, was sie hat, fließt ins Schwarze Kreuz. Das ist der Anfang, die Mitte und das Ende der Geschichte. Vielleicht könnte ich meinen Weg machen, aber … ich weiß nicht.« Er schluckte krampfhaft, und ich wusste, dass er nicht zum ersten Mal darüber nachdachte. »Ich glaube, ich habe mich nie von der Vorstellung verabschiedet. Aber sie erscheint mir nicht sehr wahrscheinlich.« Ich konnte nichts sagen, um ihm das Gefühl zu nehmen, gefangen zu sein; ich konnte keine neuen Erkenntnisse beitragen und ihm keinen Trost spenden. So nahm ich einfach seine Hand. »Welche Kurse würdest du denn belegen? Am College, meine ich.«
    »Jura, glaube ich.«
    »Jura? Ich kann dich schon mit Aktentasche und dreiteiligem Anzug sehen.«
    »Den würde ich tragen, wenn das der Preis dafür wäre, die bösen Jungs wegzusperren.« Lucas versuchte zu lächeln. »Schließlich habe ich ja auch die blöde Evernight-Uniform getragen, oder?«
    »Lach nicht darüber. Ich muss sie immer noch anziehen.«
    Er strich mir eine Haarsträhne von der Wange. »Dich muss ich wohl nicht fragen. Du würdest Astronomie studieren.« Ich nickte. »Was ist an den Sternen, dass sie dich so faszinieren? Du hast mir jedes einzelne Sternbild gezeigt, aber nie verraten, warum du sie so gerne betrachtest.«
    Ich schlang

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