Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
könnten.«
    »Nicht, wenn wir einen Treffpunkt außerhalb ausmachen. Was ist mit dem Flussufer? Niemand außer Vic wird je dort vorbeilaufen, und wenn Vic dich sieht, dann ist das nicht das Ende der Welt.«
    »Ich würde Vic zu seinem eigenen Schutz lieber aus allem heraushalten, aber ja, so können wir es versuchen. Außerdem wird er vermutlich eh in irgendeinem Schnellrestaurant rumhängen.«
    Ich war so froh über unsere Entscheidung, dass ich ihn noch einmal küsste. Einige Minuten lang hielt mich Lucas eng an sich gepresst. Hätten wir doch nur länger allein sein können. Würde es in Riverton dafür eine Gelegenheit geben? Ich würde mir etwas einfallen lassen müssen.
    Der Nebel war inzwischen noch dichter geworden, und ich wusste, dass die Nacht gleich hereinbrechen würde. »Ich muss gehen«, sagte ich. »Eigentlich hätte ich das schon vor einer ganzen Weile tun sollen.«
    »Dann los. Beeil dich. Das ist kein Abschied. Jedenfalls nicht für lange.«
    Wir gaben uns einen letzten Kuss, dann legte Lucas seine Hand auf mein Herz. Die Berührung ließ mich zittern. Irgendwie schaffte ich es, mich von ihm abzuwenden, aus dem Wagen zu steigen und in einen Laufschritt zu verfallen. Hinter mir hörte ich, wie der Motor aufheulte …
    Er war weg. Mein Herz tat weh, und ich blieb für einen Augenblick stehen, um einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen und den roten Rücklichtern nachzusehen, wie sie im Nebel verschwanden.
    Eine tiefe Stimme hinter mir sagte: »Ich schätze, ich muss nicht fragen, wer das war.«
    Ich wirbelte herum und stand vor Balthazar.

8
    Das war es dann wohl.
    Balthazar stand wortlos vor mir, die Arme vor der Brust verschränkt. Durch seine Körpergröße und die breiten Schultern schien er so beeindruckend wie die Eichen im Wald. Mein Magen drohte, mir in die Kniekehlen zu rutschen.
    »Ich … ich kann das erklären.«
    »Das musst du nicht.« Balthazar starrte vielsagend auf die fein gearbeitete Brosche an meinem Pullover. Mir war klar: Er hatte längst begriffen, dass es sich dabei um ein Geschenk von Lucas handelte, denn ich hatte sie im letzten Jahr tagein, tagaus angesteckt gehabt.
    »Geht das schon die ganze Zeit so?«
    »Das geht dich gar nichts an!« Ich holte tief Luft und versuchte, ruhig zu bleiben. »Ich schwöre, dass ich Lucas nichts über uns verraten habe, was er nicht bereits wusste. Er spioniert uns nicht mehr fürs Schwarze Kreuz aus.«
    »Wie letztes Jahr, meinst du?«
    Das kam der Wahrheit unangenehm nahe. »Das verstehst du nicht. Lucas hatte mich nicht anlügen wollen. Sie haben ihn mit einem Auftrag nach Evernight geschickt.«
    »Mit einem Auftrag, den er erledigt hat, und es hat ihn nicht interessiert, ob er dich dafür benutzen musste.« Balthazar stieß die Luft zwischen den Zähnen hervor, als ob er körperliche Schmerzen hätte. »Ich bin nicht böse auf dich, Bianca. Du bist … Du bist zum ersten Mal verliebt und kannst nicht mehr klar denken.«
    »Balthazar, hör mir doch bitte zu …«
    Er richtete sich kerzengerade auf, und sein Blick wurde in sich gekehrt und starr. »Ich werde mich darum kümmern. Das werden wir alle.«
    Mir gefror das Blut in den Adern. »Was meinst du mit wir ?«
    »Die Leute, die dich wirklich lieben.«
    Er wandte sich in Richtung Schule, aber ich packte seinen Arm, um ihn zurückzuhalten. »Du darfst es meinen Eltern nicht erzählen. Du darfst es überhaupt niemandem erzählen.«
    Balthazar legte mir die Hände auf die Schultern, als ob er mich gerade tröstete, anstatt alles kaputtmachen zu wollen. »Eines Tages wirst du verstehen, dass das alles nur zu deinem Besten geschieht.«
    Zu meinem Besten . Wann immer irgendjemand dies zu mir gesagt hatte, hatte er nicht die geringste Vorstellung davon gehabt, was wirklich für mich das Beste war. Ich gab Balthazar einen so heftigen Stoß, dass er einige Schritte zurücktaumelte. »Du bist eifersüchtig. Du bist einfach nur eifersüchtig. Deshalb tust du das.«
    Schon als ich ihm die Worte an den Kopf schleuderte, wusste ich, dass sie eine Lüge waren. Anstatt etwas darauf zu antworten, drehte Balthazar sich um und machte sich auf den Weg zurück nach Evernight.
    Ich rannte ihm hinterher, und meine Kehle war wie zugeschnürt. Äste und Zweige wurden rings um uns herum gebogen, schnappten zurück oder zerbrachen. Ich hörte, wie über unseren Köpfen erschreckt Vögel aufstiegen und ganz in der Nähe heftig mit den Flügeln schlugen. »Es ist nicht so, wie du denkst. Lucas liebt mich. Er

Weitere Kostenlose Bücher