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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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niemals einen Virus ein und hatten auch keine Blinddarmentzündung oder so etwas, doch während ich aufwuchs, hatte ich Schnupfen und Bauchweh gehabt wie andere Kinder auch. In den letzten paar Jahren war ich sehr gesund gewesen, und meine Eltern pflegten zu sagen, dass meine Vampirkräfte mein Immunsystem stärken würden. Aber vielleicht war es möglich, dass ich noch immer krank werden konnte wie jeder andere auch.
    »Dana hatte vor einigen Jahren eine Lungenentzündung. Es hat sich auf ihren Appetit, ihre Kraft und auf all diese Dinge ausgewirkt. Vielleicht ist es nur so etwas.«
    »Vielleicht.« Die Idee gefiel mir ausgesprochen gut. Viel zu gut, genau genommen, denn schließlich wollte niemand wirklich eine Lungenentzündung haben, aber es wäre um Längen besser als die Alternative.
    Lucas ließ sich aufs Bett sinken, nun weitaus fröhlicher, als er seit dem Besuch des Planetariums gewesen war. »Also werden wir dich zum Arzt bringen. Der kann dich untersuchen und herausfinden, was nicht stimmt.«
    Es klang wie ein guter Plan, abgesehen von einem Problem. Zögernd fragte ich: »Können wir uns denn einen Arzt leisten?«
    »Wir haben genug Geld für einen Klinikbesuch. Es wirft uns zurück, aber … wir schaffen das schon.«
    »Wenn ich Antibiotika brauche … Lucas, dieses Zeug kann wirklich teuer werden …«
    »Wenn du Antibiotika brauchst, verkaufen wir das Auto.«
    »Das gestohlene Auto?«
    »Über welches andere Auto sollte ich denn wohl sonst sprechen?« Lucas wich meinem Blick aus.
    »Lucas, das wäre falsch! Es gehört jemand anderem, der es vermutlich ganz gern wieder zurückhätte.« Ich wollte es einfach nicht glauben, dass Lucas so etwas überhaupt in Erwägung zog. »Außerdem: Wie würdest du das bewerkstelligen wollen? Das Auto ist geklaut. Es ist nicht so leicht, einen gestohlenen Wagen zu verkaufen. Ich habe das mal im Fernsehen gesehen: Es gibt Seriennummern und so was, um Autos wiederzufinden.«
    Er seufzte schwer. »Bianca, ich arbeite in einem Chop Shop.«
    Ich war verwirrt. Was um alles in der Welt war ein Chop Shop? Das Erste, was mir in den Sinn kam, war Chop Suey, und ich stellte mir ein chinesisches Restaurant vor. Aber Lucas arbeitete doch in einer Werkstatt. »Was soll das heißen?«
    »Ein Chop Shop ist eine Werkstatt, die mit gestohlenen Wagen handelt.« Bei dieser Erklärung starrte Lucas auf seine Hände und rieb gedankenverloren an der aufgerissenen Haut an seinem Handgelenk. »Wir feilen die Nummern weg, zerlegen die Autos in Einzelteile, spritzen sie um, frisieren Nummernschilder, was immer die Leute eben so brauchen. Ich bin da nicht stolz drauf. Aber ich kann es tun.«
    »Warum arbeitest du denn in so einem Laden?«
    »Bianca, sieh es doch mal realistisch. Ich bin noch nicht mal einundzwanzig, und ich habe keinen Highschool-Abschluss, ganz zu schweigen von irgendeiner Mechanikerausbildung. Was glaubst du wohl, wer mir sonst einen Job anbieten würde? Ich hasse es, bei diesen Gaunern zu arbeiten. Ich hasse es so sehr, dass ich morgens manchmal denke, es macht mich krank. Aber ich muss etwas tun, damit wir Geld zum Leben haben, und so eine Werkstatt ist … so ziemlich der einzige Ort, an dem man mich arbeiten lässt.«
    Meine Wangen brannten. Ich fühlte mich so dumm, dass mir die Situation, in der wir steckten, nicht klar geworden war. Lucas’ Gewissen musste ihn jeden einzelnen Tag gequält haben; er glaubte fest an Richtig und Falsch. Er hatte diese Arbeit nur angenommen, weil er der Meinung gewesen war, es für uns beide tun zu müssen.
    Sanft legte ich meine Hand auf seine. »Ich hab Verständnis dafür.«
    »Manchmal wünschte ich selber, ich hätte dafür Verständnis. « Lucas schüttelte meine Hand ab. »Hör zu, der rechtmäßige Besitzer dieses Wagens verdient es, ihn wiederzubekommen. Aber ich wette eine Million Kröten, dass er das Auto nicht braucht, weil er an Bargeld kommen muss, um Medizin für das Mädchen zu kaufen, das er liebt. Wenn er das wüsste – wenn er wüsste, wie dringend du Medikamente brauchst –, glaubst du nicht auch, dass er dann ein bisschen weniger zornig wäre?«
    Ich nickte und blinzelte rasch. Ich war eine Last für Lucas geworden, und wir beide wurden möglicherweise zu Kriminellen. Es tat weh, aber ich musste mich den Konsequenzen stellen, die unsere Entscheidungen nach sich zogen … und die meine Natur einforderte.
     
    Es stellte sich heraus, dass es in einem der örtlichen Krankenhäuser einen kostenlosen Klinikbereich gab, und

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