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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Keller waren, ging gerade die Sonne unter. Lucas steckte mich zurück ins Bett, und gemeinsam fragten wir uns besorgt, was wir nun tun sollten. Ich erzählte Lucas alles, was in der Klinik geschehen war, und schilderte die seltsamen Werte, die die Schwester in Panik versetzt hatten.
    »Und das ist noch nie zuvor passiert?«, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. »Dann … veränderst du dich. Ob es dir gefällt oder nicht. Du wirst zur Vampirin. Eine richtige Vampirin, meine ich.«
    »Ich kann keine richtige Vampirin werden, wenn ich nicht töte. Nur so funktioniert es.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Lucas. Er lag neben mir auf dem Bett; ich war unter die Decken geschlüpft, er lag darauf. »Niemand begreift so richtig, was mit Kindern wie dir geschieht, stimmt’s?«
    »So gut wie niemand. Aber meine Eltern schienen es zu wissen. Sie wollten mir das meiste nicht erklären, aber in einer Hinsicht haben sie sich klar und deutlich ausgedrückt.«
    Ich starrte zur weißen Decke empor und musterte die Spiralformen des Gipses. »Es gibt nur zwei Arten, wie eine Person zum Vampir werden kann. Entweder bist du eine normale Person, die mehrmals von Vampiren gebissen und beim letzten Mal getötet wird, oder du bist eine geborene Vampirin – wie ich –, die selbst jemanden tötet. Das war’s.«
    »Und was geschieht dann jetzt mit dir?« Er legte mir eine Hand auf die Wange. Seine Augen waren voller Schmerz. »Ich kann das nicht aushalten. Diese Ungewissheit. Und ich schätze, dass es für dich noch viel schlimmer ist.«
    Ich schmiegte meine Wange in seine Hand und versuchte zu lächeln. Ich brachte es nicht über mich, ihm zu sagen, was ich mehr und mehr zu glauben begann.
    Während mein Körper immer schwächer wurde, hatte ich die seltsamsten Empfindungen durchlebt. Es war manchmal, als würde ich versinken, dahinschwinden, oder als ob ich irgendwie jeden Tag weniger werden würde. Irgendetwas in meinem Inneren kämpfte gegen die Lebenskraft an, und dieses Etwas schien die Oberhand zu gewinnen.
    Meine Eltern hatten sich immer dagegen gesträubt, mir zu sagen, was geschehen würde, wenn ein geborener Vampir sich weigerte, das erste Mal zu töten und die Wandlung zu vollenden. Nun glaubte ich zu wissen, was ihnen solche Angst gemacht hatte, dass sie es nicht einmal hatten aussprechen wollen.
    Ich begann mich zu fragen, ob die Alternative bedeutete, dass man sterben musste.
    Um mich zu beruhigen, strichen Lucas’ Finger durch meine langen Haare, als würde er mich kämmen. Endlich sagte ich: »Wenn ich meinen Eltern einen Brief schreiben würde, würdest du mir versprechen, ihn abzuschicken, wenn…«
    »Wenn was?«
    Ich schloss die Augen. »Wenn etwas Schlimmes geschieht.«
    »Bianca …«
    »Ich will darüber im Moment nicht reden. Aber wenn du es mir versprechen könntest … Es würde mir eine Menge bedeuten.«
    Lucas schwieg eine Weile, ehe er flüsterte: »Ich verspreche es dir.«
     
    Am nächsten Morgen wusste ich gleich nach dem Aufwachen, dass sich etwas in mir zum Schlechten hin verändert hatte.
    Zuvor war ich selbst an meinen schlimmsten Tagen in der Lage gewesen, aufzustehen und ein bisschen herumzulaufen. Nun war ich so schwach, dass ich mich ohne Lucas’ Hilfe nicht aus dem Bett erheben konnte. Zu meiner Beschämung musste er mich sogar zum Badezimmer begleiten. Er brachte mir Frühstück ans Bett, aber ich konnte kaum mehr als eine Scheibe Toast essen. Und selbst die musste ich hinunterwürgen.
    »Willst du, dass ich dir ein bisschen Blut besorge?«, fragte er. Seine Hände umklammerten die Stuhllehne so angestrengt, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Ich könnte ein Tier für dich fangen oder in ein Krankenhaus einbrechen, um die Blutbank zu plündern.«
    »Ich will kein Blut. Ich will überhaupt nichts. Nur … ein Glas Wasser vielleicht.«
    Eigentlich wollte ich auch kein Wasser, aber so konnte ich Lucas wenigstens das Gefühl geben, dass er etwas für mich tun würde.
     
    Zeit hatte für mich keine Bedeutung mehr. Ich ging überhaupt nicht mehr nach draußen. Lucas meldete sich die Woche über krank, und ich fürchtete, dass man ihn feuern würde. Doch auf der anderen Seite erwartete man in einem Chop Shop vielleicht überhaupt nicht, dass jeder einzelne Arbeiter jeden Tag auftauchte. Als ich Lucas danach fragte, nickte er. »Dort, wo das Gesetz gebrochen wird, nimmt man es normalerweise mit den Regeln nicht so genau. Mach dir keine Sorgen meinetwegen, okay, Bianca? Gib lieber auf dich

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