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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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wir wirklich allein waren. Dann sahen wir einander an, und ein Hochgefühl überkam mich. Dies waren die Augenblicke, nach denen ich mich verzehrte, jene Momente, für die sich die harte Arbeit und die Einsamkeit lohnten.
    Lucas umarmte mich und drückte mir einen Kuss aufs Haar, dann auf die Stirn und schließlich auf die Lippen. Sein warmer Geruch gab mir das Gefühl, nicht im Park, sondern inmitten eines riesigen Waldes zu sein und zwar ganz allein, als ob es nur uns beide auf der Welt gäbe. Ich öffnete meinen Mund unter seinen suchenden Lippen, begierig darauf, den Kuss zu vertiefen, aber er zog den Kopf zurück. »He. Was ich da eben zu Eduardo und Eliza gesagt habe, war kein Spaß. Wir können es uns nicht leisten, hier unaufmerksam zu sein.«
    Enttäuscht stieß ich die Luft aus. »Werden wir denn überhaupt je wieder unaufmerksam sein?«
    »Gott, das will ich doch hoffen.«
    Ein Lächeln umspielte meine Mundwinkel.
    »Denn ich brauche wirklich ganz dringend ein bisschen Ablenkung.«
    Lucas’ Hände auf meinen Schultern verstärkten den Griff, und er hatte diesen unglaublichen Gesichtausdruck, als ob er mich jede Sekunde mit Haut und Haaren verschlingen könnte. Ich wusste, dass die Gefahr real war, aber das verstärkte die prickelnde Aufregung nur noch.
    Seine Stimme war rau, als er sagte: »Bald.« Dann ließ er mich los. Seine Kiefer waren zusammengepresst, als ob er sich hatte zwingen müssen, sich von mir zu lösen.
    Mit einem Seufzer machte ich einige Schritte zurück. Ich war eher guter Stimmung als niedergeschlagen; so sehr ich es auch vermisste, mit Lucas allein zu sein, so waren wir doch gezwungen gewesen, eine Menge Selbstbeherrschung zu lernen. Zu sehen, wie sehr er mich begehrte, war für den Moment Aufregung genug.
    Nun ja, nicht ganz. Aber fast genug.
    »Also gut, wo fangen wir denn mit der Vampirsuche an?«, fragte ich. Ich konnte hören, dass da noch andere Leute im Park waren, gar nicht weit von uns entfernt, aber die Schritte klangen ganz normal. Warteten wir etwa auf einen Schrei?
    Lucas zog bedächtig einen seiner Pflöcke heraus und drehte ihn in seiner Hand. »Dies ist ein Ort, wo neue Vampire lauern und jagen. Menschen, die lange nach Einbruch der Dunkelheit in den Park kommen, vor allem hierher, so weit weg von den Kutschwegen oder dem Zoo oder dem Hauptweg, haben normalerweise unschöne Gründe dafür.«
    »Was meinst du mit unschön ?«
    »Es sind Drogendealer. Prostituierte. Betrunkene Typen. Oder Leute, die die eben Genannten ausrauben wollen.« Lucas zuckte mit den Schultern. »Manchmal ist es auch viel harmloser als das. Vielleicht ist es auch nur ein Obdachloser, der nach einem Plätzchen sucht, um sich aufs Ohr zu legen. Oder ein Liebespaar, das ungestört sein will. Oder ein Typ, der denkt, er könnte einen Teil seines Fahrgelds sparen, wenn er durch den Park seinen Weg abkürzt. Egal, sie sind alle eine leichte Beute für Blutsauger.«
    Ich sah empor zu dem Kranz von hohen Gebäuden, die den Park umgaben wie ein Ring aus Lichtern, der über den Baumwipfeln zu schweben schien. Es war eine seltsame Vorstellung, dass dies hier ein Vampir-Jagdgebiet war, inmitten von so viel Aktivität und Lärm. »Und warum kommen nur die neuen Vampire hierher?«
    »Weil die erfahreneren wissen, dass das Schwarze Kreuz auf Patrouille unterwegs ist.«
    Das ergab einen Sinn. »Also wo wollen wir anfangen?«
    »Wir gehen den Menschen nach.« Lucas setzte sich in Bewegung und lief am Rand des Parks entlang; seine Augen suchten den Horizont ab. »Sorgen dafür, dass sie in Sicherheit sind. Sehen, ob sich irgendeiner von der Untoten-Fraktion für sie interessiert.«
    Jeder Vampir, auf den wir hier stoßen, wird versuchen, die Menschen anzugreifen, dachte ich mit Unbehagen. Es würde also keine große Chance für mich geben, unschuldige Vampire zu warnen, aber vermutlich würden wir ohnehin nur wenige von ihnen hier antreffen.
    Wie sehr wünschte ich mir, ich hätte mich mit meinen Eltern unterhalten können! Ich wollte allerdings ein richtiges Gespräch mit ihnen führen und nicht nur Halbwahrheiten austauschen, wie wir das so oft getan hatten. Ihre Lügen verletzten mich noch immer tief, aber ich konnte nicht mehr so wütend auf sie sein. Dazu vermisste ich sie viel zu sehr.
    Dann kam mir ganz plötzlich eine Idee, die mir geradezu brillant zu sein schien.
    Sofort öffnete ich den Mund, um sie Lucas mitzuteilen; ich war mir ganz sicher, dass er meine Begeisterung teilen würde. Aber dann wurde mir

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