Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
Voller Freude versuchte ich, mir das Schmuckstück an das billige T-Shirt zu stecken, das ich trug, doch der Stoff war zu dünn, und so befestigte ich es am Bund meiner Jeans.
     
    »Hallo«, rief Lucas von oben. Ich stand auf einer der Pritschen und stellte mich auf die Zehenspitzen, sodass ich Lucas kommen sehen konnte, Papiertüten in beiden Händen.
    »Sieh mal, was ich gefunden habe!« Ich hastete ihm entgegen und versuchte, das Schwindelgefühl, das mich begleitete, zu ignorieren. »Sie ist noch wie neu.«
    Seine Finger berührten die Brosche an meiner Taille. »Ich kann es nicht glauben, dass du es geschafft hast, sie trotz allem, was passiert ist, nicht zu verlieren.«
    »Ich würde mich nie davon trennen.«
    Lucas hob eine der braunen Papiertüten und sagte: »Wasser.« Dann reckte er die andere in die Höhe und sagte: »Kein Wasser.«
    Er konnte sogar dann noch Witze machen, wenn er mich mit Blut versorgte. Mit einem Grinsen griff ich in eine der Tüten und zog einen Beutel Blut hervor, frisch aus dem Gefrierschrank des Krankenhauses und köstlich kühl. Normalerweise mochte ich es lieber, wenn mein Blut annähernd Körpertemperatur hatte, aber an einem heißen Tag wie diesem würde etwas Kaltes wunderbar sein.
    »O je«, sagte Lucas und legte die Stirn in Falten. »Ich habe vergessen, einen Strohhalm oder so etwas mitzubringen.«
    »Ich kann mit meinen Reißzähnen hineinbeißen«, sagte ich, überlegte es mir dann aber anders. »Oder ich bohre einfach ein Loch mit deinem Messer hinein.«
    »Warum denn nicht mit den Reißzähnen?«
    »Macht es dir wirklich nichts aus, mich so zu sehen?« Ich schaute unter halb gesenkten Augenlidern zu ihm empor.
    »Wenn ich bedenke, wie heiß und angetörnt wir jedes Mal waren, sobald ich deine Reißzähne entdeckt habe, dann muss ich sagen, dass es mir sogar ganz gut gefällt, dich so zu sehen.«
    Er forderte mich heraus, und das gefiel mir. »In Ordnung«, sagte ich, »dann schau zu.«
    Mit dem Blut unmittelbar in meinen Händen war es nicht schwer, dem Drang nachzugeben; ich verspürte das vertraute Ziehen in meinem Kiefer, und dann wuchsen meine Eckzähne. Als sich die Spitzen aus meinem Mund schoben, bedeckte ich meine Lippen mit einer Hand, ließ diese dann jedoch wieder sinken.
    »Bitte schön«, sagte ich und ließ Lucas einen Blick darauf werfen. Ich fühlte mich nackt und entblößt, bis Lucas lächelte. In diesem Moment fühlte ich mich unbesiegbar.
    »Na los«, sagte er. »Trink.«
    Ich biss in den Beutel und genoss den kalten Blutstrom, der sich in meinen Mund ergoss. Lucas hatte nur diesen einen Liter besorgen können, und so schluckte ich langsam, um ihn mir einzuteilen. Wohlig schloss ich die Augen, um den Genuss zu verstärken, und schluckte einmal, zweimal …
    »O mein Gott.«
    Es war Raquels Stimme.
    Ich riss die Augen auf, und Lucas und ich wirbelten herum. Dana und Raquel kamen im Tunnel näher. Eliza hatte angekündigt, dass andere Jäger später zu uns stoßen würden, aber die beiden waren verdammt früh dran.
    Und sie hatten mich beobachtet, wie ich Blut trank.

11
    »Wartet«, sagte ich und streckte meine Hände aus. »Hört uns doch erst mal zu!«
    Raquel und Dana rannten nicht davon, aber sie sahen auch nicht so aus, als wollten sie zuhören. Sie standen wie angewurzelt da und starrten mich an – mich, ihre Freundin, die sich soeben als Vampirin entpuppt hatte und damit zu den Kreaturen gehörte, die sie mehr als alles andere auf der Welt verabscheuten.
    Der Beutel mit dem Blut fiel mir aus den zitternden Händen. Rote Tropfen sprenkelten den staubigen Boden und den Schutt. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Meine Reißzähne glitten zurück in meinen Kiefer, als versuchten sie, sich zu verstecken.
    Warum nur hatte ich Dana und Raquel nicht kommen hören? Meine Vampirsinne hätten mich warnen müssen. Aber ich hatte mich schwach gefühlt, und Lucas hatte mich abgelenkt, und nun hatten wir den Schlamassel.
    Wir starrten uns eine Ewigkeit, wie es schien, an. Jeder von uns atmete schnell und angestrengt. Als ich Raquel in die Augen sah, in denen nichts als Verletztheit und blankes Entsetzen lag, hätte ich heulen können, doch ich riss mich zusammen.
    Dana brach die Stille. »Wie wäre es mit einer Erklärung?«
    »Nein«, sagte Raquel.
    »Ich weiß, wie sich das anfühlt«, sagte Dana zu ihr, »glaub mir, Süße, das weiß ich wirklich. Aber es ist besser, wenn wir so viel wie möglich erfahren.«
    »Bitte«, setzte ich an, doch Raquel

Weitere Kostenlose Bücher