Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
in die Hände. Ein ausgeleiertes Armband mit nur noch wenigen Perlen daran baumelte an einem ihrer Handgelenke und war ein billiges, kaputtes Spiegelbild des Korallenarmbands, das ich trug. »Bianca gehört dir. Dann gehörst du auch ihr.«
    Ich trat noch einen Schritt näher an sie heran, damit sie Lucas nicht länger anschauen konnte. »Lass Lucas aus dem Spiel.«
    »Wie kann ich ihn aus dem Spiel lassen, wenn ihr einander gehört? Was ich dir antue, betrifft auch ihn. Und … was ich ihm antue, trifft genauso dich.«
    Sie machte eine rasche Bewegung mit der Hand. Shepherd und ein anderer Vampir packten Lucas und zerrten ihn weg. Lucas kämpfte und stieß Shepherd so kräftig den Ellbogen in die Rippen, dass dieser sich krümmte. Einen Moment lang konnte Lucas sich losreißen. Ich sah, wie seine Hand an seine Taille fuhr, wo er so viele Jahre lang einen Pflock getragen hatte: ein sinnloser Reflex, ein Überbleibsel aus einem Leben, aus dem er sich verabschiedet hatte.
    Shepherd erholte sich allmählich wieder, und ein dritter Vampir kam ihm zu Hilfe. Lucas kämpfte mit aller Kraft gegen sie, aber es waren einfach zu viele.
    »Was hast du vor?«, schrie ich und wehrte mich gegen die Hände, die mich festhielten. »Lass ihn in Ruhe.«
    »Du wirst über sein Schicksal entscheiden«, verkündete Charity. »Nur du.«
    »Balthazar hat gesagt, dass sich Vampire niemals verändern können. Das sei das Tragische an dem … was wir sind.« Es war bitter, mich ein weiteres Mal mit Charity auf eine Stufe zu stellen und zuzugeben, dass es schon bald keinen Unterschied mehr zwischen uns geben würde. »Das ist der einzige Grund, warum er sich noch immer um dich sorgt, Charity. Er glaubt, du hättest dich nicht verändert. Aber das stimmt nicht. Du bist ein Monster geworden.«
    Charity schüttelte den Kopf. »Mein armer Bruder hat es nie verstanden. Ich habe mich nicht verändert. So war ich schon immer, schon zu Lebzeiten.« Ihr Blick war abwesend und in die Vergangenheit gerichtet, auf Leute, die es längst nicht mehr gab. »Aber nun habe ich den Mut, auch etwas zu tun.«
    »Der hier ist stark«, rief Shepherd, der noch immer mit Lucas rang. »Zu stark.«
    Auf Charitys Gesicht erstrahlte ein ausgelassenes Lächeln. »Er hat Vampirkräfte? Du hast von seinem Blut getrunken, Bianca. War es süß? Er sieht süß aus. Ich hätte nichts dagegen, auch mal zu kosten.«
    »Beiß ihn nicht«, flehte ich, und nun zitterte meine Stimme doch. »Tu es nicht.«
    »Wenn ich ihn beißen und sein ganzes Blut trinken würde, dann würde er sterben«, säuselte sie. »Lucas würde ein Vampir werden. Würdest du dann bereitwilliger trinken? Um es deinem Geliebten gleichzutun?«
    Ich schlug ihr ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite, und die meisten Vampire erstarrten, als könnten sie es nicht glauben, dass es irgendjemand gewagt hatte, die Hand gegen Charity zu erheben. Sie presste ihre eigene zarte Hand gegen die Wange, die rot von meinem Hieb war. Ansonsten tat sie so, als wäre nichts geschehen. »Du wirst mich noch bitten, dich meinem Clan anschließen zu dürfen«, sagte sie. »Du wirst mich noch anflehen.«
    »Warum glaubst du, dass ich jemals …« Die Worte erstarben in meinem Mund, als ich begriff, was sie zu dieser Annahme brachte und was sie vorhatte.
    Sie flüsterte: »Du wirst mich anflehen und du wirst mir deine Kehle darbieten. Wenn nicht, dann werde ich deinen Loverboy töten.«
    Lucas versuchte nun noch heftiger, sich zu befreien, aber sie hatten ihn fest im Griff, und einer der anderen Vampire wurde aufgefordert, Lucas’ Handgelenke und seine Fußknöchel zusammenzubinden. Dann warf Shepherd sich Lucas über die Schulter, als wäre er keine Person, sondern nur ein Kartoffelsack oder irgendein anderer Gegenstand.
    »Klettere die Leiter hoch«, rief Charity, und Shepherd begann, zum Sprungbrett hinaufzusteigen, während er Lucas noch immer auf seiner Schulter hatte. Charity lief zum Rand des Beckens, und ich folgte ihr, denn ich verstand nicht, was da geschah. Doch als ich in den Pool blickte, drehte sich mir der Magen um. Die blassblaue Oberfläche war in entsetzlicher Weise von Blutflecken übersät, Spritzer um Spritzer überall, die hinuntergetropft und mit der Zeit dunkelbraun angetrocknet waren. Charity bemerkte das Entsetzen auf meinem Gesicht und flüsterte: »Denjenigen, die uns langweilen, geben wir manchmal die Gelegenheit zu entkommen. Wir erzählen ihnen, wenn sie den Sturz überleben, würden wir sie freilassen. Es

Weitere Kostenlose Bücher