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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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wären.
    Gerade als ich lächeln wollte, klopfte es an der Tür. Balthazar. Es wurde Zeit zu gehen.
    Nachdem die Jungs die lange Fahrt von Philadelphia zur Evernight-Akademie angetreten hatten, machte ich mich für meine eigene Reise bereit. Maxie hatte mir erzählt, dass wir Geister an bestimmte Orte und Dinge gebunden blieben, die während unseres Lebens für uns von Bedeutung gewesen waren. Wir konnten immer zu ihnen hinreisen, egal, wie weit entfernt wir von ihnen waren. Ich war mir nicht sicher, welche Orte dies sein würden, auch wenn ich schon ein paar Ideen hatte. Ohne Zweifel würde der alte Ahornbaum in Arrowwood dazugehören, unter dem ich als Kind immer so gerne gespielt hatte, das Kino, in dem Lucas und ich bei unserer ersten Verabredung gewesen waren, und vielleicht auch der Weinkeller, in dem wir die letzten Wochen unseres Lebens verbracht hatten. Aber das waren alles nur Spekulationen.
    Der einzige Ort, an den ich mit Sicherheit würde zurückkehren können, war der erste Punkt, an dem ich wie durch Zufall wieder aufgetaucht war: die Evernight-Akademie, genauer gesagt, der Gargoyle, der draußen vor meinem Schlafzimmer hockte.
    Ich schwebte in nebliger Dunkelheit, und zuerst fühlte sich das so wunderbar und verlockend wie Schlaf an. Doch mein Geist war auf den Gargoyle fixiert. Ich hatte so viel Zeit damit zugebracht, mir sein breites Grinsen und seine Reißzähne anzusehen, dass ich ihn mir mühelos vor Augen rufen konnte: die steinernen Klauen, die gebückte Haltung, die spitzen Flügel. Kurz stellte ich mir vor, wie sich der Stein unter meinen Händen angefühlt hatte, kalt und starr …
    Und dann konnte ich ihn spüren.
    Die Welt um mich herum klarte auf. Ich saß rittlings auf dem Gargoyle, was sich als ausgesprochen unbequem herausgestellt hätte, wenn ich noch am Leben gewesen wäre. So aber war es kein Problem, da ich schweben konnte, wenn es nottat. An den Fensterscheiben wuchsen Eisblumen, die die Anwesenheit eines Geisterwesens verrieten.
    Ob meine Eltern die Blumen entdecken würden? Als ich beim ersten Mal versehentlich hier gelandet war, waren sie ihnen aufgefallen. Doch statt zu begreifen, dass ich es war, waren Mom und Dad durchgedreht und hatten geglaubt, das Eis käme von einem anderen Geist, der in Evernight eingedrungen wäre.
    Eingedrungen stimmt nicht , erinnerte ich mich selbst. Die Geister waren durch einige der Schüler hierhergelockt worden. Sie waren durch Mrs. Bethany vorsätzlich nach Evernight geholt worden. Ich würde auf der Hut sein müssen.
    Aus dem Apartment war nichts zu hören. Wahrscheinlich waren meine Eltern vor dem Gebäude und halfen Mrs. Bethany dabei, die Schüler in Empfang zu nehmen und zu begrüßen.
    Als ich nach unten sah, konnte ich die ersten Leute sehen, die eingetroffen waren. Zu diesem Zeitpunkt waren es vor allem Menschen, die viel zu laut und zu fröhlich waren. Doch hin und wieder glitten schweigende, dunkel gekleidete Gestalten durch die Menge, als ob sie mehr als alle anderen hierhergehören würden. Und tatsächlich war das hier ihr Zufluchtsort: Sie waren Vampire.
    Rasch schwebte ich an der Seite des Gebäudes entlang, unsichtbar, abgesehen von der Frostspur, die ich hinter mir herzog. Zuerst wollte ich einfach nur eine bessere Sicht haben, doch dann merkte ich, dass irgendetwas an der Schule seltsam war.
    Nun ja, große Überraschung. Praktisch alles an der Evernight-Akademie war seltsam. Da war jedoch noch irgendetwas anderes, etwas, das ich noch nie zuvor gespürt hatte. Es war, als ob das Haus und die Schule mich zurückdrängen würden und versuchten, mich draußen zu halten. Wahrscheinlich war es etwas, das nur die Geister fühlen konnten. An manchen Stellen kam es mir vor, als ob ich durch die Mauern hindurch beobachtet würde. Neugierig schlängelte ich mich am Gebäude entlang und ließ Frostspuren hinter mir auf den Fenstern zurück. Auch wenn es ein paar Stellen gab, an denen ich in die Schule hineinschlüpfen konnte, war es mir an anderen unmöglich. Und an einem Ort – rings um die Spitze des Südturms herum, unmittelbar über der Wohnung meiner Eltern – war der Weg für mich vollkommen versperrt, und zwar auf eine Weise, die mich schaudern ließ.
    Halt dich doch einfach fern davon , sagte ich mir. Es ist ja nicht so, als ob du jemals auch nur einen einzigen Grund gehabt hättest, dort hinaufzusteigen. Solange du überall sonst in das Gebäude hineinkommen kannst, kannst du auch zu Lucas gelangen. Alles andere ist
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