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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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jetzt ab kannst du dich darauf einrichten, dass ich immer irgendwo in der Nähe bin.«
    »Selbst wenn ich unter der Dusche stehe?«
    »Das hättest du wohl gerne.«
    Nachdem Balthazar einen raschen Blick nach rechts und links geworfen hatte, um sicher zu sein, dass niemandem seine »Selbstgespräche« auffielen, murmelte er: »Ich denke, wenn sie Lucas hätte wegschicken wollen, hätte sie es sofort getan. Aber das hat sie nicht vor, Bianca. Vertrau mir.«
    Trotz allem, was Balthazar seit Lucas’ Rückkehr für diesen getan hatte, war ich noch immer nicht bereit, Balthazar gänzlich zu vertrauen. Er war der Typ, der Lucas in den Tod geführt hatte – die Person, die Lucas überhaupt in diese Lage gebracht hatte. Oder etwa nicht?
    Ich konnte die Ungewissheit zwischen uns keine Sekunde länger ertragen. Stattdessen schoss ich Lucas und Mrs. Bethany hinterher, begierig darauf, so viel wie möglich mitzuhören.
    Mrs. Bethany lebte im Kutschhaus am Rande des Schulgeländes, an einem Ort, den ich nur zu gut kannte. Aber ich hatte etwas Grundlegendes vergessen, bis ich zum Dach hinunterschwebte, bereit, mich hindurchgleiten zu lassen. Da spürte ich, wie ich mit aller Macht zurückgestoßen wurde. Natürlich , dämmerte es mir. Das Dach .
    Metalle und Mineralien, die sich im menschlichen Körper finden ließen, wie zum Beispiel Kupfer und Eisen, übten eine starke Abstoßung auf Geister aus. Das war der Grund, warum sich Mrs. Bethany für ein Kupferdach entschieden hatte: Sie wollte uns Geister abwehren. Die Wirkung auf mich erinnerte mich an die »blockierten« Stellen in Evernight, mit dem Unterschied, dass ich mir hier am gesamten Gebäude keinerlei Zutritt verschaffen konnte.
    Nun gut, wenn ich Lucas nicht hineinfolgen konnte, dann blieb mir immer noch die Möglichkeit, die ich damals als Schülerin ebenfalls genutzt hatte: Ich konnte ihn und Mrs. Bethany belauschen.
    Ich ballte mich zu einer weichen Wolke am Rande eines Fensters zusammen, wo die Zweige einer nahe stehenden Ulme beinahe am Glas kratzten und mich in ihrem Schatten verbargen. Von dort aus konnte ich Mrs. Bethanys Schreibtisch sehen, der so aufgeräumt war, dass alles in rechten Winkeln ausgerichtet war. Der einzige persönliche Gegenstand war das gerahmte Bild eines Mannes aus dem neunzehnten Jahrhundert. Während ich durch das Fenster starrte, betrat Mrs. Bethany den Raum, herrisch wie eh und je. Lucas folgte ihr mit angespannten Schultern und wachsamem Blick. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich. Ich hatte ihn bei ihm gesehen, wann immer er einen Kampf erwartete.
    »Es gibt eine Frage, die wir vor allen anderen klären müssen, Mr. Ross«, sagte Mrs. Bethany, als sie hinter ihrem Schreibtisch Platz nahm. »Wo steckt Bianca Olivier?«
    Erschrocken fuhr ich zusammen, und die Blätter rings um mich herum raschelten. Mrs. Bethany sah nur eine Sekunde lang in meine Richtung. Bestimmt dachte sie, dass sich nur ein Windstoß geregt hatte.
    Lucas ließ sich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen und umklammerte die Armlehnen. »Bianca ist tot.«
    Mrs. Bethany erwiderte nichts. Ihre dunklen Augen blieben auf ihn gerichtet, und in ihnen lag eine schweigende Aufforderung, ihr die ganze Wahrheit zu sagen.
    Lucas fuhr fort: »Vor sechs Wochen ging es plötzlich mit ihrer Gesundheit bergab. Sie wollte nichts mehr essen. Wollte kein Blut mehr. Ich habe versucht, sie zum Arzt zu bringen, aber sie hatte angefangen, nun ja, sich zu verändern, sodass man ihr nicht mehr helfen konnte.«
    »Es muss Ihnen doch klar gewesen sein, was zu tun war.«
    Langsam nickte Lucas. »Bianca hätte in einen Vampir verwandelt werden müssen, um am Leben zu bleiben. Ich habe sie gebeten, mich zu töten, um sich selbst zu retten. Aber das wollte sie nicht tun.« Bei den letzten Worten versagte seine Stimme, und er drehte den Kopf von Mrs. Bethany weg.
    Meine Auferstehung als Geist hatte Lucas’ Trauer vermutlich gelindert, aber in diesem Moment begriff ich etwas anderes: Die Wunde, die Lucas erlitten hatte, als er mich sterben sah, würde ihn für immer schmerzen.
    »Sie hätten es nicht verhindern können«, sagte Mrs. Bethany. Sie klang nicht mitleidig, aber ihre Stimme war weicher geworden. »Wenn es nicht Miss Olivier war, die Sie in einen Vampir verwandelt hat, wer war es dann?«
    »Charity.« Lucas biss die Zähne zusammen. Purer Hass jagte ihm einen Schauer über den Rücken. »Unmittelbar, nachdem Bianca in Philadelphia gestorben war, hatten wir einen Zusammenstoß. Ich weiß nicht,

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