Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Ende bereiten musste, ehe irgendjemand verletzt wurde. Ich war noch immer angeschlagen, aber ich musste alles tun, was in meiner Macht stand.
Die Jäger waren bereits wieder dabei, sich zu sammeln. Auch wenn einige von ihnen sich nach meinem eisigen Hieb vor Schmerzen zusammengekrümmt hatten, richteten sich etliche andere schon wieder auf und machten sich für einen weiteren Angriff bereit.
Mein erster Gedanke war, noch einmal von Kate Besitz zu ergreifen und ihnen diesmal den Befehl zu geben, das Feuer einzustellen. Könnte ich das schaffen? Wenn Verzweiflung der Schlüssel zu dieser Fähigkeit war, wie ich vermutet hatte, dann müsste es mir möglich sein. Aber als ich auf Kate zurannte, spürte ich, wie mich etwas zurückdrängte, bis ich schließlich zum Stehen kam.
Was zum …? Dann sah ich an ihren Fingern ein halbes Dutzend Kupferringe glänzen. Kupfer stieß – wie alle Metalle, die sich im menschlichen Körper finden lassen – Geister ab. Das Schwarze Kreuz wusste nur wenig über Geister, so viel hatte ich bislang herausgefunden, aber offensichtlich hatte Kate sich informiert. Nun schützte sie sich vor der Gefahr, besessen zu werden. Ich konnte gegen sie kämpfen, aber ich würde nie wieder ihren Körper übernehmen können. Nun, dann musste ich wohl ein Mitglied des Schwarzen Kreuzes nach dem anderen erledigen.
Ich machte einen Satz auf den Jäger zu, der mir am nächsten stand. Um ihm mit einer Eisfaust einen Schlag versetzen zu können würde ich eine Gestalt annehmen müssen, und ich wusste, dass das vermutlich eine schlechte Idee war. Nicht nur, dass dann Massen von anderen Evernight-Schülern über mich Bescheid wüssten, ich würde außerdem den Leuten vom Schwarzen Kreuz verraten, wohin sie zielen mussten. Vermutlich hatten sie recherchiert und seit unserem letzen Treffen Mittel und Wege ersonnen, einem Geist zu schaden oder ihn sogar zu vernichten.
Stattdessen umwirbelte ich den Jäger, und aus einer eisigen Brise wurde rasch ein Sturm. Ich brachte mich dazu, kälter und kälter zu werden. Als ich an Geschwindigkeit zulegte, konnte ich sehen, wie sich an den Haarspitzen des Jägers und in seinem Bart Eiszapfen bildeten. Seine Haut nahm eine bläuliche Färbung an, und er schrie vor Schmerzen.
Genug. Ich ließ von ihm ab, als ich hörte, wie er offenbar ohnmächtig zusammenbrach, und schoss zu dem nächsten Jäger. Nur vage nahm ich den übrigen Kampf um mich herum wahr: Patrice hatte sich auf Kate gestürzt und parierte Schlag auf Schlag mit einer Wildheit, die ich ihr gar nicht zugetraut hätte. Auch Lucas war in der Mitte des Geschehens: Er brüllte vor Zorn, als er Milos angriff und ihn zu Boden zog. Ich war hin- und hergerissen: Einerseits war ich glücklich, dass Lucas in Ordnung war, andererseits fürchtete ich mich davor, dass dies der Augenblick sein könnte, in dem er ein menschliches Leben auslöschen würde; eine Sünde, die er sich niemals würde verzeihen können.
Im Augenblick war es das Beste, was ich für Lucas tun konnte, wenn ich einfach weiterkämpfte. Ich zwang mich dazu, wieder zum Wirbelwind zu werden, der immer kälter und kälter wurde. Kaum hatte ich damit begonnen, eine andere Jägerin zu umkreisen, da wurde sie auch schon von ihren Frostbeulen niedergestreckt oder von Unterkühlung oder was immer ich bei den Jägern bewirkte. Also wandte ich mich dem nächsten Kämpfer zu, doch gerade hatte ich mich in Bewegung gesetzt, da hörte ich Lucas vor Schmerzen aufschreien und konnte mich nicht mehr konzentrieren. Entsetzt blickte ich mich um und sah Lucas. Sein Gesicht war zur Fratze verzerrt, seine Reißzähne waren verlängert. Er lag auf dem Boden, und über ihm erhob sich drohend Milos, den Pflock in die Luft gereckt. Ich würde die beiden nicht mehr rechtzeitig erreichen können!
In diesem Augenblick tauchte Raquel auf. Sie kam aus einer nahe gelegenen Seitenstraße gerannt und ließ etwas gegen Milos’ Schläfe krachen.
Milos fiel benommen auf die Knie. Ungläubig betrachtete ich die Szene, bis Raquel brüllte: »Lucas, du musst verschwinden. Sofort!«
»Was zur Hölle machst du?«, schrie Kate. Aber da kam auch schon Dana an und hielt eine Armbrust in der Hand, die sie direkt auf Kate richtete.
»Das Spiel ist zu Ende«, rief Dana. Sie zitterte so stark, dass ihre Stimme ebenfalls bebte. »Die Sache ist augenblicklich zu Ende.«
In der Ferne hörte ich Sirenen heulen; jemand aus Riverton hatte die Polizei gerufen.
Lucas rappelte sich auf. Offenbar war er
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