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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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geworden?«
    »Patrice, ich habe im Augenblick wirklich keine Zeit, das zu diskutieren.«
    »Wir haben alle Zeit der Welt; schließlich sind wir beide tot«, erwiderte Patrice schnippisch, und ihr Gesichtsausdruck wurde misstrauischer. Die alte Feindschaft zwischen Vampiren und Geistern zeigte erste Wirkungen bei ihr. »Wir haben also Ewigkeiten lang Zeit. Fang doch einfach damit an, wie du gestorben bist.«
    »Das Schwarze Kreuz ist hier in Riverton, und wenn du mich nicht augenblicklich befreist, dann werden die Jäger Lucas und jeden anderen Vampir töten, den sie in die Finger bekommen, dich vermutlich eingeschlossen!«
    Das seltsame, lähmende Gefühl, das mich in meinen Bewegungen einschränkte, fiel so rasch von mir ab, dass es mir vorkam, als würde ich mit einem Mal schweben. Überall um mich herum schienen Lichter zu explodieren, aber es waren nur die hellen Straßenlaternen im Stadtzentrum von Riverton, die im Gegensatz zu der Dunkelheit standen, die mich umschlossen hatte. Als ich meine Orientierung in der Welt wiedergefunden hatte, stellte ich fest, dass ich direkt vor Patrice stand, die sich ihrerseits in einer Gasse unmittelbar neben der Hauptstraße befand. In ihrer Hand hielt sie eine kleine Puderdose mit einem Spiegel darin, der mit Eis überzogen war. Ich musste sichtbar sein, aber nur gerade so eben, denn als ich eine Hand ausstreckte, sah ich lediglich schwache Umrisse meiner Finger und meiner Handfläche. Niemand würde mich entdecken, wenn er nicht genau wüsste, wohin er den Blick richten musste.
    Patrice wusste es. Sie blinzelte einmal, dann schüttelte sie ihre Verblüffung ab. »Wo sind sie?«, fragte sie. »Sag’s mir schnell!«
    »Im Kino. Im Schnellimbiss. Ich weiß nicht, wo sonst noch alles. Lucas ist auf dem Weg ins Café; wir müssen ihn einholen, ehe er dem Schwarzen Kreuz in die Hände fällt.«
    Patrice stürmte los, quer über die Straße, und sie rannte so schnell, als stünde ihr eigenes Leben auf dem Spiel, nicht das von Lucas. Ich folgte ihr, allerdings langsamer. In der Falle zu sitzen hatte mich erschöpft, und ich brauchte Zeit, um meine Kräfte wieder zu mobilisieren. Zeit, die Lucas nicht hatte.
    Als Patrice das Café erreichte, war ich noch fast fünfzig Meter hinter ihr. Anstatt normal die Tür zu öffnen stieß sie sie mit aller Kraft auf, sodass fast alle Gäste den Kopf hoben, um zu sehen, was der Grund für diese Aufregung war. Einer von ihnen war Lucas, der auf einem der mit grünem Samt bezogenen Sessel saß und den Kopf auf die Hände gestützt hatte. Wortlos starrte er Patrice an, die ihm ihrerseits die Hand entgegenstreckte und ihn unmissverständlich aufforderte, sofort mit ihr zusammen zu verschwinden.
    In diesem Augenblick wurde mir die Sicht von den Jägern versperrt. Kate, Eliza. Milos. Zehn oder fünfzehn andere, die ich nicht kannte, aber jeder von ihnen in der Kampfkleidung der Truppen vom Schwarzen Kreuz. Irgendjemand hatte ihnen verraten, dass Lucas in der Stadt war, und hatte ihnen seinen Aufenthaltsort genannt. Patrice und ich waren zu spät gekommen.
    O nein, dachte ich. Nein, bitte nicht.
    »Waffen bereit machen«, befahl Kate. Die Worte waren schwer und unbeugsam wie Eisen. Sie war hierhergekommen und stand jetzt vor dem Café, um ihren Sohn umzubringen, und diese Aufgabe war so entsetzlich, dass ihre Augen wie tot waren. Die Jäger spannten ihre Armbrüste, als Lucas sich erhob und zu Patrice ging, um mit ihr das Café zu verlassen. In diesem Augenblick entdeckte er seine Mutter. Er begriff, dass ein Angriff unmittelbar bevorstand und dass er nichts tun konnte, um ihn zu verhindern.
    Das bedeutete, die Verantwortung lag bei mir.
    Ich machte mich dünn und streckte mich zu einer horizontalen Linie aus; dann stellte ich mir vor, ich sei die scharfe Schneide eines Schwertes und schoss nach vorne.
    »Feuer!«, gellte Kates Stimme in dem Moment, in dem ich durch die Jäger hindurchfuhr. Es musste sie wie ein leichter, schneller Hieb aus Eis getroffen haben, denn alle schrien auf und feuerten blindlings. Die Pfeile schlugen im Gehweg oder in den Mauern ringsum ein. Doch einer traf und ließ das Fenster des Cafés in Tausende kleiner Splitter zerspringen. Die Menschen im Café fingen an zu schreien, und ich sah, dass einige Passanten auf der Straße in Panik gerieten.
    Lucas ! Ihn konnte ich nirgends mehr entdecken. Auch wenn ich mich unbedingt vergewissern wollte, dass alles mit ihm in Ordnung war, so war mir doch klar, dass ich der Sache hier ein

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